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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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nebenher – und fort waren sie.
    Weil dann zunächst immer noch nichts geschah, wären wir beinahe zum Haus der Löwentruppe zurückgegangen, als Pacuvius doch endlich kam. Er trug in jeder Hand eine Werkzeugkiste, als wir ihn am unteren Ende der Gasse er-blickten. Der ältere Mann zu seiner Rechten musste Magister Orbilius sein, er hatte einige Holzleisten geschultert, die Frau neben ihm war vermutlich Servilia, Pacuvius’ Tante. Sie 86

    trug einen Korb, aus dem grüne Lauchstangen hervorlugten.
    Wir warteten gespannt vor der Tür ihres Hauses.

»Nanu«, sagte Pacuvius erstaunt, als er uns bemerkte. »Ihr seid doch die beiden Mädchen von vorhin. Was macht ihr denn hier?«
    Sein Onkel und seine Tante schauten uns genauso überrascht an wie er. Wir müssen reichlich verlegen und deplat-ziert ausgesehen haben.
    »Ich hatte dir von den beiden vornehmen Mädchen erzählt, Onkel. Sie waren zur gleichen Zeit wie wir bei der Löwentruppe. Aber eure Namen …« Er schaute uns fragend an.
    »Ich heiße Lycoris«, sagte ich.
    »Und ich Delia«, sagte Delia.
    »Du musst ja einen großen Eindruck auf die Damen gemacht haben«, sagte Orbilius mit einem breiten Grinsen.
    »Dass sie dir gleich hinterherlaufen …«
    Ich spürte, wie mein Gesicht anfing zu glühen. Ob es genauso rot wurde wie Delias?
    Pacuvius lächelte, uns fehlten die Worte.
    »So hübschen Besuch lässt man doch nicht vor der Tür stehen«, sagte Servilia. »Ich habe frisches Obst und ein bisschen Käse vom Markt geholt. Wenn ihr mögt, dann kommt doch mit ins Haus. Habt ihr Lust?«
    Sie stellte den Korb ab, zog einen Schlüssel aus ihrer Tunica und öffnete die Tür.
    »Gerne«, sagte ich. Mein Kopf brannte wie das Schmiede-feuer in Hephaistos’ Werkstatt.
    Servilia führte uns durch den schmalen dunklen Flur des Hauses in die kleine Küche.
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    »Setzt euch, setzt euch doch«, sagte sie einladend und zeigte auf den runden Tisch. Während wir zwei Hocker unter dem Tisch hervorzogen und uns schüchtern niederließen, be-freite sie die Tischplatte mit einem feuchten Lappen von ein paar Brotkrumen.
    »Mögt ihr einen Schluck Milch? Sie ist frisch vom Markt.«
    Wir nickten wortlos.
    »Und eine Aprikose? Und etwas Schafskäse?«
    »Danke«, sagte ich, »das ist sehr freundlich.« Ich merkte, dass ich tatsächlich durstig war. Die Milch schmeckte köstlich, ich trank meinen Becher in einem Zug aus. Als Servilia das Körbchen mit den Aprikosen und einen Teller mit einem großen Stück Schafskäse auf den Tisch stellte, betrat Pacuvius die Küche.
    »Onkel Orbilius ist in die Werkstatt gegangen«, sagte er und setzte sich zu uns an den Tisch. Auch ihm gab Servilia einen Becher Milch.
    »Ich muss mich jetzt um die Wäsche kümmern«, sagte sie darauf. »Ihr drei kommt allein zurecht, nicht wahr? Lasst’s euch schmecken, Kinder!« Sie wuschelte Pacuvius durchs Haar und verschwand aus der Küche.
    »So«, sagte Pacuvius und lächelte uns an. Seine dunklen Augen strahlten. »Was verschafft mir die Ehre eines so hohen Besuchs?«
    »Was meinst du mit hoher Besuch?«, fragte ich.
    »Nun, ihr seht nicht so aus, als würdet ihr aus diesem Stadtteil kommen.«
    Wir schauten verlegen an unseren sauberen Tunicen he-88

    runter. An Delias Handgelenk glänzte der breite goldene Armreif, den ihr Vater ihr von einer Reise aus Ephesos mit-gebracht hatte. Ich trug meine neuen Sandalen aus weichem Ziegenleder und eine Halskette aus feinem Silber. Vergli-chen mit Pacuvius oder Servilia sahen wir wirklich aus wie zwei babylonische Prinzessinnen.
    »Wir wohnen auf dem Esquilin«, sagte Delia. Ich merkte, dass ihr Pacuvius’ Bemerkung unangenehm war. Pacuvius selbst blickte uns erstaunt an.
    »Braucht einer eurer Väter vielleicht eine neue Treppe in seinem feinen Haus?«
    Wir schauten ihn verständnislos an. Er lachte.
    »Wir sind Tischler, mein Onkel und ich. Seid ihr deswegen hier?«
    »Nein«, sagte Delia. »Wir sind hier, weil wir gerne etwas von dir über Urbicus erfahren möchten.«
    »Über den Gladiator aus der Löwentruppe?«
    »Ja«, sagte ich und versuchte, möglichst überzeugend zu klingen. »Den finden wir nämlich klasse. Aber wir sind ja noch nicht lange dabei, ich meine, im Fanclub. Und da dachten wir, du könntest uns vielleicht etwas über Urbicus erzählen. Die Jungs aus unserem Fanclub würden dann nämlich ganz schön große Augen machen, wenn wir denen Sachen erzählen, die die noch nicht wissen.«
    Ich kam mir schäbig vor wegen all meiner Lügen und wäre

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