Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
jedenfalls an. Und übernehme die erste Wache. Du kannst schlafen.«
»Was ist mit Heiße Pastete?«
Gendry zeigte mit dem Finger. Heiße Pastete lag bereits auf einem Bett aus feuchtem Laub, hatte sich mit seinem Mantel zugedeckt und schnarchte leise vor sich hin. In der einen Hand hielt er ein großes Stück Käse, doch er machte den Eindruck, als sei er zwischen zwei Bissen eingeschlafen.
Es hatte wenig Zweck zu widersprechen; Gendry hatte Recht. Der Mummenschanz muss auch schlafen , redete sie sich ein und hoffte nur, es möge stimmen. Sie war dermaßen erschöpft, dass es schon anstrengend war, aus dem Sattel zu steigen; immerhin vergaß sie trotz allem nicht, das Pferd anzupflocken, ehe sie sich einen Platz neben einer Buche suchte. Der Boden war hart und feucht. Sie fragte sich, wann sie wohl wieder in einem Bett schlafen und die Wärme eines Feuers und eine warme Mahlzeit würde genießen dürfen. Als Letztes, bevor sie die Augen schloss, zog sie ihr Schwert aus der Scheide und legte es neben sich. »Ser Gregor«, flüsterte sie und gähnte. »Dunsen, Polliver, Raff der Liebling. Der Kitzler und ... Der Kitzler ... der Bluthund ...«
Ihre Träume waren wild und brutal. Der Mummenschanz kam darin vor, mindestens vier seiner Männer, ein bleicher Lyseni und ein dunkler, brutaler Axtträger aus Ibben, der vernarbte Pferdelord der Dothraki namens Iggo und ein Dornischer, dessen Namen sie nicht kannte. Näher und näher kamen sie heran und ritten in rostiger Rüstung und nassem Leder durch den Regen, während an ihren Sätteln Schwerter und Äxte rasselten. Diese Männer glaubten, sie würden Arya jagen, das wusste sie, denn sie konnte es mit der eigentümlichen
Schärfe und Sicherheit erkennen, die Träumen eigen ist, doch sie irrten sich, Arya jagte den Mummenschanz.
In diesem Traum war sie kein kleines Mädchen, sondern ein Wolf, ein riesiges, kräftiges Tier, und als sie vor ihnen aus den Bäumen trat, die Zähne fletschte und aus tiefer Kehle knurrte, roch sie den durchdringenden Gestank der Angst von Mensch und Pferd. Das Reittier des Lyseni bäumte sich auf und wieherte voller Schrecken, die anderen schrien sich in der Menschensprache etwas zu, doch ehe sie reagieren konnten, sprangen die anderen Wölfe aus Dunkelheit und Regen hervor, ein großes Rudel, mager, durchnässt und lautlos.
Der Kampf war kurz und blutig. Der behaarte Mann wurde niedergerissen, als er seine Axt aus der Schlinge zog, der Dunkle, während er einen Pfeil auflegte, der Bleiche aus Lys dagegen versuchte zu fliehen. Ihre Brüder und Schwestern holten ihn rasch ein, fielen von allen Seiten über ihn her, schnappten nach den Beinen des Pferdes, brachten es zu Fall und rissen dem Reiter die Kehle heraus, als er auf den Boden krachte.
Nur der Mann mit dem Glöckchen gab nicht auf. Sein Pferd trat einer ihrer Schwestern gegen den Kopf, und mit seiner geschwungenen, silbrigen Kralle hieb er eine weitere fast in zwei Hälften, derweil sein Haar leise klingelte.
Voller Zorn sprang sie ihm auf den Rücken und stieß ihn kopfüber aus dem Sattel. Ihre Zähne schlossen sich um seinen Arm, während sie noch fielen, durchdrangen Leder und Wolle und versenkten sich in seinem weichen Fleisch. Als sie landete, zerrte sie heftig daran und riss den Arm von der Schulter los. Triumphierend schüttelte sie ihn hin und her und schleuderte warme rote Tröpfchen in den kalten schwarzen Regen.
TYRION
Das Quietschen alter, eiserner Türangeln weckte ihn.
»Wer ist da?«, krächzte er. Zumindest hatte er seine Stimme wieder, wenn sie auch rau und heiser klang. Das Fieber dagegen dauerte an, und Tyrion hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange hatte er diesmal geschlafen? Er war so schwach, so verflucht schwach. »Wer?«, rief er erneut, diesmal lauter. Fackelschein fiel durch die offene Tür herein, doch in der Kammer rührte das einzige Licht von einem Kerzenstummel neben seinem Bett her.
Als er eine Gestalt erkannte, die auf ihn zukam, erschauerte Tyrion. Hier in Maegors Feste stand jeder Diener im Sold der Königin, jeder Besucher mochte einer von Cerseis Handlangern sein, der das Werk beenden sollte, das Ser Mandon begonnen hatte.
Dann trat der Mann in den Schein der Kerze, betrachtete ausgiebig das bleiche Gesicht des Zwergs und lachte leise. »Habt Euch beim Rasieren geschnitten, wie?«
Tyrion fuhr mit den Fingern über den langen Schnitt, der knapp unter dem linken Auge begann und bis hinunter zum Kinn führte, quer über die Reste
Weitere Kostenlose Bücher