Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
fromm genug zeige, wird Feuchthaar mir keine Schwierigkeiten machen. Und mein Onkel Victarion …«
»Lord Kapitän der Eisernen Flotte ist er, und ein Furcht erregender Krieger. Ich habe gehört, wie sie ihn in den Bierschenken preisen.«
»Während der Rebellion meines Vaters ist er nach Lennishort gesegelt, wo er zusammen mit meinem Onkel Euron die Flotte der Lennisters niederbrannte«, erinnerte sich Theon. »Der Plan stammte allerdings von Euron. Victarion ist ein großer Ochse, kräftig und unermüdlich und pflichtbewusst, doch wird er vermutlich niemals ein Rennen gewinnen. Ohne Zweifel wird er mir genauso treu dienen wie zuvor meinem Hohen Vater. Ihm mangelt es sowohl an Verstand als auch an Ehrgeiz, um ein Komplott zu schmieden.«
»Euron Krähenauge fehlt es nicht an Verschlagenheit. Ich habe üble Dinge über ihn gehört.«
Theon rutschte im Sattel hin und her. »Meinen Onkel Euron
hat man auf den Inseln seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Vielleicht ist er längst tot.« Wenn das stimmte, wäre es das Beste. Lord Balons ältester Bruder hatte die alten Sitten und Gebräuche niemals aufgegeben, nicht einmal für einen einzigen Tag. Seine Schweigen mit den schwarzen Segeln und dem dunkelroten Rumpf war in allen Häfen von Ibben bis Asshai berüchtigt.
»Möglicherweise ist er tot«, stimmte Esgred zu, »und wenn nicht, hat er so viel Zeit auf See verbracht, dass man ihn hier wie einen Fremden betrachten wird. Die Eisenmänner würden keinen Fremden auf dem Meersteinstuhl sitzen lassen.«
»Das glaube ich auch nicht«, erwiderte Theon, ehe ihm einfiel, dass man ihn ebenfalls als Fremden bezeichnen könnte. Er runzelte die Stirn. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, aber jetzt bin ich zurück, und mein Vater wird noch eine Weile leben. Mir bleibt genug Zeit, mich zu beweisen.
Er überlegte, ob er nochmals Esgreds Brust streicheln sollte, doch vermutlich würde sie seine Hand erneut zur Seite schieben, und dieses Gerede über seine Onkel hatte ihm irgendwie die Lust verdorben. Außerdem würde sich ihm in der Abgeschiedenheit seiner Gemächer ausreichend Gelegenheit dazu bieten. »Ich werde mit Helya sprechen, sobald wir Peik erreicht haben, und dafür sorgen, dass man Euch auf dem Fest einen ehrenvollen Platz zuweist«, sagte er. »Ich muss auf dem Podest sitzen, zur Rechten meines Vaters, doch nachdem er die Halle verlassen hat, werde ich mich zu Euch gesellen. Der alte Mann hält meist nicht lange aus. Sein Magen macht das Trinken nicht mehr mit.«
»Es ist schmerzlich, wenn ein großer Mann alt wird.«
»Lord Balon ist nur der Vater eines großen Mannes.«
»Welche Bescheidenheit Ihr an den Tag legt, Mylord.«
»Nur ein Narr demütigt sich selbst, wo es in der Welt von jenen wimmelt, die das für ihn tun möchten.« Er küsste sie sanft in den Nacken.
»Was soll ich zu diesem großen Fest tragen?« Sie griff nach hinten und schob sein Gesicht weg.
»Ich werde Helya auftragen, Euch behilflich zu sein. Eines der Kleider meiner Hohen Mutter sollte genügen. Sie ist auf Harlau, und niemand geht davon aus, dass sie wieder zurückkehrt. «
»Die kalten Winde haben ihr zugesetzt, habe ich gehört. Werdet Ihr sie nicht besuchen? Harlau erreicht man an einem Tag, und gewiss sehnt sich Lady Graufreud danach, ihren Sohn ein letztes Mal zu sehen.«
»Ich wünschte, das wäre möglich. Doch leider habe ich hier zu viel zu tun. Mein Vater braucht mich jetzt, da ich zurückgekehrt bin. Im Frieden vielleicht …«
»Eure Gegenwart könnte ihr Frieden bringen.«
»Jetzt hört Ihr Euch an wie eine Frau«, beschwerte sich Theon.
»Ich gestehe es: Ich bin eine … und ich trage seit kurzem ein Kind.«
Dieser Gedanke erregte ihn. »Das behauptet Ihr, aber Eurem Körper lässt es sich nicht anmerken. Wie wollt Ihr es beweisen? Bevor ich Euch glaube, muss ich sehen, wie Eure Brüste anschwellen, und von der Muttermilch kosten.«
»Was wird mein Gemahl dazu sagen? Eures Vaters Vasall und treuer Diener.«
»Wir geben ihm so viele Schiffe zu bauen, dass er Eure Abwesenheit nicht einmal bemerken wird.«
Sie lachte. »Welch grausamer Lord hat mich da in seine Gewalt gebracht. Wenn ich Euch verspreche, Euch eines Tages beim Stillen zuschauen zu lassen, werdet Ihr mir dann mehr über Euren Krieg erzählen, Theon aus dem Haus Graufreud? Noch liegen viele Meilen vor uns, und ich würde gern etwas über diesen Wolfskönig erfahren, dem Ihr gedient habt, und über die goldenen Löwen, die er
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