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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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ihr spielte, kam ihm die Liebe zu Syrinx in den Sinn. Kein anderes Instrument hat diese Magie. Man gibt den Atem hinein, der die Lebensgeister fängt, und erntet dafür Töne, die alles erfassen, was man bisher erlebt hat. Das Schöne …« Friedrich blies in die Flöte, und ein fast zärtlicher Ton hallte von den Wänden wider. »Und das Böse.«
    Abermals setzte er das Instrument an, entlockte ihm diesmal jedoch einen dunklen, fast grimmigen Ton, bei dem sich Calzabigi die Eingeweide zusammenzogen. Auch der Hund bellte zweimal erschrocken, bevor er mit einem langgestreckten Jaulen wieder verstummte.
    »Die Flöte ist das Mundwerk der Seele«, schloss Friedrich seinen Vortrag.
    Calzabigi verneigte sich ehrfürchtig. »Ihr seid ein vortrefflicher Spieler«, bemerkte er.
    »Meint Ihr das Flöten- oder das Lottospiel?«, entgegnete Friedrich und legte die Flöte endlich auf dem Notenständer vor sich ab.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich zum Gehen. Das Windspiel sprang sogleich auf und wich nicht von seiner Seite. Er klatschte in die Hände, und eine Tür wurde von zwei Dienern geöffnet. Calzabigi folgte ihm in gebührlichem Abstand.
    »Mein Schlafgemach, welches auch mein Arbeitszimmer ist!«, sagte Friedrich. »Hier wird wenig geschlafen und viel gearbeitet. Nachdem ich den Krieg überlebt habe, möchte ich hier einmal sterben.«
    Ein Rudel Windspiele kam ihnen vom Ende des Raumes japsend entgegengestürmt. Friedrich tätschelte ihre Köpfe und befahl der Meute danach, sich wieder zu entfernen. Nur Alcmène blieb weiter an seiner Seite. Calzabigi fielen die abgewetzten Tapeten auf. Als er die Schäden mit der Widerristhöhe der Hunde verglich, war er sich sicher, dass sie die Übeltäter waren. Der König und er passierten einen Schreibtisch, der nahe am Kamin stand. In einem durch Säulen abgetrennten Teil des Raumes stand ein großes, prunkvolles Bett.
    »Ich werde Euch etwas zeigen«, hörte er den König etwas weiter entfernt sagen.
    Als Calzabigi aufschaute, bemerkte er, dass er zurückgeblieben war. Gerade noch sah er den König um die Ecke biegen. Rasch schloss er auf, und ehe er sich versah, standen sie in einer bis unter die Decke mit Gemälden geschmückten Galerie.
    »Meine Gemäldesammlung!«, erklärte der König, ohne jedoch anzuhalten.
    Calzabigi bewunderte im Vorbeigehen die leuchtenden Farben der Bilder. Alle zeigten Motive von fröhlichen Gesellschaften, mal beim Picknick, mal beim Blinde-Kuh-Spielen. Mit Gold verzierte Spiegel ließen den Raum breiter erscheinen. Mächtige Kronleuchter hingen wie Stalaktiten von oben herab. Zwischen den Bildern identifizierte Calzabigi goldene Ornamente und Verzierungen in Traubenform.
    »Alles französische Maler!«, erklärte der König.
    Schon verließen sie die Galerie und gelangten in eine Halle, in der Calzabigi die Statue des Mars wiedererkannte, in die er beim Betreten des Schlosses beinahe hineingelaufen war. Ohne es zu bemerken, hatte er das Schloss nun einmal im Kreis durchquert. Der König stoppte auch jetzt nicht, sondern trat durch die offenstehende Fenstertür ins Freie.
    Im Ehrenhof, genau dort, wo Calzabigi keine halbe Stunde zuvor der Kutsche entstiegen war, blieb der König endlich stehen. Alcmène setzte sich neben ihn und beobachtete aufmerksam die Umgebung. Die Sonne stand bereits tief am Horizont, und gegen ihr Licht erhob sich, keine Meile entfernt, auf einer Anhöhe eine riesige Ansammlung von Steinen, die Calzabigi aus der Ferne nicht zu einem Gebäude zusammenzufügen vermochte.
    Friedrich bemerkte seinen angestrengten Blick und schaute dann in dieselbe Richtung, wobei er mit der Hand an der Stirn ein schützendes Dach über seinen Augen bildete.
    »Wisst Ihr, was das ist?«, fragte er.
    Calzabigi hatte Mühe, gegen das Sonnenlicht überhaupt etwas zu erkennen. »Es sieht von hier aus wie …« Er stockte. Sollte er sich irren, würde er den König womöglich beleidigen.
    »Ganz recht!«, rief dieser erfreut aus. »Eure Augen täuschen Euch nicht. Es sind Ruinen!«
    »Was hat dort vorher gestanden?«, erkundigte Calzabigi sich neugierig. Dass der Krieg so nahe an Berlin gewütet hatte, war ihm bislang unbekannt gewesen.
    »Nichts«, antwortete Friedrich ernst.
    Irritiert schaute Calzabigi zur Seite. »Nichts?«
    »Ich habe die Ruinen dort errichten lassen. Noch vor dem Krieg.«
    Calzabigi neigte den Kopf, als müsse er nur sein Gehirn in die richtige Region des Schädels rutschen lassen, um dies zu verstehen.
    »Unser eigenes

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