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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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es uns geschenkt.«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Wie viele Fanclubs gibt es eigentlich in der Stadt?«, fragte ich Lysander. »Abgesehen von unserem, meine ich.«
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Sechs oder sieben, glaube ich.«
    »Und wie viele Mitglieder haben die? Ich meine, alle zusammen?«
    Lysander hob ratlos die Hände. »Keine Ahnung. Mächtig viele, glaube ich. Wenn die Männer im Amphitheater auftreten, ist es auf jeden Fall immer sehr laut. Ein paar Hundert, würde ich schon sagen, vielleicht tausend.«
    Der kleine Hoffnungsfunke in mir wurde von einem gro-
    ßen Wasserschwall ausgelöscht.
    »Und die haben alle so ein Amulett? So wie wir?«
    »Nicht alle«, sagte Lysander. »Aber die meisten bestimmt.«
    Er musterte uns misstrauisch. »Wieso fragt ihr das alles? Das müsstet ihr doch alles selbst wissen. Und warum ist euch das so wichtig?«
    Delia biss sich auf die Unterlippe. Wahrscheinlich dachte sie das Gleiche wie ich: Unsere Spur zu dieser Gladiatorenschule war vielleicht doch nicht so vielversprechend, wie wir gehofft hatten. Oder täuschten wir uns? Ich wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben.
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    »Sag mal, Lysander«, ich stellte mich ahnungslos, »dürfen die Gladiatoren eigentlich das Haus nachts verlassen?«
    »Natürlich nicht!«, rief er entsetzt. »Das sind doch Sklaven oder verurteilte Verbrecher. Oder Kriegsgefangene.«
    Das war’s, dachte ich, wir sind auf der falschen Spur.
    »Nur die vier Freiwilligen dürfen hinaus«, ergänzte Lysander.
    Ich hielt die Luft an. »Wie meinst du das?«
    »Das wisst ihr nicht? Ich dachte, ihr seid in einem Fanclub.«
    Beim Pollux! Sein Misstrauen wuchs spürbar.
    »Oh, wir sind erst seit ein paar Tagen dabei.«
    »Na, wenn das so ist … Vier unserer Männer haben sich freiwillig für das Gladiatorendasein verpflichtet, für ein paar Jahre, wenn sie es denn überleben. Die vier sind alle ein bisschen verrückt. Ist ja klar, wer macht so etwas schon freiwillig? Sie haben einen Vertrag mit dem Herrn geschlossen und sich zum Kämpfen verpflichtet. Aber weil sie ansonsten freie Männer sind, dürfen sie das Haus außerhalb der Trai-ningszeiten verlassen, also auch nachts.«
    »Wie heißen diese Männer?«, fragte ich.
    »Spiculus, Urbicus, Danaos und Incitatus.«
    »Und hat einer von ihnen dunkles, halblanges Haar, so wie ich?« Ich nahm eine meiner Strähnen in die Hand und zeigte sie Lysander.
    »Ihr stellt Fragen!« Er schüttelte irritiert den Kopf. »Warum wollt ihr das alles wissen?«
    Delia und ich zuckten mit den Schultern und lächelten verlegen. Uns fiel keine geschickte Lüge mehr ein.
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    »Ist ja auch egal«, sagte Lysander. »Mädchen sind wohl so.
    Dunkle Haare haben alle vier, doch halblang sind sie nur bei Urbicus. Aber sie sind kürzer als deine. Die anderen haben sie kurz geschoren, erst vor ein paar Tagen.«
    Waren wir doch auf der richtigen Spur? Ich schaute zu Delia hinüber, sie schien sich das Gleiche zu fragen. Der Hoffnungsfunken begann wieder zu glimmen.
    »Und dieser Urbicus darf das Haus nachts verlassen?«
    »Ja.«
    »Hat er es auch gestern Nacht verlassen?«
    Delia schaute mich vorwurfsvoll an. Offenbar fand sie die Frage allzu verräterisch.
    Tatsächlich runzelte Lysander die Stirn. »Ihr stellt wirklich komische Fragen. Was soll das alles? Ich glaube, ihr seid gar nicht von einem Fanclub.«
    »Ach«, sagte Delia, »wir glauben, wir haben Urbicus gestern Abend gesehen. In der Stadt, bei der …, auf dem Forum Romanum, vor dem …, vor der Basilica Iulia.«
    »So?«, fragte Lysander. »Ich dachte, ihr wisst gar nicht, wie Urbicus aussieht.«
    »Wir haben gehört«, half ich aus, »wie jemand seinen Namen rief. Ein paar Männer standen zusammen. Sie haben sich unterhalten wie Gladiatoren, über ihre Kämpfe und so.«
    »Aha«, sagte Lysander und schaute mich prüfend an. »Auf dem Forum Romanum, sagst du? Was hat Urbicus denn da gemacht? Da gibt es doch gar keine Kneipen.«
    »Sie sind dann gleich aufgebrochen«, log ich entschlossen weiter. »In den …, na, in diesen Stadtteil, wo es so viele Kneipen gibt.«
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    »In die Subura«, ergänzte Delia.
    »Ja«, sagte Lysander, »da treiben sich die Männer abends gerne herum. Oder in der Nähe des Circus Maximus. Da gibt es auch viele Kneipen.«
    Glaubte er uns? Wir logen, dass sich sämtliche Dachbalken in der Straße hätten biegen müssen, und ich war mir sicher, dass er uns jetzt stehen lassen und ins Haus gehen würde. So ein

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