Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
Seite, als eine dröhnende Stimme das trübe Licht der Waffenkammer durchdrang. »HÖRT AUF! SOFORT!«
    Jon sprang auf. Donal Noye stand da und sah sie finster an. »Der Hof ist zum Kämpfen da«, sagte der Waffenschmied.
»Haltet eure Streits aus meiner Waffenkammer fern, sonst mache ich sie zu meinen Streits. Das würde euch nicht gefallen.«
    Kröte saß am Boden, tastete vorsichtig seinen Hinterkopf ab. An seinen Fingern klebte Blut. »Er hat versucht, mich umzubringen.«
    »Stimmt. Ich hab’s gesehen«, warf einer der Vergewaltiger ein.
    »Er hat mir das Handgelenk gebrochen«, sagte Grenn erneut und hielt es Noye zur Begutachtung hin.
    Der Waffenschmied widmete dem Handgelenk den denkbar kürzesten aller Blicke. »Eine Prellung. Vielleicht eine Stauchung. Maester Aemon wird dir eine Salbe geben. Geh mit ihm, Todder, jemand sollte sich um deinen Kopf kümmern. Alle anderen gehen wieder auf ihre Zellen. Du nicht, Schnee. Du bleibst.«
    Schwerfällig setzte sich Jon auf die lange Holzbank, als die anderen gingen, merkte die Blicke nicht, welche die anderen ihm zuwarfen, die leisen Versprechungen zukünftiger Vergeltung. In seinem Arm pochte Schmerz.
    »Die Wache braucht jeden Mann, den sie bekommen kann«, begann Donal Noye, als sie allein waren. »Selbst Männer wie Kröte. Du machst dir keine Ehre, wenn du ihn tötest.«
    Jons Zorn flammte auf. »Er sagte, meine Mutter sei …«
    »… eine Hure. Ich habe ihn gehört. Na und?«
    »Lord Eddard Stark ist kein Mann, der sich mit Huren abgibt«, sagte Jon eisig. »Seine Ehre …«
    »… hat ihn nicht daran gehindert, einen Bastard zu zeugen. Oder?«
    Jon war von kalter Wut erfüllt. »Kann ich gehen?«
    »Du kannst gehen, wenn ich es dir sage.«
    Mürrisch starrte Jon in den Rauch, der vom Rost aufstieg, bis Noye ihn unters Kinn fasste und dicke Finger seinen Kopf drehten. »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Junge.«
    Jon sah ihn an. Der Waffenschmied hatte einen Brustkorb
wie ein Bierfass und den entsprechenden Wanst dazu. Seine Nase war flach und breit, und ständig schien er unrasiert. Der linke Ärmel seines schwarzen, wollenen Waffenrocks war mit einer Silbernadel in Form eines Langschwerts an der Schulter befestigt. »Worte machen deine Mutter nicht zur Hure. Sie war, was sie war, und nichts von dem, was Kröte sagt, kann das ändern. Weißt du, wir haben Männer auf der Mauer, deren Mütter Huren waren.«
    Nicht meine Mutter, dachte Jon störrisch. Er wusste nichts von seiner Mutter. Eddard wollte nie über sie sprechen. Dennoch träumte er bisweilen von ihr, so oft, dass er beinah schon ihr Gesicht erkennen konnte. In seinen Träumen war sie schön und von edler Geburt, und ihre Augen leuchteten warm.
    »Du glaubst, du hättest es schwer gehabt als Bastard eines hohen Lords?«, fuhr der Waffenschmied fort. »Dieser Jeren ist der Nachkomme eines Septons, und Cotter Peik ist der uneheliche Sohn einer Tavernenfrau. Jetzt befehligt er Ostwacht an der See.«
    »Das ist mir egal«, sagte Jon. »Die sind mir egal, und Ihr und Thorn und Benjen Stark, Ihr alle seid mir egal. Ich hasse es hier. Es ist zu … es ist kalt.«
    »Ja. Kalt und hart und schäbig, so ist die Mauer, und auch die Männer, die auf ihr wandeln. Nicht wie die Geschichten, die deine Amme dir erzählt hat. Aber scheiß auf die Geschichten und scheiß auf deine Amme. So ist es nun mal, und du wirst dein Leben lang hier sein wie wir alle.«
    »Leben«, wiederholte Jon verbittert. Der Waffenschmied konnte vom Leben reden. Er hatte seines gehabt. Er hatte das Schwarz erst angelegt, nachdem er bei der Belagerung von Sturmkap einen Arm verloren hatte. Vorher war er Schmied bei Stannis Baratheon, dem Bruder des Königs, gewesen. Er hatte die Sieben Königslande von einem Ende zum anderen bereist, er hatte gefeiert und gehurt und hundert Schlachten geschlagen. Man sagte, es sei Donal Noye gewesen, der König Roberts Streithammer geschmiedet hatte, mit welchem
dieser Rhaegar Targaryen am Trident das Leben aus dem Leib gehämmert hatte. Er hatte alles getan, was Jon nie tun würde, und als er dann alt war, weit über dreißig, hatte ihn eine Streitaxt gestreift und die Wunde war verfault, bis ihm der ganze Arm abfiel. Dann erst, verkrüppelt, war Donal Noye zur Mauer gekommen, als sein Leben schon zu Ende war.
    »Ja, das Leben«, sagte Noye. »Ein langes Leben oder ein kurzes, es liegt an dir, Schnee. Wenn du weitermachst wie bisher, wird dir einer deiner Brüder eines Nachts die Kehle

Weitere Kostenlose Bücher