Das Los: Thriller (German Edition)
überwiegend aus einem Kapuzenpulli bestand, unter dem so ziemlich jeder hätte stecken können.
»Wir vermuten, ein enttäuschter Anleger Ihres Fonds hat den Anschlag geplant und sich dann möglicherweise einen Drogensüchtigen gesucht, der es für ein paar Dollar ausgeführt hat«, hatten die Cops ihm erzählt und ihn dabei professionell angelächelt.
Er hatte sich nicht des Eindrucks erwehren können, dass sie nicht ganz ohne Schadenfreude waren.
»Nun ja«, hatte der ermittelnde Beamte lakonisch gemeint, »Sie sind eben in einem Business tätig, das heute nicht mehr jedem gefällt.«
So war das also. Als Banker war man für die Bullen vogelfrei. Dieselbe Gleichgültigkeit, als ob es bloß einen kleinen Drogendealer getroffen hätte. Er hatte es im Prinzip nicht anders gewollt und nicht anders verdient, schienen sie zu denken.
Was für eine grandiose Metapher, dass nun ausgerechnet er an der Blutwäsche angeschlossen war: seine Gelegenheit, doch noch ein reines Herz zu ergattern.
Der geblümte Vorhang, der seine Liege und das Dialysegerät vom Rest des Raums trennte, wurde zur Seite gerafft. Dann schob sich ein Arzt neben sein Bett und schloss hinter sich wieder den Sichtschutz.
Carter seufzte leicht. Ein weiterer Weißkittel, der sich an seinem Leid ergötzen wollte. Was hatte der wohl zu seinen Kollegen gerade gesagt? Vielleicht: Ich geh mal rüber in unsere Geldwäscheabteilung …
Der Arzt trug vor dem Gesicht einen Mundschutz. Das war neu und ließ Carter misstrauisch werden.
»Hey«, begann er, doch im selben Moment legte der Mann ihm seine Hand fest auf den Mund. Schon wollte er sich aufbäumen, doch der Griff war eisern, und die Schläuche in seinem Arm verhinderten, dass er sich richtig wehren konnte. Außerdem schien das meiste von seinem Blut gerade nicht in seinem Körper zu sein, sondern in dem Apparat neben ihm.
»Bleiben Sie ruhig, ich tue Ihnen nichts. Ich bin es, Gonzales!« Er nahm die Hand von seinem Mund, und Carter rang erleichtert nach Luft.
»Warum … zum Teufel … ersticken Sie mich?«, hustete er ärgerlich.
»Damit Sie leise sind. Da draußen vor der Tür sitzt ein Bulle und liest irgendein Gossip-Magazin.«
»Wie sind Sie an dem vorbeigekommen? Kann hier jeder reinmarschieren?«, fragte Carter mürrisch. Erneut war er verärgert: Eigentlich sollte der Polizist sein Leben schützen und sich nicht die Eier schaukeln.
»Nicht jeder, aber ich«, antwortete Gonzales trocken.
»Haben Sie den Mönch kaltgemacht?«, wollte Carter wissen, während er sich langsam im Bett aufrichtete.
Gonzales schüttelte den Kopf. »Ich töte nur im Krieg. Ich habe Sie nur informiert, wo er ist.«
»Wer dann?«
Gonzales zuckte mit den Schultern.
»Und jetzt haben wir keinerlei Informationen über diese Lotterie«, stellte Carter resigniert fest. Das monotone Geräusch der Dialysemaschine machte ihn wahnsinnig.
»Sie hat’s ganz schön erwischt!«, bemerkte Gonzales mit einem mitleidigen Blick auf die Schläuche.
»Gleich Ihr nächster Auftrag. Finden Sie raus, wer es war.«
Gonzales nickte, als sei es das Selbstverständlichste.
»Die Polizei glaubt, ein wütender Anleger«, berichtete Carter.
Gonzales runzelte die Stirn. »Glaube ich nicht«, sagte er.
»Und warum nicht?«, fragte Carter überrascht.
»Man schlachtet doch nicht die Kuh, die man melken will.«
Carter schaute Gonzales unschlüssig an. Die Assoziation gefiel ihm nicht, doch der Inhalt der Aussage schien überzeugend. »Auch nicht, wenn sie keine Milch mehr gibt?«, warf er ein.
Gonzales schüttelte den Kopf. »Nicht, solange es noch genug Gras zu geben scheint.«
»Wer dann?«
»Jemand, der Sie lieber tot als lebendig sehen möchte.«
»Sie sind ein Genie. Ich weiß schon, weshalb ich Ihnen diese horrenden Honorare zahle«, bemerkte Carter sarkastisch.
»Wo Sie es gerade sagen: Überweisen Sie wieder etwas, wenn ich weitermachen soll.«
»Ja, ja«, entgegnete Carter unwirsch. »Wofür, wenn ich fragen darf? Der Mönch ist tot.«
»Hierfür!«, sagte Gonzales und warf etwas auf das Bett.
Hinter dem Vorhang war von irgendwoher ein lautes Lachen zu vernehmen. Gonzales drehte sich um und schaute durch eine Lücke, dann widmete er sich wieder Carter. Der hielt jetzt einen schmalen Aktenordner in der Hand.
»Was ist das?«, fragte er, während er ihn durchblätterte. Der Schlauch mit der roten Flüssigkeit, der zu seinem Arm führte, schien sich dabei gefährlich zu dehnen.
»Informationen über alle Teilnehmer der
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