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Das Limonenhaus

Titel: Das Limonenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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sondern gesunde Getränke. Wenn ich früher krank war, hatte meine Mutter mir immer Pfefferminztee gemacht. Ich lief die dunklen Gänge noch einmal ab, fand aber nur eine einzelne Packung in den Regalen, auf der » tè star « stand. Ich legte den » tè star« zu den anderen Sachen auf das Brett an der Kasse.
    »Bella Salina?!«, fragte mich der Mann, als er zum zweiten Mal kassierte.
    » Bellissima! «, antwortete ich ihm und freute mich, dass ich dabei kaum hatte überlegen müssen.
     
    Lella hatte es sich auf dem Rattansessel im gefleckten Schatten der Weinranken bequem gemacht und hielt eines ihrer dicken Bücher in den Händen. Den Titel konnte ich nicht erkennen, aber ganz sicher etwas Italienisches. Die Hosenbeine ihrer schwarzen Hose waren ein kleines Stück hochgezogen, die Sonne erhaschte nur ihre schmalen Fesseln und die gepflegten Füße, mit den farblos lackierten Zehennägeln. Auf dem Boden neben ihr stand ein leeres Glas. Ihre Brüste waren unter dem leichten Oberteil gut zu erkennen, sie trug keinen BH, und wenn doch, dann... Ich hatte keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken, denn ich hatte schon zu lange gestarrt.
    »Ich habe gar nicht erst angeklopft«, rief ich, als Lella
aufschaute, dann fiel mir Matilde ein, und ich senkte meine Stimme. »Was soll ich bei diesen Vermietern? Bei denen hat Brigida doch nur in der Ferienzeit gewohnt. Ich fand es unhöflich zu stören. Wahrscheinlich habe ich es auch falsch verstanden. Vielleicht hat Brigida einfach nur vergessen, alles zu erzählen.«
    Lella verzog ihren Mund wieder zu der seitlichen Schnute, wie immer, wenn sie verbergen wollte, dass ihr etwas nicht gefiel.
    »Schöner Ast«, sagte sie leise.
    Schnell griff ich nach meinen Tüten und fragte: »Wie geht es Matilde? Ich habe neuen Tee gekauft. Wer weiß, wie lange die Beutel in der Küche schon im Schrank lagen.«
    »Giuseppe hat den Arzt hergebracht, den Richtigen... Er sagt, wir haben Glück gehabt. Sie hätte sterben können! Matilde soll das Antibiotikum sieben Tage lang nehmen. Wir müssen ihr genug zu trinken geben und sie möglichst viel schlafen lassen. Er hat mir sogar ein Fieberthermometer gebracht.«
    Ich nickte. »Gut, dass ein anderer Arzt gekommen ist.«
    Das hörte sich dumm an, doch ich riskierte es, ihr in die Augen zu blicken und konnte darin ablesen, dass sie meinen unbeholfenen Satz richtig verstanden hatte. Wir schauten uns an, und nach ein paar wundervoll langen Sekunden sagte sie: »Es war fürchterlich, wie die da mit der Schere hantiert hat. Danke, dass du dabei warst!«
    »Ach...« Um ihrem Blick zu entkommen, ging ich rasch in Lellas Küche und packte aus, aber sie folgte mir.
    »Du hast Orangen mitgebracht! Tomaten und Auberginen!« Sie freute sich so sehr, dass ich nur noch verlegen in die braunen Papiertüten hineinbrummen konnte.

    »Erdbeeren«, flüsterte sie begeistert. »Die sehen wunderbar aus... Sogar an Brot hast du gedacht.«
    »Das ist doch normal.«
    Als ich ihr das Überraschungsei gab, wurde sie ein bisschen rot.
    »Für mich?!«
    »Nur damit du dich nicht an dem von Matilde vergreifst.«
    Sie strahlte. »Guck, die sind hier anders als in Deutschland.«
    Wir trennten die Plastikhälften der Eier sofort am Tisch. Auf der einen Hälfte klebte ein Spatel, mit dem man die weiche Nougatmasse auslöffeln konnte. In der anderen klapperte die Überraschung unter einer Folie.
    »Entsetzlich, nichts außer süß, oder?«, fragte ich.
    Sie schüttelte lachend den Kopf. »Köstlich!«
    »Nach was schmeckt es denn noch?«
    »Tja...«
    »Nur zu, ich kann das vertragen.«
    »Nach Nuss und Kakao und Schokolade und ein bisschen wie die Nutellabrote, die Signora Baldini, unsere Nachbarin, früher manchmal für uns geschmiert hat, mit viel Butter drunter.«
    So viel Geschmack in diesem braunen Klecks? Ich schloss die Augen und bildete mir ein, ich kostete gerade Lellas nachbarschaftliche Nutellabrote.
    »Was ist bei dir drin?«
    Sie tauschte ihren violetten Dinosaurier mit meinem rollenden Grammophon, auf dessen Schallplatte ein blinder Maulwurf surfte. Ich hätte alles getauscht, nur um etwas in den Fingern zu haben, das ihr gehörte. Ihr Mobiltelefon gab
ein melodisches »Pling-dinge-ding!« von sich. Sie schaute kurz drauf.
    »Der schon wieder!«
    »Ist das etwa immer derselbe Verehrer? Er scheint dich nicht wirklich zu beglücken, jedes Mal bekommst du ein ganz angespanntes Gesicht...« Ich lachte, aber die Eifersucht belegte meine Stimme, als ob ich heiser wäre.

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