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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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wich er zurück, bis er erkannte, dass es ein kleiner Windhund war, der nun schwanzwedelnd begann, sich an seinem Bein zu reiben.
    »Schaut, sie mag Euch«, sprach der König und fügte erstaunt an: »Merkwürdig. Äußerst merkwürdig. Ansonsten ist Alcmène Fremden gegenüber eher schüchtern. Seid geehrt. Wenn Sie Euch vertraut, wie soll ich da anderer Meinung sein?«
    Calzabigi warf dem König ein gequältes Lächeln zu und bückte sich, um den Hund zu tätscheln. Es musste sich wohl um ein Windspiel handeln. Er hatte zwar noch nie ein Exemplar dieser kleinen Windhundrasse gesehen, aber davon gehört, dass der König sich Windspiele hielt und sie geradezu verehrte. Der Hund begann, seine Hand abzulecken, und endlich gelang es Calzabigi, ihn sanft, aber bestimmt genug zur Seite zu drängen.
    Calzabigi heuchelte größtes Entzücken. »Welch bezauberndes Hundetier!«
    »Die Windspiele sind eigentlich keine Hunde. Es sind Vöglein auf vier Beinen.« Friedrich rief den Namen des Hundes, und schon sauste dieser zu ihm hin, ließ sich zu Füßen des Königs fallen und verharrte auf dem Bauch liegend. »Wenn nur alle so treue Untertanen wären wie meine Hunde«, bemerkte Friedrich versonnen. »Ich hoffe, Eure Anreise war nicht allzu beschwerlich. Wie ich mitbekommen habe, ward Ihr klug genug, Euch einen Vierspänner zu nehmen.«
    Calzabigi nickte, zufrieden, dass diese Mühe registriert worden war.
    »Bleibt, solange Ihr wünscht. Der Hofmeister hat Euch eines der Gästezimmer herrichten lassen.«
    »Ich fürchte, in Berlin warten allerlei Aufgaben auf mich, sodass ich hoffe, Ihr seid nicht brüskiert, wenn ich mich bereits morgen wieder auf die Heimreise begebe«, sagte Calzabigi und senkte den Kopf. »Wenngleich ich gestehen muss, dass der Zauber dieses Ortes mich bei der Ankunft sogleich gefangen genommen hat und ich zu gerne länger bleiben würde.«
    Calzabigi blickte sich nach einer Sitzgelegenheit um. Nach der Kutschfahrt über unzählige Schlaglöcher, bei denen ihm ein ums andere Mal die Weichteile gequetscht worden waren, fiel ihm das lange Stehen schwer.
    »Der Winter steht vor der Tür, mein Freund«, entgegnete der König. »Sobald der erste Frost sein weißes Kleid über die Gärten legt, werde auch ich mich nach Berlin zurückziehen. Selbst wenn ich wollte – die Räume hier sind zu kalt. Der Tod durch Schwindsucht wäre einem sicher, würde man hier überwintern.«
    Eine Weile schwiegen sie. Die Hündin begann leise zu knurren, bewegte sich aber nicht vom Fleck.
    »Die erste Ziehung ist vonstattengegangen«, sagte der König schließlich. Er schaute auf das Mundstück seiner Flöte und blies einmal kräftig hinein, sodass ein schräger Ton entstand, der Calzabigi in den Ohren schmerzte.
    »Ja, Sire. Ich bin sehr zufrieden. Nach Auszahlung aller Losgewinne werden wir aller Voraussicht nach auf einen Reingewinn von glatt zehntausend Talern kommen. Ein guter Schnitt.« Calzabigi bemühte sich, den Stolz in seiner Stimme zu unterdrücken. Schon früh hatte er gelernt, dass Bescheidenheit die erfolgreichste Attitüde darstellte, wenn man einem Herrscher gegenüberstand.
    »Wie viele Ziehungen plantet Ihr doch gleich im Jahr durchzuführen?«, erkundigte der König sich, ohne auf Calzabigis Worte einzugehen. Erneut blies er in das Mundstück und erzeugte einen noch schrägeren Laut. Calzabigi war sich nicht sicher, ob die Unzufriedenheit im Gesicht des Königs seinen Grund in den Missklängen der Flöte oder dem Inhalt ihres Gespräches hatte.
    »Das hängt von vielen Faktoren ab. Geplant sind aber schon fünf oder sechs Ziehungen.«
    Der König kniff die Augen zusammen und schien nachzudenken. Dann setzte er die Flöte an den Mund und spielte ein paar Noten einer zuckersüßen Melodie, die Calzabigi an den Frühling erinnerte.
    »Wisst Ihr, was ich an der Flöte so liebe?«, fragte Friedrich, als er sie abgesetzt hatte.
    »Den Klang?«, riet Calzabigi.
    »Ihr habt recht. Der Klang der Flöte ist wunderschön. Aber offen gestanden, steht der Klang von Geige oder Hammerklavier ihr in nichts nach.« Der König drehte sich zur Seite und deutete auf ein Gemälde. »Kennt Ihr die Geschichte vom Hirtenkönig Pan, wie er der Nymphe Syrinx nachstellte?«
    Calzabigi schüttelte den Kopf.
    »Die Nymphe floh vor Pans Werben in die Sümpfe und verwandelte sich dort zur Tarnung in Schilf. Doch Pans Begehren war grenzenlos, und so ließ er alles Schilf abschneiden und erschuf daraus die Panflöte. Und immer, wenn er auf

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