Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
sich so vor. Ser Rodrik nickte der Witwe mitfühlend zu. »Es werden sich noch andere Freier um Euch bewerben, Mylady. Wir werden nach einem Anwärter Ausschau halten, der mehr Eurem Geschmack entspricht.«
»Vielleicht braucht Ihr dabei gar nicht so sehr in die Ferne zu schweifen, Ser.«
Nachdem sie sich verabschiedet hatte, lächelte Maester Luwin. »Ser Rodrik, ich glaube, die Lady hat eine Schwäche für Euch.«
Ser Rodrik räusperte sich und sah aus, als sei ihm äußerst unbehaglich zu Mute.
»Sie war sehr traurig«, sagte Bran.
»Traurig und zart.« Ser Rodrik nickte. »Und für eine Dame ihres Alters in all ihrer Bescheidenheit nicht unansehnlich. Trotzdem stellt sie eine Gefahr für den Frieden im Reiche Eures Bruders dar.«
»Sie?«, fragte Bran erstaunt.
Maester Luwin antwortete: »Da sie keinen Erben hat, werden sich viele um das Land der Hornwalds streiten. Die Tallharts, Flints und Karstarks sind über die weibliche Linie alle mit dem Hause Hornwald verbunden, und die Glauers ziehen Lord Harys’ Bastard in Tiefwald Motte auf. Grauenstein hat meines Wissens keinen Anspruch, aber seine Ländereien grenzen an Hornwald, und Roose Bolton ist keiner, der sich eine solche Gelegenheit entgehen ließe.«
Ser Rodrik zupfte an seinem Bart. »In diesem Fall muss ihr Lehnsherr eine geeignete Partie für sie finden.«
»Warum heiratet Ihr sie nicht?«, fragte Bran. »Ihr nennt sie ansehnlich, und Beth hätte endlich eine Mutter.«
Der alte Ritter legte Bran die Hand auf den Arm. »Ein hübscher Gedanke, mein Prinz, aber ich bin nur ein Ritter und abgesehen davon zu alt. Vielleicht könnte ich ihr Land ein paar Jahre besitzen, nach meinem Tod fände sich Lady Hornwald jedoch bald wieder in der gleichen Zwangslage, und dann könnte auch Beth Gefahr drohen.«
»Dann ernennt Lord Hornwalds Bastard zum Erben«, sagte Bran und dachte an seinen Halbbruder Jon.
»Das würde den Glauers gefallen und dem verstorbenen Lord Hornwalds Geist wohl auch, Lady Hornwald hingegen würde diese Entscheidung wohl kaum gutheißen. Der Junge ist nicht von ihrem Blut.«
»Dennoch«, wandte Maester Luwin ein, »sollte man es in Erwägung ziehen. Lady Donella wird keinen Sohn mehr in die Welt setzen, wie sie selbst gesagt hat. Wenn nicht der Bastard das Erbe antritt, wer dann?«
»Darf ich gehen?« Bran hörte die Knappen, die sich unten auf dem Hof bei ihren Kampfspielen vergnügten.
»Gewiss doch, mein Prinz«, sagte Ser Rodrik. »Ihr habt Eure Sache gut gemacht.« Bran errötete vor Freude. Die Geschäfte eines Lords waren doch nicht so langweilig, wie er befürchtet hatte, und da Lady Hornwald sich kürzer gefasst hatte als Lord Manderly, hatte er noch ein paar Stunden Tageslicht, um sie mit Sommer zu verbringen. Er besuchte seinen Wolf gern jeden Tag, sofern Ser Rodrik und der Maester ihre Zustimmung gaben.
Sobald er auf Hodors Rücken den Götterhain betrat, trottete Sommer unter einer Eiche hervor, als hätte er gewusst, dass sie kämen. Bran erhaschte auch einen knappen Blick auf eine schlanke schwarze Gestalt, die durchs Unterholz schlich. »Struppi«, rief er, »hier, Struppel. Hierher.« Aber Rickons Wolf verschwand sofort.
Hodor kannte Brans Lieblingsplatz, und so brachte er
ihn zum Rand des Tümpels unter dem großen Herzbaum, wo Lord Eddard immer gebetet hatte. Das Wasser kräuselte sich eigentümlich und ließ das Spiegelbild des Wehrbaumes schwanken und tanzen, obwohl sich kein Lüftchen regte. Einen Augenblick lang wunderte sich Bran darüber.
Und dann tauchte plötzlich Osha prustend aus dem Tümpel auf, und selbst Sommer wich zurück und fletschte die Zähne. Hodor jammerte entsetzt »Hodor hodor «, bis Bran ihm auf die Schulter klopfte und ihn beruhigte. »Wie kannst du darin schwimmen?«, fragte er Osha. »Ist es nicht kalt?«
»Als Säugling habe ich an Eiszapfen gesaugt, Junge. Ich mag die Kälte.« Sie schwamm zu den Steinen und stieg tropfnass aus dem Wasser. Ihre nackte Haut war mit einer Gänsehaut überzogen. Sommer kroch an sie heran und schnüffelte. »Ich wollte bis zum Grund tauchen.«
»Ich wusste gar nicht, dass es einen Grund gibt.«
»Gibt es vielleicht auch nicht.« Sie grinste. »Was starrst du mich so an, Junge? Hast du noch nie eine Frau gesehen?«
»Doch.« Hunderte Male hatte Bran mit seinen Schwestern gebadet, und auch die Dienstmädchen hatte er in den heißen Tümpeln beobachtet. Aber Osha war dennoch anders, zäh und sehnig, ihre Brüste flach wie zwei leere Geldbeutel.
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