Das Los: Thriller (German Edition)
nicht gezeichnet hat?«, unterbrach Trisha ihn.
»Auch dazu bin ich nicht befugt«, erwiderte der Notar.
»Und meinen Einsatz bekomme ich nicht wieder?«
»So sind die Regeln. Aber Signorina, bitte lassen Sie mich nun -«
»Wie erfahre ich denn nun, ob und wann die Ziehung stattfindet?«, schnitt Trisha ihm erneut das Wort ab. Sie wurde allmählich ungeduldig: so viele Fragen, und keine Antworten.
»Gemäß meinen Anweisungen werde ich Sie kontaktieren und Ihnen das Datum der Ziehung bekanntgeben, wenn das letzte Los bei mir eingetroffen ist. Normalerweise übersendet Pater Pius mir mit Ihrer Teilnahmeerklärung auch Ihre Kontaktdaten …« Der Notar stockte. »Sie sagten, Sie haben sie gestern unterschrieben, und heute ist Pater Pius tot? Lassen Sie uns abwarten, ob Ihre Erklärung vielleicht schon per Post zu mir unterwegs ist oder ob … Kennen Sie die näheren Umstände seines Todes?«
Trisha verneinte.
Sie hörte den Notar schwer atmen. »Rufen Sie mich gern später noch einmal an. Ich muss jetzt auflegen.«
Aus der Leitung drang ein Knacken. Trisha hielt Chad den Hörer mit dem Besetztzeichen entgegen.
»Aufgelegt«, sagte sie. »Und was jetzt?«
Chad nahm ihr den Hörer aus der Hand und legte ihn beiseite.
»Wir checken aus. Und dann bringen wir das letzte Los an den Mann«, schlug er vor.
»Ist das nicht die Aufgabe von diesen Leuten aus dem Orden?«, fragte Trisha unsicher.
»Nun ja«, entgegnete Chad und zeigte auf den Stapel Papiere vor ihnen. »Ich schätze, du hast deren Unterlagen geklaut …«
Trisha riss die Augen auf. »Oh, mein Gott, du hast recht.« Sie überlegte. »Wir müssen sie zurückgeben.«
»Und wem genau«, entgegnete Chad höhnisch. »Wo sitzt dieser Orden?«
»Wir können es dem Notar schicken«, schlug Trisha vor.
»Der wirkte nicht besonders interessiert daran, dass das letzte Los gezeichnet wird. Überhaupt: Dem Orden ist es doch vermutlich egal, ob die Ziehung stattfindet oder nicht. Hauptsache, die haben eure Einsätze und schwimmen im Geld.«
Trisha fand, dass Chads Worte überzeugend klangen.
»Nein, ich fürchte, es bleibt jetzt an uns hängen, dieses letzte Los zu verteilen und dir damit die Chance auf diesen Preis zu eröffnen«, meinte er.
»Uns?«, wiederholte Trisha und zog erneut den Gürtel ihres Bademantels enger.
»Ich will dir nur helfen«, beteuerte Chad. »Wir teilen uns auf und besuchen die Personen hier auf den Stammbäumen. Dann werden wir rausfinden, wem wir dieses letzte Los aufschwatzen müssen.« Chad deutete auf das Blankolos, das sie in den Unterlagen des Mönchs gefunden hatten.
Trisha schaute wenig begeistert.
»Außerdem habe ich dies hier«, sagte Chad und holte eine dicke Rolle Geldscheine hervor.
Nur Spieler bewahrten so ihr Geld in der Hosentasche auf, dachte Trisha. Offenbar hatte er seit ihrer letzten Begegnung am Spieltisch einiges Glück beim Pokern gehabt.
»Denk daran, bis auf die zweitausend Dollar, die der Mönch dir gegeben hat, bist du mittellos«, hob Chad hervor und grinste. »Wer soll die Suite hier und die Flüge bezahlen, wenn nicht ich?«
Trisha strich sich mit der Hand über die noch feuchten Haare. »Kaum tauchst du auf, stecke ich wieder bis zum Hals in Problemen«, seufzte sie.
»Also, sind wir ein Team?«, fragte er.
Trisha nickte müde.
Chad überging ihre mangelnde Begeisterung und deutete stattdessen auf ihren Unterarm. »Was hast du denn da für Narben?«
Schnell zog Trisha den Ärmel des Bademantels herunter.
»Die sollen mich an etwas erinnern«, blockte sie ab. Dann legte sie den Kopf auf die Seite und studierte einen der Stammbäume, den sie bis zur Hälfte wieder aufgeklappt hatte.
»Ich fahre zu diesem Freihold«, verkündete sie. »›Hamburg, St. Fu‹ steht hinter seinem Namen. Sagt dir das was?« Sie schaute auf Chad.
Der hob die Hände. »Hamburg ist eine Stadt in Deutschland.«
Trisha nickte. »St. Fu klingt wie eine Kirche«, meinte sie.
»Noch ein Mönch?«, scherzte Chad.
Trisha öffnete ihren Laptop und googelte die Worte »St. Fu« und »Hamburg«.
»St. Fu ist ein Gefängnis in Hamburg«, stellte sie wenig später fest. Es ist eine Abkürzung für ›Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel‹.« Sie hatte Mühe, das letzte Wort auszusprechen.
Chad stutzte. »Ich glaube, da sitzt jemand ein, den ich kenne. Erinnerst du dich an diesen chinesischen Pokerspieler, der bei einer privaten Runde einen anderen Spieler erschossen hatte? Wie hieß er doch gleich? Yang oder
Weitere Kostenlose Bücher