Das Los: Thriller (German Edition)
etwas ihr Handgelenk packte. Sie kreischte auf und sah die ebenfalls blutverschmierte fleischige Hand des Mönchs, die sich wie ein Schraubstock um ihren Arm gelegt hatte.
Wieder ertönte das Gurgeln, diesmal lauter, wie der protestierende Laut einer Espressomaschine. Der Mönch zog sie zu sich herunter, sodass ihr Ohr ganz nah an seinen Mund kam. Anscheinend versuchte er, ihr etwas mitzuteilen. Sie glaubte, den Namen »Henri« zu verstehen.
»Was?«, fragte sie mit zitternder Stimme. Sie betrachtete den Schwerverletzten und überlegte, ob sie ihre freie Hand tröstend auf ihn legen sollte, hatte dann aber Angst, dass sie ihm durch die Berührung unbeabsichtigt Schmerzen bereiten könnte.
»Henri … mein Freund«, stöhnte der Mönch.
Jedenfalls war es das, was Trisha verstand.
»Ich bin hier«, schluchzte sie und beugte sich noch tiefer über das Gesicht, sodass sie ihn nun beinahe berührte.
»Freund …«, gurgelte der Mönch.
Dann bäumte er sich plötzlich auf, als wolle er seinen Kopf heben, und etwas Kantiges stieß gegen Trishas Arm. Im Halbdunkeln erkannte sie einen kleinen, schmalen Lederkoffer, den der Mönch mit der anderen Hand fest umschlossen hielt. Plötzlich erschlaffte der Griff des Mönchs an ihrem Handgelenk, und Trisha konnte ihren Arm befreien. Vorsichtig löste sie dann auch die Finger des Mönchs vom Koffergriff und erhob sich, dabei stieß sie mit den Kniekehlen gegen die Kante des Bettes und sank kraftlos darauf nieder.
Sie zitterte am ganzen Körper. Gerade versuchte sie, ihrer Hand den Befehl zu geben, nach dem Telefon auf dem Nachttisch zu greifen, als sie plötzlich ein Klappern vernahm. Erschrocken fuhr sie hoch, machte ein paar schnelle Schritte weg vom Bett und schaute um die Ecke in den Flur des Zimmers. Die Badezimmertür stand nun sperrangelweit auf, die Zimmertür ebenso. Niemand war zu sehen. Ihre Beine zitterten so stark, dass sie fast zu Boden sank. Im letzten Augenblick stabilisierten sich ihre Knie, und nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie die Zimmertür erreicht. Einen langen Moment klammerte sie sich am Türrahmen fest, bevor sie in den Korridor stolperte. Sogleich prallte sie gegen ein Hindernis. Sie blickte in das erschrockene Gesicht eines Zimmermädchens, das erst besorgt auf den Reinigungswagen blickte und dann auf sie.
»Miss, Sie sind verletzt!«, sagte die junge Frau und deutete auf Trishas Hände.
Erst jetzt bemerkte Trisha, dass ihre Unterarme und Hände voller Blut waren.
»Da, da drinnen«, stieß sie hervor und deutete mit der blutverschmierten Hand auf das Zimmer hinter sich. »Ich glaube, er ist tot!«
Im selben Augenblick wie dem Zimmermädchen wurde ihr bewusst, dass sie in der Hand einen Aktenkoffer hielt. Sie muss glauben, dass ich ihn umgebracht habe , schoss es Trisha durch den Kopf.
»Ich … ich …«, stammelte sie, dann wurde sie durch den markerschütternden Hilfeschrei des Zimmermädchens unterbrochen. Irgendwo hinter sich hörte sie, wie eine Zimmertür geöffnet wurde.
Ohne nachzudenken, begann sie zu laufen. Auf wackeligen Beinen wich sie dem Zimmermädchen aus, das noch versuchte, sich ihr in den Weg zu stellen, und stieß hart mit der Schulter gegen die Wand. Vor ihr trat ein stämmiger Mann in Boxershorts aus dem Zimmer. Trisha drückte sich von der Wand ab und schlug einen Haken um ihn herum. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ihre Hand an der weißen Wand einen blutigen Abdruck hinterließ.
»Haltet Sie!«, hörte sie hinter sich immer noch das Zimmermädchen kreischen.
Kälte breitete sich in ihr aus, und wieder gaben ihre Knie gefährlich nach. Das Atmen fiel ihr plötzlich schwer. Endlich erreichte sie die Fahrstühle. Bei einer Kabine standen die Türen offen. Hastig stürzte sie hinein und prallte mit jemandem zusammen.
»Hey!«, rief eine ihr wohlbekannte Stimme. Verschwommen nahm sie Chad wahr.
»Wir müssen … hier weg!«, stammelte sie atemlos. Dann griff sie nach seinem Arm und zog ihn aus der Kabine. Wortlos und mit hastigen Schritten führte sie ihn zum Treppenhaus.
»Hey, was ist denn los?«, rief er, als die schwere Metalltür mit einem Krachen hinter ihnen zufiel.
Trisha ignorierte seine Frage und zerrte ihn hinter sich her die Treppe hinauf. Sie rannte, so schnell es ihr möglich war.
»Du hast überall Blut. Baby, was ist passiert?«, hallte es von den Wänden des Treppenhauses wider. Schwarze Wolkenfetzen bildeten sich vor Trishas Augen. Sie stand kurz vor der Ohnmacht.
»Er ist tot!«, stieß
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