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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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doch er protestierte nicht. Selbst dann nicht, als Trisha lange brauchte, um etwas auszuwählen, und anschließend auch noch nach Kleingeld suchte. Endlich machten die beiden sich zurück auf den Weg zur Gepäckausgabe.
    Sie hatten etwa die halbe Strecke zurückgelegt, als Trisha einen Auflauf von Carabinieri erkannte, und zwar genau dort, wo vorhin Henri auf das Gepäck gewartet hatte. Sie spürte, wie ihre Zunge anzuschwellen schien. Kurz bevor sie die Stelle erreicht hatten, hielt sie Pradeep am Ärmel des Pullovers fest, den Henri ihm geliehen hatte, und deutete auf die Gruppe uniformierter Männer. Seine erschrockene Reaktion zeigte ihr, dass auch er Henris gelbes Polo-Shirt inmitten der Polizisten entdeckt hatte.
    Einer der Beamten sprach laut in sein Funkgerät.
    »Was zum Teufel …«, stieß Pradeep aus, doch ein sanfter Hieb von Trisha in seine Seite ließ ihn verstummen.
    Plötzlich öffnete sich der Kreis der Uniformierten und gab den Blick frei auf Henri, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren und der nun zu beiden Seiten von mehreren Carabinieri zum Ausgang eskortiert wurde. Auf Trishas Höhe angelangt, drehte er plötzlich, wie in Zeitlupe, seinen Kopf und schaute sie direkt an, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass sie dort stand und die Szene beobachtete. Vergeblich suchte sie nach einem Ausdruck der Überraschung oder des Vorwurfs in seinen Augen. Alles, was sie zu sehen glaubte, war Enttäuschung. Es waren die Augen eines Trauernden. In diesem Moment kamen ihr die Tränen, und ein tiefer Schluchzer entfuhr ihrer Kehle. Sie packte Pradeep am Arm, der verwirrt Henri hinterherschaute, und zog ihn zum Gepäckband.
    Eilig nahmen sie erst Trishas, dann Pradeeps und schließlich Henris Koffer vom Band und hievten sie auf einen verwaisten Gepäckwagen. Dann entfernten sie die Banderolen und rollten mit den Gepäckstücken auf den Zoll zu.
    Mit zitternden Knien durchquerte Trisha die Schranke nach draußen, ohne dass jemand Anstalten machte, sie und ihren Begleiter aufzuhalten. Im Eiltempo steuerte sie den Taxistand an. Aus ihrer Handtasche kramte sie die Adresse des Notars hervor und nannte sie dem Fahrer, nachdem sie in einen der bereitstehenden Wagen eingestiegen waren.
    »Henri wirkt gar nicht wie ein Verbrecher«, bemerkte Pradeep, als der Fiat sich in den Verkehr einordnete. »Was passiert jetzt mit ihm?«
    Trisha zuckte mit den Schultern, dann brach sie ohne Vorankündigung in Tränen aus.
    Pradeep legte ihr tröstend seine Hand auf den Arm.
    »Du magst ihn, oder?«, fragte er.
    Trisha schaute ihn durch den Schleier aus Tränen erschrocken an und wollte diese Behauptung zurückweisen, doch jedes Wort, das ihr in den Sinn kam, entglitt ihr sogleich wieder. Während Pradeep sie mit einem milden Lächeln bedachte, bemühte sie sich, schnell ihre Tränen zu trocknen.
    Verlegen griff sie nach ihrem Telefon. Sie löschte mit wenigen Tastendrucken die eben gewählte Notrufnummer aus der Anrufliste, als würde sie damit den letzten Beweis für ihren Verrat vernichten. Dann wählte sie Chads Nummer.
    »Hey Baby, angekommen?«, meldete er sich fröhlich. Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Ich sitze hier an der Spanischen Treppe und trinke einen Espresso.«
    »Und ich sitze mit Pradeep im Taxi«, brachte Trisha hervor, wohl bemüht, nicht verweint zu klingen.
    »Ohne den Anwalt? Heißt das, du hast …«
    »Das heißt es«, antwortete sie kühl.
    »Bravo!«, jubilierte Chad. »Einer weniger. Und der Inder ist bei dir?«
    Trisha bejahte.
    »Den werden wir auch noch los!«, sagte Chad und lachte.
    Trisha schaute zu Pradeep, um sicher zu sein, dass er Chads Bemerkung nicht gehört hatte. Er schaute aus dem Fenster, als genieße er die Eindrücke der neuen Stadt.
    »Trish, bist du noch da?«, erkundigte sich Chad. »War nur ein Scherz.«
    Ein paar Sekunden war es still in der Leitung.
    »Wir fahren jetzt gemeinsam zum Notar und geben seine Teilnahmeunterlagen ab«, sagte sie.
    »Was, wenn der Notar misstrauisch wird und wissen will, woher du das Los hast? Immerhin hast du es dem Mönch gestohlen.«
    »Er hat mir die Tasche anvertraut, als er im Sterben lag!«, protestierte Trisha. »Und das werde ich dem Notar genau so erklären. Ich hoffe, er wird froh sein, dass die Ziehung endlich stattfinden kann, und stellt keine weiteren Fragen.«
    »Dann viel Glück. Wir sehen uns nachher im Hotel, Trish. Ich habe in der Villa San Michele an der Piazza di Spagna ein Zimmer für uns beide. Deinen Inder

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