Das Los: Thriller (German Edition)
bückte sich einer der Officer und hielt Chad etwas entgegen. »Ihres?«, fragte er.
Trisha erkannte das zugeklappte Taschenmesser in seiner Hand.
In Chads Gesicht kehrte nach einer Sekunde der Überraschung ein breites Grinsen zurück. »Ja, danke, zum Flaschenöffnen«, sagte er und deutete auf die offene Seltersflasche auf dem Tisch.
»Ich hab dasselbe«, sagte der Polizist und übergab es Chad. »Gute Schweizer Wertarbeit.«
Kurz darauf waren Chad und Trisha wieder allein in der Suite.
»Wir sollten Ihnen alles erzählen«, sagte Trisha, während sie sich auf das Sofa fallen ließ.
»Sie hat dich nicht erkannt«, antwortete Chad und schaute auf das Taschenmesser in seiner Hand. »Damit haben wir es überstanden.« Er steckte das Messer in die Hosentasche.
Für eine Weile schwiegen beide.
Trisha bückte sich schließlich und holte die Papiere wieder unter dem Sofa hervor. »Schau hier«, sagte sie zu Chad. »Das sind die Spielregeln, die der Mönch mir gegeben hat. ›Notaio Aurelio, Lungotevere Delle Armi, Rom‹ steht hier. Und eine Telefonnummer. Dort soll die Ziehung stattfinden.«
Chad kam herüber, um ihr das Blatt aus der Hand zu nehmen. »Vielleicht sollten wir dort einmal anrufen? Und fragen, ob die Ziehung trotzdem stattfindet – jetzt, wo der Mönch tot ist.«
»Oder ob ich meinen Einsatz zurückbekomme«, ergänzte sie.
»Warum nicht«, meinte er. »Ruf du an.«
»Ich?« Trisha verzog ängstlich das Gesicht.
»Italiener können Frauen nicht widerstehen«, sagte Chad mit einem mühsamen Lächeln.
Sie schaute auf die Uhr. »Dort ist es jetzt nachmittags. Ich probiere es.«
Sie griff zu dem tragbaren Telefon und wählte die lange Nummer. Ein Freizeichen ertönte.
Dann meldete sich eine Frauenstimme. »Noataio Aurelio. Pronto?«
»Ähm, ich hätte gern den Notar gesprochen, bitte«, sagte Trisha auf Englisch.
Die Frau am anderen Ende der Leitung schwieg kurz. Dann fragte sie in gebrochenem Englisch: »Worum geht es?«
»Eine Lotterie … Die Lotterie … von dem Mönch …«, stammelte sie.
Wieder war es ruhig, und Trisha befürchtete schon, die Frau könnte aufgelegt haben.
»Ich verbinde sie«, sagte sie jedoch nach einer Weile.
Musik wie aus einer Spieluhr ertönte, dann meldete sich eine dunkle Männerstimme auf Englisch. »Aurelio, wer ist da?«
»Trisha Wilson. Ich rufe Sie aus Las Vegas an.«
»Worum geht es bitte?«
»Die Lotterie … diese heilige Lotterie … Der Mönch …« So durcheinander wie ihre Gedanken waren ihre Worte.
»Woher haben Sie nur alle meine Nummer? Ich bin kein Auskunftsbüro!«, bemerkte der Notar.
»Vom Mönch. Na ja, nicht direkt. Er ist tot.«
»Pater Pius ist tot?« Die Stimme des Notars klang bestürzt.
»Ich fürchte sogar, er wurde ermordet«, antwortete Trisha. Und als der Klang ihrer Worte nachhallte, fügte sie schnell an: »Nicht von mir!«
»Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?«, fragte der Notar nach einer kleinen Pause.
»Ich habe vom Mönch ein Los für diese Lotterie erhalten und dafür mein Vermögen eingesetzt. Und der Mönch gab mir Ihre Adresse, weil bei Ihnen die Ziehung stattfinden wird. Falls sie stattfindet. Es mag ein wenig unsensibel klingen angesichts des Todes von diesem Mönch … von Pater Pius. Aber ich frage mich, ob diese Ziehung nun stattfinden wird … oder nicht?«
»Sie sagten, Trisha Wilson ist Ihr Name?«, fragte der Notar, begleitet von Papierrascheln.
»Ja.«
»Und Sie haben bereits ein Los gezeichnet?«
»Ja. Gestern«
»Ihre Unterschrift liegt mir noch nicht vor. Aber dann fehlt nur noch ein Teilnehmer. Wenn dieser sein Los auch noch zeichnet, müsste die Ziehung stattfinden. So sind die Regeln.«
»Auch ohne Pater Pius?«, erkundigte sich Trisha.
Wieder schwieg der Notar eine Zeit lang, bevor er antwortete: »Ich bin von Ihrer Nachricht über seinen Tod schockiert. Aber die Ziehung ist grundsätzlich nicht davon abhängig, dass er lebt. Ich werde noch einmal die uns überlassenen Anweisungen durchschauen. Ich bin lediglich mit der Durchführung der Ziehung beauftragt …«
»Von wem?«, wollte Trisha wissen.
Chad gestikulierte wild neben ihr. »Frage ihn, wessen Los noch fehlt!«, raunte er aufgeregt.
»Wer mein Auftraggeber ist, kann ich Ihnen nicht sagen«, entgegnete der Notar nach einigem Zögern.
»Gibt es denn noch andere Mönche?«, fragte Trisha.
»Auch das kann ich Ihnen –«
»Können Sie mir wenigstens verraten, wer noch fehlt – wer von den Berechtigten sein Los noch
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