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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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lachten lauthals. Calzabigi spürte, wie Wut in ihn aufstieg, und wollte sich an Hainchelin vorbei zum Ausgang drängeln. Dieser hielt ihn jedoch am Saum seines Ärmels fest und zog ihn zu sich heran.
    »Es war Euer Parfüm!«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Der Brief stank nach Euch!«
    Calzabigi starrte ihn für einen Augenblick an, befreite sich wortlos mit einem heftigen Ruck aus Hainchelins Griff und eilte hinaus. Hinter sich hörte er, wie Hainchelin unter erneutem Applaus der Anwesenden eine stürmische Rede in deutscher Sprache begann.
    Calzabigi riss die Eingangstür des Lotterieamtes auf und stürmte nach draußen auf die Straße. Dort feierten die Menschen noch immer fröhlich den Friedensschluss. Eine Schar Kinder rannte laut jauchzend an ihm vorbei. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lachte eine Frau. Von irgendwo schallte das Spiel einer Trompete herüber. Die Ausgelassenheit der Passanten empfand Calzabigi plötzlich als unerträglich.
    Ihr Krieg war beendet. Seiner hatte gerade erst begonnen.

19
    L AS V EGAS
    Bei sechstausendvierhundertfünfunddreißig Teilnehmern war die Wahrscheinlichkeit, dass Chad ausgerechnet an ihrem Tisch saß, sehr gering. Umso ungläubiger starrte Trisha auf den Platz ihr gegenüber, als Chad sich dort niederließ. Mit zwei ausgestreckten Fingern strich er sich über seine Schläfe und schickte ihr ein Lächeln hinüber.
    Ab da vermied sie es, in seine Richtung zu schauen, was an einem ovalen Pokertisch ein so gut wie unmögliches Unterfangen darstellte. Woher hatte er nur das Startgeld? Trisha war die Gewinnerlisten im Internet durchgegangen und hatte seinen Namen darauf nicht gefunden. Oder hatte er eine neue Kuh gefunden, die er melken konnte? Vielleicht die Schlampe von neulich. In Gedanken abwesend, hielt sie sich aus den ersten Runden heraus und verlor dann sogar zwei gute Hände.
    Immer wenn ihr Blick auf Chad fiel, schien er sie anzugrinsen. Der Stapel Chips vor ihm wuchs und wuchs.
    »Heute nicht gut drauf, Trish?«, sprach er sie irgendwann über den Tisch hinweg an, als sie einmal mehr ihre Karten wegwarf, ohne zu setzen.
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu, dann besann sie sich und lächelte. Pokern war auch ein Schauspiel – und wenn nicht für Chad, so musste sie doch für die anderen Spieler am Tisch eine Maske aufsetzen. Seine Emotionen zu verraten war der Todesstoß beim Pokerspiel.
    »Vielleicht ein schlechter Fick?«, fragte ein Typ, der ihr schräg gegenüber auf der rechten Seite saß. Er trug ein weites Trikot von irgendeinem Football-Club, dessen Emblem Trisha nicht kannte. Mit seinen goldenen Ohrringen, der seitlich auf dem Kopf sitzenden Cap und der großen Sonnenbrille sah er aus wie ein Gang-Mitglied.
    »Allerdings«, antwortete Trisha, woraufhin der ganze Tisch, an dem sie die einzige Frau war, zu lachen begann. »Allerdings nicht mit irgendeinem Schlappschwanz von eurer Sorte, sondern vom Schicksal. Indem es mich an einen Tisch mit Schwachköpfen wie euch gesetzt hat!«
    Augenblicklich verstummte das Lachen.
    »Oh, die Lady ist heute wirklich nicht gut drauf«, bemerkte ein Asiate mit starkem Akzent, der neben Chad saß. »Vielleicht hat sie ihre Tage. Hormone!« Er trug eine getönte Sonnenbrille, hinter der er seine Augen verbarg. Sein Haar bestand nur noch aus einem Kranz. Das Auffälligste an ihm waren seine Finger, auf denen mehrere goldene Ringe steckten.
    Dies war der Moment, in dem das Schicksal ein schlechtes Gewissen oder wenigstens Mitleid zu bekommen schien, denn im nächsten Flop fand Trisha zwei Asse und im darauf folgenden ein Paar Buben.
    Der Asiate ging beide Male mit und schob schließlich alle seine Chips zu ihr herüber, wobei er fluchend seine Wasserplastikflasche auf die Tischkante schlug.
    »Du hattest recht, es sind die Hormone. Glückshormone!«, sagte Trisha mit einem spöttischen Lächeln, während sie sich vorbeugte, um die von ihm erhaltenen Chips mit beiden Händen zu sich zu schieben.
    Der Asiate warf ihr eine Beleidigung entgegen, die sie nicht verstand, und wurde daraufhin wüst schimpfend von einem der vielen Sicherheitsleute aus dem Saal geführt.
    Trishas und Chads Blicke kreuzten sich für einen Moment. Er nickte ihr anerkennend zu.
    Als sie noch zusammen waren, hatten sie Begegnungen am Pokertisch vermieden. Jetzt, wo sie aufeinandertrafen, vermied sie es, mit ihm zu spielen. Für ein Heads-Up mit ihm, also eine Situation, in der alle anderen am Tisch bereits ausgestiegen wären und nur noch Chad und

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