Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
so.«
    »Zhang«, sagte Trisha.
    »Genau!« Chad strahlte.
    »Ich habe ihn zum Glück nie kennengelernt.«
    »Aber ich. Der Ire Ryan kennt ihn sehr gut. Ich glaube, die telefonieren sogar noch regelmäßig. Unglaubliche Geschichte, dass der einen ins Jenseits befördert hat. Aber für Geld tat der alles.«
    Bei diesen Worten schauderte Trisha erneut, und die Bilder des sterbenden Mönchs erschienen wieder vor ihrem geistigen Auge. Unwillkürlich schaute sie auf ihre Hände. Immer noch fühlte sie das Blut.
    »Wer hat den Mönch bloß umgebracht – und warum?«, fragte sie unwillkürlich und starrte Chad gedankenverloren an.
    Er hob bloß die Schultern.
    »Meinst du, das hat etwas mit dieser Lotterie zu tun?«, hakte sie nach.
    Wieder antwortete Chad nicht, sondern zuckte mit den Achseln.
    »Und meinst du, wir Mitspieler dieser Lotterie sind in Gefahr?«, schloss Trisha ihre Überlegungen ab.
    »Ich denke nicht«, antwortete Chad.
    Trisha bemerkte jedoch, dass er sich dessen unsicher war. »Hätte ich doch bloß nicht mitgemacht«, sagte sie und senkte den Kopf.
    Erneut nahm sie den Laptop zur Hand, rief die Webseite einer Airline auf und begann nach einer passenden Flugverbindung zu suchen. Hamburg hatte wenigstens einen eigenen Flughafen.

36
    B ERLIN , 1763
    Tief gebeugt und fast regungslos saß Hainchelin an seinem Schreibtisch und schien über den Dokumenten eingeschlafen zu sein. Lediglich der flackernde Schein des Kerzenlichts, der sich in seinen Augäpfeln widerspiegelte, verriet, wie hellwach er war. Seine Pupillen huschten wie zwei eingesperrte Asseln hin und her und folgten den Türmen von Zahlen auf dem Blatt vor ihm.
    Schließlich nahm er die Feder, die griffbereit neben ihm lag, und zeichnete seinen Namen unter die letzte Zahl. Dann drückte er sorgfältig sein Prüfsiegel daneben.
    Zweihundertfünfundzwanzigtausend Taler waren ein Spottpreis für den Erwerb von Gotzkowskys Porzellanmanufaktur. Das Arcanum , das Geheimnis der Porzellanherstellung, war allein so viel wert. Ohne seinen Rat hätte der König beinahe den vierfachen Betrag für die Unternehmung ausgegeben, die bald »Königlich Preußische Porzellanmanufaktur« heißen sollte. Ein Informant hatte ihm berichtet, dass Gotzkowskys Schulden bei seinen Gläubigern sich mittlerweile auf über zwei Millionen Taler beliefen. Daraufhin hatte Hainchelin dem König geraten, sein Angebot zu reduzieren.
    »Wenn er aber doch so viele Schulden hat, braucht er doch mehr Geld und nicht weniger«, hatte der König in Gegenwart der Minister verwundert angemerkt.
    »Wenn Ihr ertrinkt, und Euch würde jemand ein Boot schicken, würdet Ihr einsteigen?«, hatte Hainchelin entgegnet.
    »Natürlich!«, hatte der König geantwortet. »Was für eine törichte Frage.«
    »Und wenn jemand Euch kein Boot schickt, sondern nur ein Stück Holz zuwirft, würdet Ihr Euch ebenfalls daran klammern?«
    Der König hatte ihn verdutzt angeschaut und dann zustimmend genickt.
    »Seht Ihr! Daher bieten wir, nun, wo wir wissen, dass ihm das Wasser bis zum Halse steht, weniger und nicht mehr!«, hatte Hainchelin triumphierend geschlossen, und so war es auch geschehen.
    Hainchelin faltete die Papiere und rief laut nach seinem Kammerdiener Adolf.
    Einige Zeit geschah nichts. Schließlich war ein schlürfendes Geräusch zu vernehmen, und die Tür öffnete sich. Mit zerzausten Haaren und einem Licht in der Hand näherte sich Adolf, das rechte Bein hinterherziehend, und nahm den ihm gereichten Umschlag entgegen.
    »Dies muss sofort zum König, und zwar noch vor Sonnenaufgang«, befahl Hainchelin.
    Adolf senkte den Kopf und wandte sich ab. Er war fast aus dem Zimmer, als er sich noch einmal umdrehte. Umständlich fummelte er aus der Tasche seines Rocks ein zusammengefaltetes Papier und erklärte: »Ein Läufer brachte dies für Euch. Ich vergaß, es Euch zu geben.«
    »Dein Gedächtnis macht mir Sorgen«, entgegnete Hainchelin mit ärgerlichem Ton. Er hielt das kleine Kuvert nah an die Kerze. Seine Augen weiteten sich. Mit hektischen Bewegungen riss er es auseinander. »War es wieder derselbe Bote wie neulich?«, fragte er aufgeregt.
    »Ja.«
    »Und hat er wieder nicht gesagt, wer ihn schickt?«
    »Ich wollte ihm schon Prügel androhen, aber es war nicht aus ihm herauszubekommen.«
    »Dann kümmere dich nun um den Brief für den König«, sagte Hainchelin.
    Adolf unternahm jedoch keine Anstalten zu gehen.
    Hainchelin hielt das Schreiben so nah an die Kerze, dass es sich beinahe entzündete.

Weitere Kostenlose Bücher