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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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legte. Aus seiner Hosentasche zog er einen schwarzen Gummischlauch und band ihn Pradeep um den Oberarm.
    »Was machst du?«, fragte Pradeep ängstlich. Er merkte, wie ihm schwindelig wurde.
    »Blut abnehmen«, antwortete Sushil, der die Spritze zwischen seine Zähne nahm und dann mit zwei Fingern auf die Adern in Pradeeps Armbeuge klopfte. »Tut weniger weh, als sich Heroin zu spritzen.«
    Pradeep schloss die Augen. Er hatte niemals Heroin gespritzt. Plötzlich fühlte er einen Stich.
    »Das war’s. Drück das drauf«, sagte Sushil und hielt ihm ein Wattepad entgegen.
    Während Pradeep die Watte fest gegen das kleine rote Loch in seinem Arm presste, beobachtete er, wie Sushil eine Ampulle, gefüllt mit dunkelrotem Blut, in einen kleinen weißen Plastikträger stellte, aus dem nach dem Öffnen weißer Dampf aufgestiegen war. Den geschlossenen Plastikträger platzierte Sushil in einem Köfferchen, das er dem Hünen überreichte, der damit eilig durch den Vorhang verschwand.
    »Hast du ein Telefon?«, fragte Sushil.
    Pradeep schüttelte den Kopf.
    »Dann gebe ich dir eins mit«, sagte Sushil, holte ein Handy aus seiner Tasche und gab es Pradeep. »Ich melde mich bei dir, wenn es losgeht. Halte dich bis dahin fern von Drogen und Alkohol – dann bekommst du mehr für deine Niere.«
    Pradeep stürzte den Rest Tee hinunter und erhob sich. Er fühlte sich schwindelig und benommen.
    Sushil griff ihm unter den Arm und stützte ihn.
    »Hey, mein Freund«, rief er lachend. »Nicht so schnell.«
    Pradeep wurde plötzlich übel. Seine Beine knickten ein wie Bäume im Monsun.

41
    H AMBURG
    »Ich habe hier keinen Henri Freihold. Vielleicht ist er entlassen … oder verstorben.«
    Der junge Mann hinter der Glasscheibe wirkte genervt und sprach ein für Trisha nur schwer verständliches Englisch. Minutenlang hatte er bereits in einer Liste geblättert und nach dem Namen gesucht.
    Ratlosigkeit breitete sich nun auch in Trisha aus. Dies lag nicht nur an dem einschüchternden Stahltor, das sie soeben passiert hatte, um hierher in den Eingangsbereich des Gefängnisses zu gelangen. Sie hatte nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass sie Henri Freihold hier finden würde, nachdem sie seinen Namen und seinen Aufenthaltsort – das Gefängnis Santa Fu – in den Unterlagen des Mönchs entdeckt hatte. Wenn er jedoch nicht in dieser Haftanstalt war, würde es schwierig sein, ihn zu finden; denn es war nicht möglich, im Internet nach Insassen von Gefängnissen zu googeln.
    Trisha drehte unschlüssig am Griff des Regenschirms in ihrer Hand. Der Portier des Hotels hatte ihn ihr mitgegeben. In Hamburg, so meinte er, würde es noch mehr regnen als in London, was sie nicht glauben konnte. Gleich danach hatte sie sich mit dem Taxi zu der Haftanstalt fahren lassen und dabei die ängstlichen bis misstrauischen Blicke des Fahrers ertragen müssen, nachdem sie ihm ihr Ziel genannt hatte.
    Von hinten trat ein älterer Mann in blauer Uniform an den jungen Beamten heran und fragte ihn etwas. Nachdem dieser gestikulierend geantwortet und immer wieder auf seine Liste gezeigt hatte, beugte der Ältere sich nach vorn, um durch das kleine runde Loch in der Scheibe mit Trisha zu sprechen.
    »Sie wollen zu Henri Freihold?«
    Seine Aussprache war hölzern, aber sie verstand ihn wenigstens. Sie nickte.
    Er schaute sie einen Moment über seine Lesebrille hinweg prüfend an, dann deutete er auf eine Tür, die einige Meter von ihr entfernt war. Der Wärter betätigte einen roten Knopf auf der Mitte des Pultes, der Trisha an den Buzzer einer Quizsendung erinnerte, und ein lautes Summen ertönte. Trisha marschierte zur Tür, drückte sie auf und bugsierte sich und den sperrigen Regenschirm durch die schmale Öffnung. Hinter ihr fiel die Tür mit einem saugenden Geräusch ins Schloss. Der ältere Wärter kam auf sie zu und gab ihr die Hand. Er wirkte nicht unsympathisch, aber autoritär.
    »Verzeihen Sie, mein Kollege hier ist neu und kennt die Gefangenen noch nicht so gut. Sind Sie eine Verwandte von Herrn Freihold?«, fragte er.
    Trisha schüttelte energisch den Kopf. »Uns verbindet eine … gemeinsame Sache. Eher geschäftlich.«
    Der Beamte blickte sie skeptisch an. Offenbar galt man als nicht besonders vertrauenswürdig, wenn man behauptete, mit einem Häftling geschäftlich verbunden zu sein.
    »Alles streng legal«, fügte sie an und schenkte ihrem Gegenüber ein möglichst unschuldiges Lächeln.
    Es funktionierte. Für einen kurzen Moment lächelte auch er,

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