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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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schlug Delia vor. Sie zupfte ruhelos an ihrer Tunica. »Ist das denn so wichtig?«
    »Überleg doch mal«, sagte ich und legte meine Hand auf ihren Arm. Ich merkte, wie nervös sie war, und wollte sie beruhigen. Auch wenn uns die Zeit davonlief. »Es ist nicht ganz ungefährlich, nachts in das Haus eines Senators ein-zudringen. Man muss sich schon gut auskennen, vielleicht Helfer haben. Und dann müsste Urbicus auch gewusst haben, wo der Senator sein Geld aufbewahrt. Und ob er überhaupt viel Geld im Haus hat. Oder andere Wertgegenstände.«
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    Delia spuckte den zerkauten Grashalm aus. »Wir wissen so ziemlich gar nichts«, sagte sie und hob hilflos die Hände.
    »Wir wissen nur, dass es um Myron geschehen ist, wenn wir heute nicht alles herausfinden.« Ihr stiegen Tränen in die Augen.
    »Lass uns noch einmal in Ruhe nachdenken«, schlug ich vor und nahm ihre Hand. »Vielleicht wollte Urbicus den Senator ja gar nicht berauben.«
    »Was wollte er dann?«
    »Ihn töten.«
    Delia holte tief Luft. »Und warum hätte er das tun sollen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte ihn jemand beauftragt. Jemand, der den Senator aus dem Weg räumen will. Aus politischen Gründen, aus Rache, aus verletztem Stolz, aus Eifersucht … Oder Urbicus selbst hatte einen Grund.«
    »Das ist doch alles nur Spekulation«, stellte Delia verzagt fest. »Wir können nur Vermutungen anstellen. Über Urbicus wissen wir so gut wie nichts.«
    »Wenn er denn der Täter war …«
    »Er ist der einzige Verdächtige, den wir haben«, sagte sie.
    »Und ein ziemlich widerlicher Kerl. Wir können nichts anderes tun, als dieser Spur nachzugehen, findest du nicht?«
    Ich nickte. »Du hast recht. Aber wir können schlecht erneut in die Gladiatorenschule gehen, um mehr herauszufinden. Dieser einohrige Lanista würde uns grün und blau prügeln. Oder einsperren und mästen, um uns später an die Löwen in der Arena zu verfüttern.«
    Delia lächelte gequält.
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    »Wir könnten draußen vor der Tür darauf warten«, schlug ich vor, »dass jemand herauskommt. Vielleicht Lysander.
    Oder, besser noch, Urbicus selbst. Dann schleichen wir ihm hinterher und beobachten ihn. Vielleicht trifft er sich ja mit seinem Auftraggeber. Er hat doch gesagt, dass er heute Nachmittag freihat.«
    »Möglich«, sagte Delia. »Aber wenn nun niemand herauskommt? Die Gladiatoren trainieren. Wer weiß, wie lange?
    Lysander wird von der garstigen Köchin durch die Küche ge-hetzt. Wir können nicht den ganzen Tag in der Portunusgasse stehen und die Zeit verstreichen lassen!« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wir haben Myron unsere Hilfe ver-sprochen, wir sind seine einzige Hoffnung! Irgendwie müssen wir mehr über Urbicus herausfinden, und zwar schnell.«
    Da kam mir plötzlich ein Gedanke, den ich am liebsten gleich wieder vergessen hätte. Und wenn Delia nicht so verzweifelt gewesen wäre, hätte ich ihn auch niemals ausgespro-chen: »Er hat uns doch selbst eingeladen.«
    Delia schaute mich verständnislos an.
    »Na, heute Nachmittag. In diese Kneipe. Wie hieß sie noch?«
    »Zum Röhrenden Eber«, antwortete Delia und verzog das Gesicht. »Da willst du doch nicht im Ernst hingehen? Der Kerl ist ekelhaft! Und außerdem müssten wir bis dahin stundenlang warten.«
    Fast ein wenig erleichtert sah ich ein, dass sie recht hatte.
    Ein Treffen war wenig Erfolg versprechend und würde uns zu viel Zeit kosten. Eine andere Idee schoss mir durch den Kopf:
    »Dann eben Pacuvius!«, rief ich.
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    »Der Tischler?«, fragte Delia überrascht.
    »Ja«, sagte ich und sprang auf. »Der Tischler mit seinem Fanclub, diese Marsianer.«
    »Ascanier«, sagte Delia und stand ebenfalls auf.
    »Richtig, so heißen die. Er wohnt in der Ascaniusgasse.
    Das hat er doch erzählt, nicht wahr? Weißt du, wo das ist?«
    Delia schüttelte den Kopf. »Nicht genau«, sagte sie. »Ir-gendwo in der Subura. Das liegt dort hinten. Eine ziemlich düstere Gegend.« Sie zeigte über den Rindermarkt hinweg in Richtung Stadt.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich erstaunt.
    »Na ja«, sagte Delia. »Leute wie wir wohnen da nicht gerade.
    Eher das einfache Volk. Handwerker, Tagelöhner und so.«
    »Und wenn schon«, sagte ich. »Die werden uns schon nicht umbringen. Wir schnappen uns diesen Pacuvius und fragen ihn über Urbicus aus. Vielleicht kennt er irgendein Detail, das uns weiterhilft. Urbicus ist ein freiwilliger Gladiator, nicht wahr? Er könnte Familie und Freunde haben, die

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