Das Locken der Sirene (German Edition)
ein schneller Leser bin.“
„Dann lass ich dich damit lieber allein.“
„Bleib.“ Zach stellte das Notebook beiseite und stand auf. „Ich brauche deine Hilfe. Wenn irgendwas umgeschrieben werden muss, möchte ich, dass du das selber tust.“
Nora nahm das Handy aus der Tasche und schaltete es aus. Sie schloss Zachs Wohnungstür und ging zur gegenüberliegenden Wand, um sein Festnetztelefon auszustöpseln. Vor dem Sofa blieb sie stehen und grinste ihn an. „Also gut, Zach. Legen wir los.“
31. KAPITEL
„O kay, dann hier …“ Zach drehte sein Notebook so, dass Nora auf den Bildschirm schauen konnte. „Ich möchte gerne die Absätze umstellen. Caroline würde erst über seine Gefühle nachdenken, ehe sie sich erlaubt, über ihre eigenen nachzudenken. Aber dafür brauche ich noch den passenden Übergang.“
Nora überflog den Abschnitt. „Sie könnte nach unten schauen und die Blutergüsse auf ihren Armen sehen. Er hat ihr diese Blutergüsse verpasst. Das wird ihr helfen, alles aus einer anderen Perspektive zu sehen.“
„Gut. Schreib das.“ Zach reichte ihr das Notebook. Er ging in die Küche und kramte in einem Karton, bis er die Weingläser fand. Dann öffnete er den fast komplett leeren Kühlschrank, nahm die Flasche Chardonnay heraus und schenkte zwei Gläser ein.
„Danke.“ Sie nahm das Weinglas mit einer Hand, während sie mit der anderen weitertippte. „Wirklich gut“, sagte sie nach dem ersten Schluck. „Der schmeckt wunderbar. Was ist der Anlass?“
Zach errötete leicht. „Ich habe den Wein vor über einer Woche gekauft. Ich dachte, wir sollten Wein dahaben, wenn wir die Vollendung deines Buches feiern und …“
„Und endlich anfangen können, miteinander zu schlafen?“, vollendete sie den Satz für ihn.
Zach schaute sie an und seufzte. Sie hatte die Anzugjacke ausgezogen und die Krawatte gelockert. Wie konnte eine Frau in männlicher Kleidung nur so weiblich und verführerisch aussehen? „Ja, so etwas in der Art.“
Nora schüttelte den Kopf, nahm noch einen Schluck Wein und vollendete den Absatz. Sie wollte ihm das Notebook zurückgeben. Doch dann zögerte sie und nahm stattdessen sein Handgelenk. „Deine Knöchel sehen übel aus.“ Sie blickte zu ihm auf.
Zach lachte reumütig. „Ich habe dem Witzbold aus meinem Büro heute bei der Abschiedsparty ordentlich eine verpasst.“
Nora riss die Augen auf und brach in haltloses Lachen aus. „Das ist ja herrlich! Ich bin sicher, er hat’s verdient.“
„Er hat dich eine Hure genannt, woraufhin ich ihn als Schmierfinken bezeichnet habe. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass er zuerst zugeschlagen hat.“
Nora nickte zufrieden. „Du hast einen Kerl ausgeknockt, der die Ehre einer Frau beleidigt hat. Jetzt bist du ein echter Mann, Zach.
L’chaim“
, fügte sie hinzu und hob ihr Glas.
„L’chaim.“
Die Gläser klickten dezent aneinander.
Zach nahm sein Notebook zurück auf den Schoß und setzte sich wieder zu Nora aufs Sofa. „Ich bin stolz auf dich, Nora. Du hast das Buch nicht nur ohne mich vollendet, sondern trotz meines Verhaltens.“
„Ich hab’s vor allem deinetwegen vollendet“, sagte sie. „Was soll ich sagen? Ein Schriftsteller muss nun mal schreiben.“
„Und du bist jetzt eine Schriftstellerin. Meine Schriftstellerin. Du kannst das auch dann noch sein, wenn ich drüben in L. A. bin. Wir können weiter zusammenarbeiten, wenn du magst.“ Zach lächelte, und Nora erwiderte das Lächeln.
„Zusammen arbeiten oder miteinander schlafen?“
„Ist ‚Beides‘ die falsche Antwort?“
„Beides ist Verhandlungssache.“
Er versuchte weiterzulesen. Doch er spürte, dass noch nicht alles gesagt war. „Ich habe versucht, dich anzurufen.“ Zach blickte vom Bildschirm auf. „Letzten Sonntag. Ich habe jede deiner Nummern angerufen und dir eine E-Mail geschrieben.“
„Ich habe gearbeitet und wollte dabei nicht gestört werden. Warum hast du versucht, mich zu erreichen?“
„Ich wollte die Sache mit dir wieder in Ordnung bringen. Mary hat mir ordentlich den Kopf gewaschen, weil ich dich so behandelt habe.“
„Ich mag das Mädel. Sie ist eine von uns. Als ich das erste Mal zu J. P. kam, hat sie mich gebeten, ihr alle meine Bücher zu signieren. Sie hat mir erklärt, meine Bücher seien ihre liebsten Einhandbücher.“
Zach lachte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. „Ich will mir so etwas eigentlich nicht bei meiner Assistentin vorstellen, Nora.“
„Aber was willst du dann,
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