Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
kaum gesetzt, als Mors schon um die Erlaubnis bat, Lady Hornwald zu ehelichen. »Der Großjon ist des Jungen Wolfs starke Hand, das weiß jeder. Wer könnte
das Land der Witwe besser verteidigen als ein Umber, und welcher Umber besser als ich?«
»Lady Donella ist noch in Trauer«, gab Maester Luwin zu bedenken.
»Und ich trage das beste Mittel gegen Trauer unter meinem Pelz.« Mors lachte. Ser Rodrik dankte ihm höflich und versprach, der Lady und dem König das Ansinnen zu unterbreiten.
Hother wollte Schiffe. »Die Wildlinge schleichen aus dem Norden herunter, mehr als je zuvor. Sie überqueren die Seehundsbucht in kleinen Booten und landen an unserer Küste. Die Krähen in Ostwacht vermögen sie nicht aufzuhalten, und sie schlüpfen schnell wie Wiesel ans Ufer. Langschiffe brauchen wir, ja, und kräftige Kerle, die sie bemannen. Der Großjon hat zu viele mitgenommen. Die Hälfte der Ernte ist auf dem Halm verkommen, weil wir niemanden haben, der die Sense schwingt.«
Ser Rodrik zupfte an seinem Backenbart. »Ihr habt Wälder mit hohen Fichten und alten Eichen. Lord Manderly hat Schiffsbauer und Seeleute in Hülle und Fülle. Zusammen könntet Ihr eine Flotte mit genug Langschiffen bauen, um Euer beider Küsten zu schützen.«
»Manderly?« Mors Umber schnaubte. »Dieser riesige wabbelnde Fettsack? Seine eigenen Leute verspotten ihn und nennen ihn Lord Neunauge, heißt es. Der Mann kann kaum gehen. Wenn man dem ein Schwert in den Bauch stieße, würden sich zehntausend Aale herauswinden.«
»Gewiss ist er dick«, räumte Ser Rodrik ein, »jedoch nicht dumm. Ihr werdet Euch in dieser Angelegenheit mit ihm einigen, sonst wird sich der König sicherlich für die Gründe interessieren, aus denen Ihr es ablehnt.« Und zu Brans größtem Erstaunen nahmen die aufsässigen Umbers, wenngleich auch murrend, diesen Befehl an.
Während die Audienz weiter andauerte, trafen die Männer der Glauers aus Tiefwald Motte ein, und außerdem eine
große Anzahl Tallharts von Torrhenschanze. Galbart und Robett Glauer hatten Tiefwald der Obhut von Robetts Gemahlin überlassen, doch es war ihr Haushofmeister, der nach Winterfell kam. »Meine Herrin bittet Euch, ihre Abwesenheit zu entschuldigen. Ihre Kinder sind zu klein für eine solche Reise, und sie wollte sie nicht allein lassen.« Rasch begriff Bran, dass es der Haushofmeister und nicht die Lady Glauer war, der in Tiefwald Motte in Wirklichkeit das Sagen hatte. Der Mann erklärte, gegenwärtig werde nur ein Zehntel der Ernte als Vorrat zurückgelegt. Ein Heckenzauberer habe ihm erzählt, bevor die Kälte einsetze, gebe es noch einen ertragreichen Geistersommer. Maester Luwin hatte einiges über solche Zauberer zu sagen. Ser Rodrik befahl ihm, ein Fünftel der Ernte einzulagern, und fragte den Haushofmeister eindringlich über Lord Hornwalds Bastard Laurenz Schnee aus. Im Norden trugen alle hochgeborenen Bastarde den Nachnamen Schnee . Dieser Junge war schon fast zwölf, und der Haushofmeister lobte seinen wachen Verstand und seinen Mut.
»Eure Idee mit dem Bastard hat vielleicht ihre Vorzüge, Bran«, sagte Maester Luwin später. »Eines Tages werdet Ihr ein guter Lord von Winterfell sein, glaube ich.«
»Nein, werde ich nicht.« Bran wusste, ein Lord würde er niemals werden, genauso wenig wie ein Ritter. »Robb wird eines der Freymädchen heiraten, das habt Ihr mir selbst erzählt, und die Walders sind der gleichen Meinung. Er wird Söhne haben, und die werden nach ihm Lord von Winterfell sein, nicht ich.«
»Das ist durchaus möglich«, sagte Ser Rodrik, »doch auch ich war drei Mal verheiratet, und meine Gemahlinnen haben mir nur Töchter geschenkt. Jetzt ist mir nur noch Beth geblieben. Mein Bruder Martyn hat vier kräftige Söhne gezeugt, aber nur Jory hat das Mannesalter erreicht. Als er erschlagen wurde, starb Martyns Linie mit ihm aus. Sprechen wir vom Morgen, können wir nichts als sicher betrachten.«
Leobald Tallhart war am nächsten Tag an der Reihe. Er redete über Vorzeichen, die das Wetter betrafen, und über den mangelnden Verstand des gemeinen Volkes, und er erzählte, wie sehr sein Neffe auf die Schlacht brannte. »Benfred hat eine eigene Kompanie Lanzenreiter aufgebaut. Knaben, keiner älter als neunzehn, aber jeder hält sich für einen Jungen Wolf. Ich habe ihnen gesagt, sie seien doch nur Kaninchen, und sie haben mich ausgelacht. Jetzt nennen sie sich die Wilden Hasen, haben sich Kaninchenfelle ans Ende ihrer Lanzen gebunden, galoppieren durchs Land
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