Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
sterben«, sagte Esgred.
»Was tot ist, kann niemals sterben.«
Theon murmelte die Worte mit ihnen. »Ihr scheint recht bekannt zu sein«, bemerkte er, nachdem die Männer vorbeigegangen waren.
»Jeder Mann mag die Frau des Schiffsbauers. Das sollte er auch, wenn er nicht will, dass sein Schiff sinkt. Wenn Ihr Männer für Eure Ruderbänke braucht, könntet Ihr Euch schlechtere aussuchen als diese drei.«
»In Herrenhort mangelt es nicht an kräftigen Armen.« Theon hatte sich über diese Frage noch nicht viele Gedanken
gemacht. Er wollte Krieger und Männer, die ihm treu ergeben waren und nicht seinem Hohen Vater oder seinen Onkeln. Im Augenblick spielte er die Rolle eines pflichtbewussten Prinzen, zumindest so lange, bis Lord Balon ihm alle seine Pläne offenbarte. Sollte sich dann jedoch herausstellen, dass ihm diese oder seine Rolle darin nicht gefielen, nun …
»Kraft allein genügt nicht. Die Ruder eines Langschiffs müssen sich wie eins bewegen, wenn es seine größte Geschwindigkeit erreichen soll. Wählt Leute aus, die schon früher zusammen gerudert haben. Das wäre weise.«
»Danke für den Rat. Vielleicht könntet Ihr mir helfen, die Richtigen zu finden.« Mag sie ruhig glauben, mir wäre an ihrer Meinung gelegen, Frauen schmeichelt das.
»Gewiss. Wenn Ihr mich gut behandelt.«
»Wie denn sonst?«
Theon beschleunigte seine Schritte, als sie sich der Myraham näherten, deren leerer Rumpf am Kai im Wasser schaukelte. Der Kapitän hatte schon vor zwei Wochen versucht, in See zu stechen, doch Lord Balon gestattete es ihm nicht. Keinem der Kaufleute war erlaubt worden, Herrenhort zu verlassen; sein Vater wollte nicht, dass Nachrichten über die versammelte Flotte das Festland erreichten, bevor man zum Überfall bereit war.
»Mylord«, rief eine flehende Stimme vom Bug des Handelsschiffs. Die Tochter des Kapitäns beugte sich über die Reling und schaute ihm nach. Ihr Vater hatte ihr verboten, an Land zu gehen, aber wann immer Theon nach Herrenhort kam, sah er sie einsam auf dem Deck umherwandern. »Mylord, einen Augenblick, wenn es Mylord gefällt …«
»War sie …«, fragte Esgred, derweil Theon an der Kogge vorbeieilte, »… Mylord zu Gefallen?«
Er sah keinen Sinn darin, sich vor ihr zu zieren. »Eine Zeit lang. Jetzt möchte sie mein Salzweib werden.«
»Oho. Nun, ein wenig Salz könnte ihr nicht schaden. Sie ist zu weich und mild. Oder täusche ich mich?«
»Nein.« Weich und mild. Genau. Woher wusste sie das?
Er hatte Wex aufgetragen, im Gasthaus zu warten. Der Schankraum war so überfüllt, dass Theon sich durch die Tür hineindrängeln musste. An Bänken und Tischen war kein einziger Platz mehr frei. Seinen Knappen sah er auch nicht. » Wex! «, rief er über den Lärm hinweg. Wenn er sich mit einer dieser verseuchten Huren eingelassen hat, ziehe ich ihm das Fell über die Ohren , dachte er, bevor er den Jungen entdeckte. Er würfelte am Kamin und gewann offensichtlich sogar, wenn man den Stapel der Münzen vor ihm betrachtete.
»Zeit zu gehen«, rief Theon ihm zu. Da der Junge ihn nicht beachtete, packte Theon ihn am Ohr und zog ihn vom Spiel fort. Wex schnappte sich eine Hand voll Kupferstücke und folgte ihm ohne ein Wort des Widerspruchs. Diese Eigenschaft mochte Theon am liebsten an ihm. Die meisten Knappen hatten lose Maulwerke, Wex hingegen war stumm geboren worden … was ihn nicht daran hinderte, genauso schlau zu sein wie jeder andere Zwölfjährige. Er war der uneheliche Sohn eines der Halbbrüder von Lord Botlin. Ihn als Knappen in seinen Dienst zu nehmen war Teil des Preises, den Theon für sein Pferd bezahlt hatte.
Wex erblickte Esgred und machte große Augen. Man möchte meinen, er habe noch nie eine Frau gesehen. »Esgred reitet mit uns nach Peik. Sattle die Pferde, und beeil dich.«
Der Junge war auf einem Pony aus Lord Balons Stall hergeritten, aber Theons Reittier war von einer ganz anderen Sorte. »Wo habt Ihr denn dieses Höllenpferd gefunden?«, fragte Esgred, als sie es sah, doch an der Art, wie sie lachte, erkannte Theon, dass sie beeindruckt war.
»Lord Botlin hatte es letztes Jahr in Lennishort gekauft, aber ihm war es offensichtlich zu temperamentvoll, und deshalb hat er es mit Vergnügen mir verkauft.« Die Eiseninseln waren zu felsig und karg bewachsen, um gute Pferde zu züchten. Die meisten Inselbewohner waren allenfalls mäßige Reiter und fühlten sich an Deck eines Langschiffs wesentlich
wohler als im Sattel. Selbst die Lords ritten nur kleine
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