Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
bei der Flucht geholfen, hatte Brienne entschieden, als sie diese Geschichte hörte. Wenn ich Ser Dontos finde, habe ich auch Sansa. Natürlich hätte sie sich denken können, dass andere zu der gleichen Schlussfolgerung gelangen würden. Manche werden möglicherweise noch unangenehmer sein als Ser Schattrich. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass Ser Dontos Sansa gut versteckt hatte. Aber wie soll ich sie dann je finden?
Sie ließ die Schultern hängen und ritt mit gerunzelter Stirn weiter.
Die Nacht brach an, als die Gesellschaft ein Gasthaus erreichte, ein hohes Fachwerkgebäude am Zusammenfluss zweier Flüsse, quer über einer alten Steinbrücke errichtet. Und so hieß das Gasthaus auch, wie Ser Crehan ihnen mitteilte: Zur Alten Steinbrücke. Der Wirt war ein Freund von ihm. »Kein schlechter Koch, und in den Zimmern gibt es nicht mehr Flöhe als anderswo auch«, beteuerte er. »Wer möchte heute Nacht ein warmes Bett?«
»Wir nicht, es sei denn, dein Freund lässt uns umsonst dort schlafen«, sagte Ser Illifer der Mittellose. »Wir haben kein Geld für Zimmer.«
»Ich kann für uns drei bezahlen.« Brienne mangelte es nicht an Geld; dafür hatte Jaime gesorgt. In ihren Satteltaschen hatte sie einen dicken Beutel mit Silberhirschen und Kupfersternen gefunden, dazu einen kleineren mit Golddrachen und einen Brief auf Pergament, der alle treuen Untertanen des Königs aufforderte, der Inhaberin, Brienne aus dem Hause Tarth, zu helfen, da sie in Angelegenheiten Seiner Gnaden handelte. Das Schreiben war von Tommen, dem Ersten Seines Namens,
König der Andalen, der Rhoynar und der Ersten Menschen und Herrn der Sieben Königslande, in kindlicher Schrift unterzeichnet.
Hibald machte ebenfalls Halt und bat seine Männer, den Wagen in der Nähe des Stalls abzustellen. Durch die rautenförmigen Fensterscheiben des Gasthauses schien warmes gelbes Licht nach draußen, und Brienne hörte das dröhnende Wiehern eines Hengstes, der ihre Stute witterte. Sie war gerade dabei, den Sattel abzunehmen, als ein Bursche aus der Stalltür kam und sagte: »Lasst mich das machen, Ser.«
»Ich bin kein Ser «, sagte sie, »aber du kannst die Stute nehmen. Sorg dafür, dass sie Wasser und Futter bekommt.«
Der Bursche errötete. »Bitte um Vergebung, M’lady. Ich dachte …«
»Das kommt häufig vor.« Brienne gab ihm die Zügel und folgte den anderen in das Gasthaus, wobei sie die Satteltaschen über einer Schulter trug und ihre Schlafdecke unter einem Arm.
Sägemehl bedeckte den Holzboden des Schankraums, und es roch nach Hopfen und Rauch und Fleisch. Ein Braten zischte und brutzelte über dem Feuer, doch im Augenblick kümmerte sich niemand darum. Sechs Einheimische saßen um einen Tisch und unterhielten sich, allerdings verstummte ihr Gespräch, als die Fremden eintraten. Brienne spürte ihre Blicke. Kettenhemd, Mantel und Wams zum Trotz fühlte sie sich nackt. Einer der Männer sagte: »Seht euch das an«, und sie wusste, er meinte nicht Ser Schattrich.
Der Gastwirt erschien mit drei Krügen in jeder Hand und verschüttete bei jedem Schritt Bier.
»Habt Ihr Zimmer, guter Mann?«, fragte der Händler ihn.
»Vielleicht«, erwiderte der Wirt, »für diejenigen, die Münzen haben.«
Ser Crehan Langzweig machte ein beleidigtes Gesicht. »Naggel, begrüßt man so einen alten Freund? Ich bin es, Langzweig.«
»Ja, Ihr seid es. Und Ihr schuldet mir sieben Hirschen. Zeigt mir Euer Silber, und ich zeige Euch ein Bett.« Der Gastwirt stellte die Krüge einen nach dem anderen ab und vergoss dabei weiteres Bier auf dem Tisch.
»Ich bezahle ein Zimmer für mich und ein zweites für meine zwei Gefährten.« Brienne deutete auf Ser Crehan und Ser Illifer.
»Ich nehme ebenfalls ein Zimmer«, sagte der Händler, »für mich und den guten Ser Schattrich. Meine Männer übernachten im Stall, wenn es Euch recht ist.«
Der Gastwirt schaute zu ihnen hinüber. »Es ist mir nicht recht, aber vielleicht erlaube ich es trotzdem. Wollt Ihr essen? Da brät eine gute Ziege auf dem Spieß.«
»Ich werde selbst beurteilen, ob sie gut ist«, meinte Hibald. »Meine Männer werden sich mit Brot und Bratensaft begnügen.«
Und so speisten sie. Brienne versuchte die Ziege, nachdem sie mit dem Wirt nach oben gegangen war, ihm ein paar Münzen in die Hand gedrückt und ihr Gepäck in dem zweiten Zimmer, das er ihr zeigte, verstaut hatte. Sie bestellte auch Ziege für Ser Crehan und Ser Illifer, weil diese ihre Forellen mit ihr geteilt hatten. Die
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