Das Los: Thriller (German Edition)
kriegen wir im Hotel auch noch unter.«
»Okay, bis dann also«, sagte Trisha, um das Gespräch zu beenden.
»Bald werden wir reich sein, mein Schatz. Dann fliegen wir im eigenen Jet und wohnen im St. Regis. Ich liebe dich!« Chad klang jetzt geradezu euphorisch.
»Das werden wir! Ich dich auch.« Trisha beendete das Telefonat. Sie bezweifelte, dass Chad wirklich nur Kaffee getrunken hatte.
»Wer war das?«, fragte Pradeep.
»Mein Freund«, entgegnete Trisha.
Pradeep gab sich mit der Antwort zufrieden und hakte nicht nach.
Trisha überkam eine merkwürdige Kälte. Hoffentlich hatte sie sich im Flieger keine Grippe eingefangen.
67
N EW Y ORK C ITY
Das Zimmer war ein einziges Schlachtfeld. Überall lagen Unterlagen verstreut. Sein Buchhalter Marc saß auf einem Stuhl neben seinem Bett.
»Alles bricht zusammen«, jammerte Marc. »Die ersten Zivilklagen sind bereits eingereicht. Und ein Bekannter bei der SEC hat mir den Tipp gegeben, dass man dort dem Druck nachgibt und auch wieder ermittelt.«
»Verdammter Hamilton!«, fluchte Carter. »Was für ein Weichei!« Mit der Hand wischte er einen Haufen Unterlagen vom Bett.
»Die Presse belagert mittlerweile beide Büros, auch das im Meatpacking District. Der Hausmeister rief an, dass die Tür aufgebrochen worden ist.«
»Bestimmt irgend so ein Reporterschwein!«, machte Carter seinem Ärger weiter Luft.
»Wir brauchen dringend frisches Geld!«
Carter ballte die Hände zu Fäusten. Dann griff er nach einem Zettel, der auf seinem Nachttisch lag, und reichte ihn seinem Besucher.
»Was ist das?«, fragte Marc.
»Zeit und Ort der Ziehung. Der Notar aus Rom hat heute Morgen angerufen. Alle Teilnehmer sind an Bord. Ich fliege morgen nach Rom, und dann werde ich mit einem Batzen Geld wiederkommen!«
»Na hoffentlich«, entgegnete Marc.
»Was ist?«, fragte Carter enttäuscht. »So wenig begeistert?«
»Carter. Weißt du, wie das klingt? Dass wir nun auf eine Lotterie hoffen sollen? Auf ein Los, das dir ein Mönch verkauft hat?«
»Nach einer guten Geschichte!«, erwiderte Carter euphorisch.
»So, wie ich verstanden habe, stehen deine Chancen eins zu vier.«
Carter grinste. Wieder streckte er die Hand zum Nachttisch, ergriff den Ausschnitt aus einer italienischen Zeitung und hielt ihn Marc entgegen.
»Was soll das? Ich kann kein Italienisch«, bemerkte der genervt, nachdem er einen Blick auf den Artikel geworfen hatte.
»Ich auch nicht. Habe es mir aber übersetzen lassen. Da steht, dass dieser Anwalt, der auch an der Lotterie teilnehmen darf, bei der Einreise nach Italien verhaftet worden ist. Schon waren es nur noch drei …«
»Damit stehen die Chancen, dass ein anderer gewinnt, bei immerhin noch sechsundsechzig Prozent. Und du weißt nicht einmal, wie viel es zu gewinnen gibt.«
»Deine Wahrscheinlichkeitsrechnung geht davon aus, dass alle die gleichen Chancen haben«, tadelte Carter ihn.
»Und? So laufen Lotterien doch, oder nicht?«
»Keine, bei der ich mitspiele. Soll ich dir erzählen, wie das läuft?«
Marc winkte ab. »Lass es. Ich will es gar nicht wissen. Wie hoch sind dann deine Chancen?«
»Bei hundert Prozent«, behauptete Carter und deutete auf mehrere Akten, die neben ihm lagen.
»Was ist mit deiner Gesundheit? Warum lassen die Ärzte dich überhaupt fahren?«
»Lassen die nicht. Die wissen noch nicht, dass ich fliege.«
»Und die Dialyse?«
»Nehme ich mit. Habe ein Flugzeug besorgt, in dem der ganze Scheiß eingebaut ist.«
»Was?«, entfuhr es Marc. »Ich dachte, du musstest dem Mönch dein ganzes Vermögen überschreiben?«
»Das ist richtig. Aber nicht das meiner Kinder. Das Depot, das ich für sie eingerichtet habe, hatte dieser Tage einen erheblichen Abgang.«
Marc schüttelte den Kopf und löste den Knoten seiner Krawatte. »Jetzt bestiehlst du schon deine eigenen Kinder?«
»Geliehen, alles nur geliehen. Außerdem brauche ich das Zeug nur für den Hinflug. Habe in Europa eine Operation organisiert. Ich komme komplett saniert zurück. Und dann zeigen wir es den ganzen Klugscheißern hier. Einschließlich denen von der SEC. Unsere besten Jahre kommen erst noch.«
»Eine Organtransplantation?«
Carter nickte. »In Bukarest. Sofort nach dieser Ziehung.«
»Ist das legal?«
Carter warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich rette mein Leben durch eine Organtransplantation, und du sorgst dich darum, ob das legal ist?«
Marc winkte erneut ab, blies Luft aus und ließ den Kopf kreisen, als wolle er seinen Nacken entspannen.
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