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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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einem Korb in der Hand in der Mitte seines Büros stand. Sie trug das weiße Kleid, welches er ihr mit vierzehn anderen zusammen hatte schneidern lassen, nachdem sie sich auf seinen Handel eingelassen hatte, als Signora di Calzabigi in seinem Haus zu wohnen. In dem Licht der Nachmittagssonne, die in das Büro fiel, erschien sie ihm wie ein Engel. Unwillkürlich hielt er die Luft an, als würde sie verschwinden, wenn er es wagte auszuatmen. Selten zuvor hatte er eine so schöne Frau gesehen, und dass sie nun auch noch, zumindest zum Schein, seinen Namen trug, war für ihn vielleicht das größte Glück seiner Berliner Tage. In der letzten Zeit hatte er sogar den Eindruck gewonnen, sie würde ihm gegenüber ein wenig ihre Scheu ablegen. Und er hatte sie nun schon eine ganze Woche lang nicht mehr weinend vorgefunden, wenn er nach Hause kam.
    »Ja, er ist gerade raus«, bestätigte er.
    »Warum sind es eigentlich immer Waisenknaben, die bei der Lotterie die Zahlen ziehen?«, fragte Marie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das war schon immer so. Ich glaube, es bringt Glück. Diese armen Teufel haben bereits so viel Unglück in ihren jungen Jahren erlebt. Zum Ausgleich muss für den Rest ihres Lebens das Glück mit ihnen sein.«
    Marie schien sich mit der Antwort zufriedenzugeben.
    »Wohin hiermit?«, erkundigte sie sich und hob den Arm ein wenig an.
    Was sie mit sich trug, schien schwer zu sein. Calzabigi stürmte auf sie zu und nahm ihr den Korb ab. Er stellte ihn auf seinen Schreibtisch und prüfte den Inhalt.
    »Und was machen eigentlich die ganzen Menschen da draußen«, wollte sie wissen. »Hätte nicht einer Eurer Gehilfen mich erkannt, ich wäre kaum bis zur Tür vorgestoßen.«
    Calzabigi lächelte spitzbübisch.
    »Oh, sie erwarten ein Spektakel«, antwortete er. »Und sie werden eines bekommen. Heute ist der Tag, an dem das Castelleto stattfindet.« Als er Maries fragenden Gesichtsausdruck bemerkte, fuhr er fort: »Meine grandiose Erfindung. Ich habe nicht das Lotteriespiel erfunden. Aber ich habe einen Weg entdeckt, wie man es veranstalten kann, ohne dass die Lottokasse bankrottgehen kann.« Er schaute sich suchend um und griff nach einer Schale mit Gebäck, die auf einem Beistelltisch vor dem Kamin stand. Er hielt sie vor Maries Gesicht.
    »Wie viele Gollatschen sind in dieser Schale?«, fragte er, wobei er seine Aufregung nur schwer unterdrücken konnte.
    Marie wich erschrocken ein Stück zurück.
    »Schon gut«, fuhr er fort, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    Mit der Schale in der Hand eilte er zur Tür und riss sie auf. Dabei verlor er einige Gebäckstücke, die er mit hektischen Handgriffen wieder einsammelte.
    »Kommt rein, ihr zwei Banausen, und du da hinten auch!«, rief er in den Flur.
    Als die drei verdutzten Bediensteten des Lotterieamtes eingetreten waren, reihte er sie neben der verwirrt dreinschauenden Marie auf. Zufrieden betrachtete Calzabigi die Aufstellung der verblüfften Gestalten vor sich. Er griff in seine Rocktasche und holte einen Taler hervor.
    »Ich werde gleich diese Münze werfen. Vorher sagt ein jeder ›Fredericus‹« – bei diesen Worten zeigte Calzabigi die Seite der Münze mit dem Porträt des Königs – »oder Zahl! Erscheint die Seite des Geldstücks, auf das jemand gesetzt hat, erhält der Betreffende drei Stücke dieses Gebäcks. Fang du an!« Calzabigi trat vor den Ersten, einen Burschen mit rosigen Wangen.
    »Ich esse kein Gebäck, mein Herr«, lehnte dieser ab und drückte dabei seinen Rücken durch, als gelte es zu exerzieren.
    »Du Trottel!«, rief Calzabigi aus und schlug ihm auf die Mütze, sodass diese nach vorn herunterfiel. »Es ist nur ein Experiment! Natürlich bekommst du kein Gebäck!«
    Eingeschüchtert bückte sich der so Gescholtene nach seiner Kopfbedeckung und drückte sie an seine Brust. »Dann … dann sage ich Zahl«, stotterte er unsicher.
    »Sehr schön!« Calzabigi wanderte zum Nächsten und schaute ihn erwartungsfroh an.
    Im Gegensatz zum Ersten war dieser Bedienstete deutlich älter. »Fredericus?«, brachte er vorsichtig heraus.
    Calzabigi nickte zufrieden und baute sich vor Marie auf. »Und nun du, meine Teure!«
    Er schaute nach rechts und links, als wolle er die Wirkung seiner vertrauensvollen Ansprache auf die Umstehenden prüfen. Doch diese starrten nur auf einen imaginären Punkt an der Wand.
    »Ich … ich weiß nicht …«, stammelte Marie. »Vielleicht Zahl?«
    Calzabigi verneigte sich, als habe er von ihr ein Kompliment empfangen, und

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