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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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nicht sicher, ob er sich selbst glaubte. Aber er wusste, wenn der Mann wirklich gefährlich war, war er vor allem hinter Nora her und nicht hinter Wesley. „Bleiben Sie hier, bis es da draußen wieder sicher ist.“
    „Er hat recht. Ich geh raus und checke die Lage“, schlug Lex vor. „Die Security hat ihn inzwischen bestimmt in Gewahrsam genommen.“
    „Bitte“, flehte sie. „Sagt mir nur, dass Wes in Ordnung ist.“
    Lex ließ sie in dem Lagerraum allein, und Zach verschloss die Tür hinter ihm.
    „Noch ein Grund, warum ich Signierstunden sonst meide“, erklärte Nora. Sie lief wie eine Tigerin auf und ab. Ihre hohen Absätze klapperten hohl auf dem kalten Betonfußboden.
    „Ich verstehe. Passiert so etwas bei Ihren Auftritten öfter?“
    Nora schüttelte den Kopf. „Ich hatte schon meinen Anteil an Verrückten. Einmal hatte ich sogar einen Stalker. Der hier ist aber der Erste mit einem Messer.“
    „Gewalttätige Erotik flüstert den Verrückten solche Ideen ein.“
    Nora blickte ihn scharf an. „Machen Sie etwa meine Bücher hierfür verantwortlich?“
    „Natürlich nicht. Es ist nur so, dass Geschichten, in denen sexuelle Gewalt vorkommt, auch gewalttätige Leute anziehen. Es spricht ihre niederen Instinkte an.“
    „Niedere Instinkte? Gewalttätige Menschen? Meine Leser sind Hausfrauen und Collegestudentinnen und ein paar heterosexuelle Männer, die einfach viel zu verkrampft versuchen, herauszufinden, was Frauen sich im Schlafzimmer wünschen. Ich schreibe doch nicht für Verrückte. Ist es etwa auch Salingers Schuld, dass Mark David Chapman den
Fänger im Roggen
falsch verstanden und John Lennon erschossen hat?“
    „Das habe ich damit nicht andeuten wollen. Aber wenn Sie sich selbst als Sexobjekt vermarkten, kann es Sie doch nicht wirklich verwundern, wenn jemand glaubt, er könne Sie kaufen.“
    „Kaufen?“, höhnte sie und erwiderte trotzig seinen Blick. Ihr Blick war so eisig, dass er sich fast vor ihr fürchtete. „Mich kann man nicht kaufen, Zach. Und selbst wenn, wäre ich doch nicht Ihre Preisklasse.“
    „Nora …“, setzte er an, im vergeblichen Versuch, sich zu entschuldigen.
    Aber Zach wurde von Lex unterbrochen, der die Tür öffnete. Wesley war direkt hinter ihm. Nora stürzte quer durch den Raum auf ihn zu und warf sich in seine Arme.
    „Geht’s dir gut, Kleiner?“ Sie fuhr mit der Hand über seinen Körper, als suche sie nach Verletzungen.
    „Mir geht’s gut. Die Polizei hat ihn in Gewahrsam genommen. Sieht so aus, als handelt es sich um einen Patienten aus dem Bellevue, der seine Medikamente nicht genommen hat.“
    „Er hat dir doch nicht wehgetan, oder?“
    „Nein“, sagte Wesley gedehnt. „Er ist ziemlich schnell zu Boden gegangen und hat sich danach nicht mehr gewehrt.“
    „Klingt ganz nach einem meiner Protagonisten“, sagte sie und schlang ihre Arme glücklich um Wesleys Taille.
    Zach fing Wesleys Blick vom anderen Ende des Raums aus auf. Nora gegenüber war er gewohnt schlagfertig, aber Zach sah die Panik, die ihm immer noch im Gesicht geschrieben stand.
    „Komm jetzt. Wir fahren nach Hause“, sagte Wesley und ließ Nora los.
    „Nach Hause? Das ist doch lächerlich. All die Leute da draußen warten auf mich. Wir müssen erst fertig signieren.“
    „Nein, Nora.“ Wesley duldete keinen Widerspruch. Einen Moment lang wirkte er sogar älter als Nora. „Wir müssen noch eine Aussage bei der Polizei machen, und dann fahren wir heim. Du kannst die Signierstunde meinetwegen wiederholen, wenn Lex ein paar zusätzliche Sicherheitsleute engagiert.“
    Lex stimmte Wesley zu, und Nora versprach ihm, so schnell wie möglich einen zweiten Termin anzusetzen.
    „Der Typ hat dir doch nicht wehgetan, oder?“, fragte Wesley, als er Nora die Tür aufhielt.
    Nora blieb stehen. Sie schaute sich nach Zach um. Bei dem gequälten Ausdruck in ihren Augen zog sich sein Magen schmerzlich zusammen.
    „Keine Sorge, Wes. Er hat mich nicht angerührt. Es sind die Worte, die mir wehtun.“

13. KAPITEL
    Z ach kehrte nach der missglückten Signierstunde in seine Wohnung zurück, doch er konnte sich nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren. Wie in einer Endlosschleife hörte er wieder und wieder Noras Worte.
Mich kann man nicht kaufen, Zach …
Es dauerte nicht lange, bis ihm bewusst wurde, wie unverschämt er zu ihr gewesen war. Ein Fan hatte Nora angegriffen, und er hatte das Opfer dafür verantwortlich gemacht.
    Er schaute auf die Uhr. Es war erst fünf Uhr nachmittags. Er

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