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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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erschrocken aufgeblickt und starrten wie versteinert zu ihr herüber.
    Im nächsten Moment war Trisha schon draußen. Der Schirm verhakte sich jedoch in der wieder zufallenden Tür und entglitt ihrer Hand. Durch die Glasscheibe konnte sie erkennen, dass die beiden Wärter mittlerweile aus ihrer Erstarrung erwacht waren. Der Ältere umrundete gerade den Bürostuhl und hastete hinter ihr her. Trisha kümmerte sich nicht mehr um den Schirm, sondern rannte auf das offene Tor zu, durch das gerade der Lastwagen fuhr. Eine dunkle, nach Diesel stinkende Rußwolke stieg ihr entgegen und verschlug ihr den Atem.
    Sie drehte sich noch einmal um. Der ältere Wärter rüttelte von innen an der wieder verschlossenen Tür und brüllte etwas zu seinem Kollegen, der hektisch mit den Armen rudernd vor dem Monitor stand. Im nächsten Moment hastete Trisha durch das Tor auf die Straße. Ein feiner Sprühregen hatte eingesetzt, doch sie achtete nicht darauf. So schnell sie konnte, lief sie an der Gefängnismauer entlang. Plötzlich fiel ihr Blick auf die dort angebrachten Kameras, die ihren Bewegungen zu folgen schienen. In panischer Angst wandte sie sich zur Straße und lief durch zwei parkende Autos hindurch zur Fahrbahn. Als sie sich umschaute, sah sie, wie die beiden Wärter aus dem Tor stürmten und in ihre Richtung zeigten.
    Ein lautes Hupen ließ sie herumfahren. Ein Mercedes-Stern raste bedrohlich auf sie zu und kam mit quietschenden Reifen direkt vor ihr zum Stehen. Auf dem Dach des Autos sah sie ein leuchtendes Schild mit einem der wenigen deutschen Wörter, die sie kannte: »Taxi«. Schnell umrundete sie die Kühlerhaube, riss die hintere Tür auf und sprang auf die Rückbank.
    Zwischen den beiden Vordersitzen tauchte das entgeisterte Gesicht des Fahrers auf.
    »Zum Atlantic Hotel!«, rief sie und blickte nervös durch das Heckfenster. Parallel zur Straße liefen nun mehrere Männer in blauen Uniformen auf sie zu. Der Fahrer schien dies nicht zu bemerken und drehte sich langsam wieder zu seinem Lenkrad um.
    »Ich hätte sie beinahe überfahren!«, sagte er vorwurfsvoll, während er ruckelnd anfuhr. Gerade als der Fahrer endlich Gas gab, tauchten neben Trishas Fenster die ersten Gefängniswärter im Sprint auf, fielen jedoch schnell zurück.
    »Scheint so, als wollte noch jemand mitfahren«, bemerkte der Fahrer lässig, als er einen Blick in den Rückspiegel warf.
    Trisha, die immer noch nach Atem rang, sah in dem Spiegel kleine Lachfalten um die Augen des Taxifahrers. Eine Weile fuhren sie schweigend. Schließlich hielten sie an einer roten Ampel. Die Kreuzung kam Trisha bekannt vor; auch auf der Hinfahrt war sie hier vorbeigekommen.
    »Ich bin nicht ausgebrochen!«, beteuerte Trisha, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war. Nicht, dass der Fahrer noch auf die Idee kam, sie an der nächsten Polizeiwache abzusetzen.
    »Ich weiß«, antwortete der Mann, und Trisha glaubte sogar, Vergnügen aus seiner Stimme herauszuhören.
    »Und woher wissen Sie das?«, fragte Trisha irritiert.
    »Santa Fu ist ein Männerknast!« Die Augen des Taxifahrers schauten sie fröhlich aus dem Rückspiegel an.
    Die Ampel sprang auf Grün um, und das Auto setzte sich mit einem sanften Ruck in Bewegung.
    Das Klingeln ihres Handys riss Trisha aus ihrer unwirklichen Lage und verlieh ihr für einen Moment das Gefühl von Vertrautheit. Sie kramte es hervor und schaute auf das Display.
    Es war Chad.

42
    B ERLIN , 1764
    Calzabigi war nicht zum Feiern zumute, obwohl Karneval war und hier in der Lindenoper ein wahrhaft rauschendes Fest stattfand. Er stand an eine Säule gelehnt und beobachtete das Spektakel um ihn herum; ab und an nippte er an seinem Glas. Das nach vorne gebogene Kinn seiner Maske erlaubte es ihm, einen Schluck Bier zu nehmen, ohne die Maske abzusetzen.
    Die Dezemberziehung hatte der Lottokasse wieder Verluste beschert. Erneut waren auf ein weit entferntes Kontor, diesmal in Hinterpommern, ungewöhnlich viele Gewinne entfallen. Für Calzabigi war dies unerklärlich. Ebenso unerklärlich war der Gleichmut, mit dem Hainchelin die Verluste aufnahm. Fast hämisch hatte der Hofrat ihn gefragt, was denn nun mit seinem tollen Castelleto und der Mathematik sei, der natürlichen Feindin der Fortuna. Noch bevor Calzabigi eine Antwort eingefallen war, hatte Hainchelin sich fröhlich summend abgewendet und damit begonnen, die Säcklein mit den Gewinnen im General-Lottoamt zusammenzuschnüren. Anschließend hatte er sie dem Boten überreicht, der sie zu dem

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