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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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gelangweilt am Eingang herumlungerten. Einer schien gegen die Wand gelehnt zu schlafen. Die interessantesten Einsatzmöglichkeiten kamen erst noch, vielleicht würde er ja damit die Aufmerksamkeit der Anwesenden wecken.
    »Erlaubt soll es aber auch sein, auf zwei verbundene Nummern zu setzen, die dann unter den fünf auserwählten Gewinnzahlen zu sein haben. Diese Spielart ist mit dem Namen Ambo belegt. Oder aber auf drei verbundene Zahlen. Diesen Einsatz nennt man Terno . Eine Ambo soll den zweihundertsiebzigfachen Einsatz bringen, errät der Spieler sogar drei Zahlen, so soll ihm gar das Fünftausenddreihundertfache dessen, was er gesetzt hat, zufließen!«
    Calzabigi hatte die letzten Worte im gleichen Tonfall ausgerufen, in dem der als Herold verkleidete Schirrmeister am Morgen den Frieden verkündet hatte. Doch abermals erntete er in den Gesichtern seiner Zuhörer keine Begeisterung. Im Gegenteil: Irgendwo im Raum lachte jetzt jemand. Und es setzte ein Murmeln ein.
    »Das Besondere an unserer Lotterie ist aber die Quaterna «, rief er nun noch lauter, um die anwachsende Geräuschkulisse im Raum zu übertönen. »Bei ihr setzt man auf vier der fünf gezogenen Zahlen. Stimmen sie mit den Gewinnzahlen überein, so wird der sechzigtausendfache Einsatz ausgezahlt. Und …«
    Calzabigi machte eine Pause, um die Spannung zu erhöhen. Das Gelächter nahm zu. Irgendetwas stimmte nicht. Er wagte kaum noch in die Reihen vor ihm zu blicken. Viele der Zuhörer schauten ihm geradezu belustigt entgegen.
    »Es bleibt gegenwärtig nichts mehr übrig, als anzumerken, wie das Quaternen-Spiel, welches diese gegenwärtige Lotterie allein mit der Brüsselschen gemein hat, geeignet ist, dem Einsetzer einen ganz außerordentlichen und beträchtlichen Gewinn zu offenbaren.«
    Abermals hielt er kurz inne, in der Hoffnung, die Spannung zu erhöhen. Doch niemand schien mehr ernsthaft zuzuhören.
    »Der König zahlt demjenigen, welcher mit der Quaterne gewinnt, ein Prämium in Höhe von – achtundvierzigtausend Talern!«
    Er hatte mit einem Raunen oder gar Applaus im Saal gerechnet, aber niemand reagierte. Das Gemurmel unter den Anwesenden wurde immer lauter. Calzabigi spürte, wie Hitze in ihm aufstieg. Was ging hier vor sich?
    Er ging hinüber zu einer weiteren Leinwand, auf der die verschiedenen Teilnahmescheine abgedruckt waren, und deutete darauf. Mit schnellen Worten wies er darauf hin, dass die Gewinne unverzüglich nach der Ziehung an die Losinhaber auszuzahlen waren. Nach vier Monaten verlor ein Gewinnerlos seine Gültigkeit. Auch dies schien niemanden im Raum zu interessieren. Mittlerweile waren die zukünftigen Lottobotschafter untereinander in rege Diskussionen verstrickt, ganz so, als wäre er gar nicht da.
    »Gibt es Fragen?«, rief Calzabigi, der sich in höchster Aufregung befand.
    Wieder rührte sich niemand.
    »Sie sprechen kein Französisch, Monsieur!«, erklang mit einem Male eine Stimme aus dem hinteren Teil des Raumes.
    Ein Mann erhob sich und bahnte sich seinen Weg durch die Sitzreihen. Calzabigi erkannte ihn sofort: Es war Hainchelin. Mit langen Schritten kam er nach vorn und baute sich neben ihm auf.
    »Sie sprechen kein Französisch«, wiederholte er mit einem diabolischen Lächeln. »Sie haben kein Wort von Euren Erklärungen verstanden!«
    Verstört wanderte Calzabigis Blick von Hainchelin zum Publikum und zurück.
    »Ich weiß, Ihr wundert Euch, warum ich nicht in Sanssouci bin«, flüsterte Hainchelin ihm zu. Seine Augen verengten sich, und er beugte sich drohend zu Calzabigi vor. »Schon wollte ich losstürmen, als mir etwas auffiel an dem anonymen Brief!«
    Calzabigi merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, brachte er hervor.
    Hainchelins Lächeln wurde noch breiter. Nun wandte Hainchelin sich zu den Kollekteuren, die das leise Zwiegespräch der beiden vor ihnen stehenden Männer gebannt verfolgt hatten.
    Er sprach Deutsch, sodass Calzabigi nur die Erwähnung von Hainchelins Namen und dessen Titel als Königlicher Comissario über die Lotterie verstand. Offenbar stellte er sich gerade den Kollekteuren vor. Diese applaudierten begeistert. Dann wandte Hainchelin sich zu einem der Lakaien, der einen Stoß Blätter mit sich trug, die er begann, unter den Einnehmern zu verteilen. Als der Lakai Calzabigi passierte, griff dieser nach einem Blatt. Es handelte sich offenbar um den Plan der Lotterie in deutscher Fassung. Der Hofrat sagte erneut etwas auf Deutsch, und alle

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