Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
schwitzen, wenn du dich auf Federkissen zurücklehnen und mit der Königin Zitronenkekse essen könntest? «
»Ich mag die Königin nicht«, sagte Arya beiläufig. Sansa hielt die Luft an, entsetzt, dass Arya so etwas von sich geben konnte, doch ihre Schwester plapperte achtlos weiter. »Nicht mal Nymeria darf ich mitbringen.« Sie schob die Bürste unter ihren Gürtel und lief ihrem Wolf nach. Argwöhnisch betrachtete Nymeria, wie sie näher kam.
»Eine königliche Karosse ist kein Ort für einen Wolf«, räumte Sansa ein. »Und Prinzessin Myrcella fürchtet sich vor ihnen, das weißt du doch.«
»Myrcella ist ein kleines Kind.« Arya packte Nymeria am Nacken, doch im selben Augenblick, als sie die Bürste hervorzog, machte sich die Wölfin wieder los und jagte davon. Ärgerlich warf Arya die Bürste zu Boden. »Böser Wolf!«, rief sie.
Unwillkürlich musste Sansa leise lächeln. Der Hundeführer hatte ihr einmal erklärt, dass ein Tier meist nach seinem Herrn schlägt. Sie schloss Lady kurz in die Arme. Lady leckte ihre Wange. Sansa kicherte. Arya hörte das und fuhr funkelnd herum. »Es ist mir egal, was du sagst, ich gehe reiten.« Ihr langes Pferdegesicht bekam diesen sturen Ausdruck, der besagte, dass sie etwas Halsstarriges tun würde.
»Bei allen Göttern, Arya, manchmal benimmst du dich wie ein kleines Kind«, sagte Sansa. »Dann gehe ich eben allein. So ist es sowieso viel schöner. Lady und ich essen alle Zitronenkekse auf und amüsieren uns bestens ohne dich.«
Sie drehte sich um und wollte gehen, doch Arya rief ihr nach: »Du darfst Lady auch nicht mitbringen.« Sie war fort, bevor Sansa auch nur eine Antwort einfallen wollte, und jagte Nymeria am Fluss entlang nach.
Allein und gedemütigt machte sich Sansa auf den langen Weg zum Wirtshaus, da sie wusste, dass Septa Mordane dort auf sie warten würde. Lady tapste still an ihrer Seite. Sie war den Tränen nah. Sie wollte doch nur, dass alles nett und
hübsch war, so wie in den Liedern. Warum nur konnte Arya nicht süß und zart und lieb wie die Prinzessin Myrcella sein? Eine solche Schwester hätte sie gern gehabt.
Sansa konnte nie verstehen, wie zwei Schwestern, die nur zwei Jahre auseinander waren, derart verschieden sein konnten. Es wäre leichter gewesen, wenn Arya ein Bastard wäre wie ihr Halbbruder Jon. Sie sah sogar aus wie Jon mit ihrem langen Gesicht und dem braunen Haar der Starks und nichts von ihrer Hohen Mutter im Gesicht. Und Jons Mutter war eine Gemeine gewesen, das zumindest flüsterten die Leute. Einmal, als sie kleiner gewesen war, hatte Sansa ihre Mutter sogar gefragt, ob nicht vielleicht ein Irrtum vorliege. Vielleicht hätten die Grumkins ihre richtige Schwester gestohlen. Doch Mutter hatte nur gelacht und gesagt, nein, Arya sei ihre Tochter und Sansas richtige Schwester von ihrem eigenen Blut. Sansa konnte sich nicht vorstellen, warum Mutter in dieser Sache lügen sollte, also ging sie davon aus, dass es wohl stimmen müsse.
Als sie sich der Mitte des Lagers näherte, war ihre Sorge bald vergessen. Eine Menschenmenge hatte sich um die Karosse der Königin versammelt. Sansa hörte aufgeregte Stimmen, die wie ein Bienenkorb summten. Die Türen standen offen, wie sie sah, und die Königin stand auf der obersten Stufe und lächelte zu jemandem hinab. Sie hörte sie sagen: »Der Kronrat erweist uns große Ehre, meine Hohen Herren.«
»Was ist passiert?«, fragte sie einen Knappen, den sie kannte.
»Der Kronrat schickt Reiter aus Königsmund, die uns den Rest des Weges eskortieren sollen«, erklärte er. »Eine Ehrengarde für den König.«
Das wollte sie gern sehen, und so ließ Sansa Lady einen Weg durch die Menge bahnen. Eilig wichen die Menschen dem Schattenwolf aus. Als sie näher kam, sah sie zwei Ritter, die vor der Königin knieten, in Rüstungen, die so fein und prächtig waren, dass sie geblendet war.
Der eine Ritter trug eine verzierte Rüstung aus weißen,
glasierten Schuppen, die wie ein Feld von frischem Schnee strahlten, mit silbernen Spangen und Schnallen, die in der Sonne glitzerten. Als er seinen Helm abnahm, kam darunter ein alter Mann zum Vorschein, dessen Haar so weiß wie seine Rüstung war, der bei alledem dennoch stark und anmutig wirkte. Von seinen Schultern hing der schneeweiße Umhang der Königsgarde.
Sein Gefährte war ein Mann von etwa zwanzig Jahren, dessen Rüstung aus Stahl von dunklem Waldgrün war. Er war der hübscheste Mann, den Sansa je gesehen hatte, groß und kräftig gebaut, mit
Weitere Kostenlose Bücher