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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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Er betet jeden Tag zu ihr, hat sogar eine kleine Tonfigur der Göttin in seiner Kammer. Ich habe ihn noch nie ohne das Löwenamulett gesehen. Das ist wirklich seltsam. Aber vielleicht hat er es ja nur kurz abgelegt. Beim Training kann ja eigentlich nichts passieren. Die Männer üben immer mit stumpfen Waffen, wie ihr seht.«
    »Lysaaaaander!«
    Eine gellende Frauenstimme hallte über den Hof. Wir blickten erschrocken nach links. In der Küchentür stand die mürrische Köchin.
    »Lysaaaaander!«, rief sie noch einmal, die Hände in die Hüften gestemmt. »Du fauler Nichtsnutz, wo bleibst du?
    Soll ich die ganze Arbeit alleine machen?«
    Lysander wurde blass. »Ich muss gehen«, sagte er hastig.
    »Canidia macht mich sonst zur Schnecke. Die ist schlimmer als Mordax. Wir brauchen wirklich dringend ein Küchenmädchen. Ihr solltet auch verschwinden, bevor der Herr zurückkommt. Sonst gibt es mächtig Ärger, für euch und für mich.«
    Und schon war Lysander in Richtung Küche verschwunden.
    »Und was jetzt?«, fragte Delia.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das wüsste.«
    Ich hatte wirklich keine Idee. Quer über den Platz zu 67

    Urbicus gehen und ihn mit unserem Verdacht konfrontie-ren? Hey, Gladiator, wir glauben, dass du gestern Nacht Senator Metellus überfallen hast. Geh sofort zum Praetor und gestehe! Wenn du das nicht tust, wird man unseren Freund an deiner statt für die Tat bestrafen.
    Allein der Gedanke war lächerlich! Wir hatten keine Beweise, nur ein Amulett, von dem es tausend Stück hier in Rom gab.
    Wo ist dein Löwenamulett?, könnten wir Urbicus fragen.
    Habe ich gestern Abend in der Stadt verloren, würde er sagen.
    Und dann?
    Nein, das glauben wir nicht, könnten wir sagen. Hier, das ist dein Amulett, es wurde dir gestern Nacht …
    Blödsinn!!!
    Das würde zu nichts führen. Urbicus würde alles abstrei-ten und wir ständen hilflos da und hätten nichts Konkretes gegen ihn in der Hand. Er würde uns einfach nur auslachen und weggehen.
    Wir könnten Delias Vater von unserem Verdacht erzählen.
    Doch was würde der tun? Was konnte er überhaupt tun? Er könnte sich an einen befreundeten Senator wenden. Der würde der Sache dann vielleicht nachgehen. Vielleicht. Doch wie lange würde das dauern? Und wie Erfolg versprechend wäre das? Wahrscheinlich würde die ganze Sache im Sande verlaufen, nach etlichen Tagen. Und Myron? Myron wäre dann längst …
    »Hey, ihr süßen Honigschnuten! Was hat euch denn hierher verschlagen?«
    68

    Ich zuckte zusammen, als hätte mir jemand einen Schwall kaltes Wasser über den Rücken gegossen. Delia erging es ähnlich. Wir waren so in unsere Gedanken vertieft gewesen, dass wir gar nicht bemerkt hatten, wie er sich uns genähert hatte. Plötzlich stand er hinter uns im Säulengang, barfuß und schweißüberströmt: Urbicus.
    Wir fuhren herum. Ich hatte das Gefühl, als hätte sich eine eiserne Hand um meinen Hals gelegt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, hätte in dem Moment wohl auch gar nichts sagen können, weil die Eisenfinger sich fest um meine Kehle schlangen. Urbicus grinste uns von oben herab an. Um seine breiten Schultern lag ein Tuch, in seiner Hand hielt er ein abgewetztes Holzschwert, mit dem er jetzt auf mich zeigte.
    »Du da«, sagte er und sein Grinsen wurde immer breiter.
    Ich konnte sehen, dass ihm schon einige Zähne fehlten. »Was machst du heute Nachmittag?«
    Die Eisenhand drückte meine Kehle noch fester zu. Ich brachte kein Wort heraus.
    »Nur nicht so schüchtern, meine Kleine! Ich habe heute Nachmittag frei. Wollen wir uns treffen? Du kannst deine Freundin gerne mitbringen.«
    Ich starrte den grinsenden Gladiator mit großen Augen an. Auf was hatten wir uns da nur eingelassen? In diesem Moment wollte ich nur noch weg, weit weg von diesem widerlichen Kerl.
    »Urbicus!«, brüllte plötzlich eine Stimme in unserem Rücken. War es die des Trainers? »Lass die Mädchen in Ruhe und geh wieder an deinen Pfahl!«
    Urbicus ließ sein Schwert sinken.
    69

    »Heute Nachmittag im ›Röhrenden Eber‹. Direkt am Circus Maximus«, flüsterte er. »Ich und meine Freunde warten auf euch.« Er zwinkerte uns noch zu, bevor er auf den Sandplatz in die Sonne trat und lässig zu seinem Pfahl schlenderte.
    Mir war plötzlich speiübel. Delia ging es nicht besser, ihr Atem ging so schnell, als wäre sie eben durch den Tiber ge-schwommen. Schlagartig wurde uns beiden klar, dass gerade eben nicht nur ein Gladiator vor uns gestanden hatte, ein

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