Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
»Tja, irgendwo in Curaçao in einem Strandhaus. Er hat mich gelinkt.«
    Trisha studierte erneut sein Gesicht. Sie glaubte ihm. »Dreizehn Jahre unschuldig im Gefängnis? Wie überlebt man das?«
    Erstmals hielt die Rikscha an. Vor ihnen blockierte ein Lastwagen die Straße. Erst jetzt, wo es keinen Fahrtwind mehr gab, fiel Trisha auf, wie heiß und schwül es war. Unbekannte Gerüche drangen ihr von allen Seiten in die Nase.
    »Der Mensch ist sehr anpassungsfähig«, antwortete Henri. »Die Gesetze der Evolution gelten auch hinter Gittern.«
    Die Rikscha fuhr weiter, und sie betrachteten eine Weile stumm die Umgebung.
    »Dharavi!«, rief der Fahrer plötzlich und zeigte mit ausgestrecktem Arm nach links, wo sich ein Gewirr aus bunten Dächern unter ihnen erhob. Zusammen ergaben sie eine Fläche, die wie ein gigantischer Flickenteppich aussah.
    »Ein Slum mitten in der Stadt«, staunte Trisha.
    »Der wertvollste Boden von ganz Mumbai, besetzt durch so viel Armut«, wusste Henri zu berichten. »Ich habe gelesen, bei Gründung des Slums war das hier mal der Stadtrand. Für die Immobilienhaie der Stadt ein Albtraum. Das ist so, als dürfe man die fetteste Kuh nicht schlachten, weil sie heilig ist.« Henri lachte schadenfroh.
    »Wie sollen wir diesen Pradeep da finden?«, fragte Trisha entmutigt.
    Henri griff in seine Jacketttasche und holte ein Stück abgerissenes Zeitungspapier hervor.
    »Ich habe die Adresse hier aus den Unterlagen des Mönchs abgeschrieben. Mal seh’n.« Er beugte sich vor und gab es dem Rikschafahrer, der einige Brocken Englisch sprach, jedoch nur schwer zu verstehen war.
    Henri deutete immer wieder auf den Straßennamen, bis der Rikschafahrer nickte und die Hand aufhielt. Unschlüssig legte Henri ein paar Rupien hinein, die sie am Flughafen gewechselt hatten.
    Die Augen des Fahrers glänzten, dann sagte er so etwas wie: »Ich zeig es Ihnen.«
    Trisha fasste Mut. Wenn sie Glück hatten, würden sie schon bald diesem Pradeep gegenüberstehen.
    »Wie kommt es wohl, dass ausgerechnet ein Inder an der Lotterie teilnehmen darf?«, fragte sich Trisha laut, während der Rikschafahrer langsam wieder Tempo aufnahm.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Henri. »Der Mönch hat mir erzählt, dass alle Kandidaten das Recht zur Teilnahme an der Lotterie vor Jahrhunderten in Preußen erworben haben.«
    »Preußen?«
    »Ein früheres Königreich in Deutschland«, erklärte Henri.
    Trisha nickte. »Und was hat das mit Indien zu tun?«
    Henri schaute triumphierend. »Früher gab es in Europa Gesellschaften, die mit Indien Geschäfte gemacht haben. Sogenannte Indien-Kompanien. Und wenn du dir den Stammbaum von diesem Pradeep anschaust, den du mir gezeigt hast, dann fällt dir auf, dass die Namen am Anfang tatsächlich deutsch klangen. Bis ein von Tannenberg oder so ähnlich eine Inderin geheiratet hat. Danach wurden die Namen dann immer indischer. Offenbar ist der mit so einer Kompanie vor langer Zeit hier nach Indien gelangt.«
    Trisha pfiff leise durch ihre Zähne. Zur Erleichterung des Fahrers fuhren sie nun steil bergab dem Labyrinth aus Hütten entgegen, das sie nun an Bienenwaben erinnerte. Ein penetranter Gestank nach Kloake zog auf, und Trisha befürchtete, dass er von dort kam, wo sie hinwollten.
    Auch Henri rümpfte angewidert die Nase.
    Endlich wurde die Straße ebenerdig und die Rikscha langsamer. Sie passierten eine Brücke, bei deren Anblick Trisha froh war, als sie heil auf der anderen Seite angekommen waren. Der Fahrer blickte immer wieder auf den kleinen Zettel in seiner Hand, den Henri ihm gegeben hatte, und wechselte im Vorbeifahren mit Passanten Worte, die Trisha nicht verstand. Dann blieb er plötzlich stehen und sprang aus dem Sattel.
    »Hier!«, sagte er und zeigte eine schmale Gasse hinauf. »Da rein!«, ergänzte er.
    Trisha rutschte das Herz in die Hose. Tatsächlich war der Gestank noch intensiver geworden. Er löste in ihrem Hals einen ständigen Brechreiz aus. Vor ihnen lag ein schmaler Gang, gefüllt mit bunt gekleideten Menschen. Ein feines Rinnsal einer bräunlichen Flüssigkeit floss ihnen aus dem Gässchen entgegen und sammelte sich zwischen ihren Füßen.
    »Da rein!«, wiederholte der Fahrer und hielt Henri den Zettel entgegen.
    »Welches Haus?«, fragte Henri.
    Der Fahrer drehte die Hand und zeigte ihm wieder die Handinnenfläche. Abermals griff Henri in seine Hosentasche und holte einen Schein heraus, den er hineinlegte.
    Der Rikschafahrer legte ein eisernes

Weitere Kostenlose Bücher