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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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etwas wissen.«
    »Klingt vernünftig«, meinte Delia. »Aber haben wir dafür genug Zeit?«
    »Wir müssen uns sofort auf den Weg machen«, sagte ich.
    »Und wenn wir Pacuvius nicht finden?«, warf Delia ein.
    »Er hat doch erzählt, dass sie gerade fertig sind mit ihrer Arbeit, er und sein Onkel. Heute ist ein Feiertag. Nicht sehr wahrscheinlich, dass sie noch einen zweiten Auftrag haben, oder? Vermutlich gehen sie gleich nach Hause.«
    »Du hast recht«, sagte Delia.
    »Also, worauf warten wir noch?«
    80

    Wir brachen sofort auf und fragten uns in die Ascaniusgasse durch. Das war schwieriger, als wir gedacht hatten. Es stellte sich heraus, dass die Ascaniusgasse ein ziemlich dunkler und enger Winkel mitten in der Subura war, den nicht viele Römer kannten. Wir gingen langsam durch die schmutzige schmale Straße und betrachteten die schäbigen Häuser, vielleicht befand sich irgendwo ein Hinweis. Und tatsächlich!
    Etwa in der Mitte der Gasse fanden wir es, ein reichlich heruntergekommenes Häuschen mit zwei Stockwerken, an dessen Tür eine schiefe Holztafel hing mit der Aufschrift: MAGISTER GAIVS MACROBIVS ORBILIVS
    OPERA LIGNARIA CVIVSQVE GENERIS*
    »Hier ist es!«, rief ich. »Sollen wir klopfen?«
    Statt zu antworten, ging Delia entschlossen auf die Tür zu und hämmerte mit der Faust gegen das alte Holz.
    Nichts rührte sich.
    Sie hämmerte noch einmal.
    Wieder nichts.
    Sie wollte eben zum dritten Mal ansetzen, als wir hinter uns eine Stimme hörten.
    »Die sind nicht da.«
    Wir drehten uns um und sahen einen Jungen in unserem Alter, der aus dem gegenüberliegenden Haus gekommen war. Er hielt eine Kiste in den Armen. Neben dem Haus stand ein großer Handkarren, auf dem sich allerlei Gerümpel
    * Meister Gaius Macrobius Orbilius. Tischlerarbeiten jeder Art 81

    stapelte. Ich erkannte einen Tisch und zwei klapprige Stühle, ein paar Strohmatten, zerbeulte Töpfe und einen erbärm-lichen Holzkasten, der wohl ein Schrank sein sollte, dazwischen einige gefüllte Säcke. Der Junge stellte seine Kiste dazu und kam dann zu uns auf die andere Straßenseite.
    »Salvete«, sagte er und lächelte. »Magister Orbilius und Pacuvius sind nicht im Haus. Die arbeiten heute, obwohl Feiertag ist. Kann ich vielleicht etwas ausrichten?«
    »Tja«, sagte Delia, »eigentlich nicht. Wir würden gerne Pacuvius treffen und mit ihm sprechen.«
    »Um was geht es denn? Pacuvius ist mein Freund. Vielleicht kann ich euch weiterhelfen. Ich heiße übrigens Regulus.«
    Wir musterten ihn misstrauisch. Dann sagte ich: »Ich glaube nicht. Wir müssten schon mit Pacuvius persönlich …« In diesem Moment fiel mir der runde Anhänger auf, den der Junge an einem Lederband um den Hals trug. Es war ein Löwenamulett. »Oh«, fuhr ich fort und zeigte auf das Amulett,
    »du bist also auch ein Fan der Bissigen Löwen.«
    »Ja«, sagte er mit stolzer Stimme. »Ihr etwa auch? So vornehme Mädchen?« Er schaute uns verwundert an. »Die halbe Gasse hier ist bei den Ascaniern, unserem Fanclub. Welchen Gladiator mögt ihr am liebsten?«
    »Urbicus«, sagten Delia und ich gleichzeitig.
    »Urbicus? Den Verfolger?« Regulus rümpfte die Nase.
    »Na ja, wenn ihr meint … Pacuvius und ich finden Clemens am besten. Wisst ihr, der stammt nämlich aus Transtiberim …«
    »Das wissen wir.« Ich schnitt ihm das Wort ab. Vielleicht 82

    etwas zu barsch, der Junge war sehr freundlich, aber ich wollte nicht noch einmal die halbe Lebensgeschichte dieses Gladiators hören. Dafür hatten wir einfach keine Zeit.
    »Wenn Pacuvius und sein Onkel ihre Arbeit beendet haben«, fragte ich Regulus, »kommen sie dann hierher zurück?«
    »Möglich«, sagte er und zuckte mit den Schultern, »aber ich weiß es nicht. Servilia, Pacuvius’ Tante, ist vor etwa einer Stunde aus dem Haus gegangen, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Sie müsste bald zurück sein.«
    »Das nützt uns nichts«, sagte Delia, »wir müssen dringend mit Pacuvius reden. Oder kannst du uns etwas über diesen Urbicus erzählen?«
    »Urbicus?« Regulus schüttelte den Kopf. »Nein, nicht viel.
    Ich weiß einiges über Clemens und drei, vier andere Gladiatoren aus der Truppe. Aber über Urbicus? Den mag ich nicht besonders, ist mir unsympathisch, ein fieser Typ, er kämpft unfair und hinterhältig. Da müsst ihr euch an Pacuvius halten, der ist der größte Experte bei den Ascaniern, kann dir über jeden Löwengladiator alles erzählen: Woher er stammt, wann er zur Truppe kam, wie viele Kämpfe er bestritten

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