Das Los: Thriller (German Edition)
wollte ich das dem Büchsenmeister geben und ein Feuerwerk vorbereiten. Schaut, was draußen los ist. Die Menschen lieben mein Castelleto! Unsere Lotterie wird ein fantastischer Erfolg!«
Hainchelin setzte an, um etwas zu erwidern, doch statt Worten entstieg seiner Kehle nur ein brachialer Hustenanfall.
Calzabigi blickte zu Marie, und während er amüsiert auf Hainchelin deutete, sagte er zu ihr: »Ich denke nicht, dass du bereits von ihm gehört hast. Das ist mein verehrter Kontrolleur – und man kann auch sagen, guter Freund – Hofrat Hainchelin!«
Der Hofrat hob drohend die Hand und versuchte erneut, etwas zu sagen, verfiel jedoch wie zuvor der Bursche in der Nähe des Kamins nur in ein verzweifeltes Röcheln.
»Man könnte auch sagen, wir sind wie Pech und Schwefel!«, rief Calzabigi herzhaft lachend.
Vom Fenster her ertönte abermals der dunkle Ton des Horns, in das der Jüngling noch immer mit nun hochrotem Kopf blies.
28
L AS V EGAS
»Warum ausgerechnet Las Vegas? Hätten wir nicht auf die Keys fliegen können?«
Luna lag auf dem Bett und rauchte. Zwischen der Landschaft aus zerknitterten Laken und zerwühlten Decken erhoben sich ihre festen Pobacken im schummerigen Licht der Hotelsuite wie die Twin Peaks .
Carter stand, nur mit einer Boxershorts bekleidet, vor dem großen Panoramafenster der Hotelsuite und blickte über die bunten Lichter der Stadt. Irgendwo da draußen war die kleine Hochzeitskapelle, in der er und Karen vor vierundzwanzig Jahren geheiratet hatten. Damals hatte sein Leben noch wie ein nicht bestelltes Feld vor ihm gelegen. Karen und er waren ein großartiges Team gewesen. Sie waren die Krönung jeder Cocktailparty. Während sie die Gesprächspartner mit ihrem Witz und Charme verzückte, zog er ihnen das Geld aus der Tasche. Es gab eine Zeit, da war seine Familie das Wichtigste in seinem Leben. Nicht etwa, dass er viel Zeit mit ihr verbringen konnte. Aber sie waren immer in seinem Hinterkopf präsent, und die Fotos von seiner Ehefrau und seiner Töchter hatten auf seinem Schreibtisch die kleine Bronzestatue mit dem Bullen und dem Bären verdrängt. Bis seine Ehe zusammengebrochen war – wie nun sein Fonds. Irgendwann war alles Kapital aufgebraucht, das sie vor und nach der Hochzeit in ihre Ehe gesteckt hatten. Und es war seine Schuld gewesen. Er hatte seine Investitionen gestreut. Geld öffnete viele Türen, und all zu oft wartete dahinter irgendein Playmate in Strapsen. So kam es, dass die Ehe für Karen keine Rendite mehr abwarf. Schlimmer noch, im Zuge der Scheidung ging alles verloren, was sie beide jemals investiert hatten. Die Scheidung hatte ihn zwar nicht finanziell ruiniert. Aber er war emotional bankrottgegangen. Seine Töchter hatte er nun über ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Karen schon drei Jahre lang nicht mehr. Nichts davon hatten sie vorhersehen können, als sie sich damals hier in Las Vegas das Ja-Wort gegeben hatten.
Er nippte an seinem Whiskeyglas und folgte dem Licht eines Hubschraubers, der im Dunkeln der Nacht die Straßenschluchten überflog.
»Hörst du mir zu? Ich sagte, ich wäre lieber auf die Keys geflogen«, insistierte Luna. »Ich mag nicht spielen.«
Carter schaute zu seiner Begleiterin hinüber. Sie war keine zweiundzwanzig Jahre alt, und beide wussten, warum sie ihn soeben in sich aufgenommen und ihm dabei auch noch Lust vorgespielt hatte. Er bezahlte sie gut dafür, ohne dass sie sich wie eine Prostituierte fühlen musste. Offiziell war sie seine Freundin. Tatsächlich war sie gemietet. So wie ein Penthouse. Eine Zwei-, vielleicht Drei-Zimmer-Wohnung in guter Lage für seine sexuellen Triebe. Bei diesen Gedanken fand er sie plötzlich abstoßend. Wie konnte sie mit so einem alten Knacker wie ihm zusammen sein? Er versuchte, diese Überlegungen loszuwerden, und nahm jetzt einen großen Schluck aus seinem Glas. Auch der Whiskey schmeckte nicht, wenn man sich vorstellte, dass es nur flüssiges Getreide war, das so wohlig brennend die Kehle hinablief.
»Auf den Keys braten zu viele meiner Anleger in der Sonne. Ich habe dir doch erzählt, dass ich mich vor ihren Anfragen derzeit nicht retten kann und ein wenig Ruhe brauche. Du musst ja nicht spielen. Du kannst ja mein Glücksbringer sein!« Er hatte Luna nichts von den Problemen seines Fonds erzählt, nicht den wahren Grund gesagt, warum er sich versteckte. Wenn sie befürchtete, dass er in Geldnot geraten könnte, würde sie sich vielleicht nach einem neuen Mieter umschauen.
»Ich habe
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