Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Schwarztönen, um seiner Stimmung Ausdruck zu verleihen. Kein Schmuck; schließlich hatte er nichts mit Eisen erkauft. Ich hätte diesem Wildling, den ich getötet habe, um Bran Stark zu retten, etwas abnehmen können, aber er hatte nichts Wertvolles bei sich. Das ist mein verfluchtes Schicksal, ich töte die Armen.
Die lange, rauchgefüllte Halle war von den Lords und Kapitänen seines Vaters bevölkert, als er eintrat; insgesamt hatten sich fast vierhundert versammelt. Dagmer Spaltkinn war noch nicht mit den Steinheims und Drumms von Alt Wiek zurückgekehrt, doch der Rest von ihnen war erschienen – Harlaus von Harlau, Schwarzfluths von Schwarzfluth, Sparrs, Merlyns und Guthbruders von Groß Wiek, Salzklipps und Sunderlys von Salzklipp, und Botlins und Wynches von der anderen Seite Peiks. Die Leibeigenen schenkten Bier aus, und Fiedeln und Trommeln sorgten für Musik. Drei kräftige Männer führten den Fingertanz auf, wobei sie Äxte mit kurzem Griff nacheinander schleuderten. Der Trick bestand darin, die Axt zu fangen oder darüberzuspringen, ohne aus dem Takt zu kommen. Fingertanz hieß dieser Reigen, weil er gewöhnlich dann endete, wenn einer der Tänzer einen davon verlor … oder zwei oder fünf.
Weder die Tanzenden noch die Trinkenden schenkten Theon große Beachtung, als er sich zum Podest begab. Lord Balon saß auf dem Meersteinstuhl, der aus einem riesigen
Block glatten schwarzen Felses gemeißelt war und die Form eines großen Kraken besaß. Der Legende zufolge hatten die Ersten Menschen ihn bei ihrer Ankunft auf den Eiseninseln an der Küste von Alt Wiek gefunden. Zur Linken seines Vaters hatten Theons Onkel Platz genommen. Asha hatte man zur Rechten seines Vaters gesetzt, auf den Ehrenplatz. »Du kommst spät, Theon«, bemerkte Lord Balon.
»Ich bitte um Verzeihung.« Theon setzte sich auf den Stuhl neben Asha. Er beugte sich zu ihr hinüber und zischte ihr ins Ohr: »Du sitzt auf meinem Platz.«
Sie wandte sich ihm mit unschuldigem Blick zu. »Bruder, du irrst dich. Dein Platz ist in Winterfell.« Ihr Lächeln traf ihn tief. »Und wo sind deine hübschen Kleider? Mir wurde gesagt, du trügest Samt und Seide.« Sie selbst hatte ein einfach geschnittenes Kleid aus weicher grüner Wolle angelegt, welches ihren schlanken Körper betonte.
»Dein Kettenhemd ist offenbar verrostet, Schwester«, entgegnete er. »Wie schade. Ich würde dich zu gern in Eisen sehen.«
Asha lachte lediglich. »Das wirst du vielleicht noch, kleiner Bruder … falls du der Meinung bist, deine Seehure könnte mit meiner Schwarzer Wind mithalten.« Einer der Leibeigenen seines Vaters trat mit einem Krug Wein hinzu. »Trinkst du heute Abend Bier oder Wein, Theon?« Sie neigte sich zu ihm. »Oder möchtest du deinen Durst noch immer mit meiner Muttermilch löschen.«
Er errötete. »Wein«, sagte er. Asha wandte sich ab, schlug auf den Tisch und verlangte lauthals ein Bier.
Theon schnitt einen Laib Brot in zwei Hälften, höhlte eine davon aus und rief einen Koch, der sie ihm mit Fischeintopf füllte. Der Geruch der dicken Suppe bereitete ihm Übelkeit, aber er zwang sich zum Essen. Dabei trank er genug Wein für zwei Mahlzeiten. Wenn ich mich übergebe, dann wenigstens auf sie. »Weiß Vater, dass du diesen Schiffsbauer geheiratet hast?«
»Weder er noch Sigrin selbst.« Sie zuckte mit den Schultern. » Esgred war das erste Schiff, das er gebaut hat. Er hat es nach seiner Mutter benannt. Es ist schwer zu sagen, wen von beiden er mehr liebt.«
»Du hast mich also mit jedem Wort belogen?«
»Nicht mit jedem Wort. Erinnerst du dich, dass ich sagte, ich möchte am liebsten oben sitzen?«
Das fachte seinen Zorn nur noch weiter an. »Aber dass du verheiratet und schwanger bist, war nicht die Wahrheit …«
»Oh, das stimmt fast.« Asha sprang auf. » Rolfe , hier«, rief sie einem der Fingertänzer zu und hob die Hand. Er bemerkte sie, drehte sich, und plötzlich löste sich die Axt aus seiner Hand und wirbelte durch das Fackellicht. Theon blieb gerade noch Zeit, den Mund aufzusperren, als Asha die Axt aus der Luft schnappte und sie in den Tisch krachen ließ, wobei sie seinen Teller spaltete und seinen Mantel mit Fischsuppe bespritzte. »Hier ist mein Hoher Gemahl.« Seine Schwester griff in ihr Kleid und zog einen Dolch zwischen ihren Brüsten hervor. »Und hier ist mein süßes kleines Kind.«
Er konnte sich nicht vorstellen, wie er in diesem Moment aussah, doch plötzlich hörte Theon Graufreud das schallende Gelächter
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