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Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Titel: Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Fischer , Manfred Maurenbrecher
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auf meine alten Verträge – und stutzte: »Hat Ihr ehemaliger Manager Sie eigentlich jemals gefragt, ob Sie mit einer Provision von 50 Prozent Ihres Anteils einverstanden sind? Normal sind 20 Prozent Beteiligung…«
    Nein, mein »neuer« Manager hatte mich nicht gefragt, er hatte das Thema nicht einmal angesprochen und einfach 50 Prozent meines Anteils einbehalten. Welche Absprache er mit der Plattenfirma getroffen hatte, weiß ich nicht – und wie lange sie galt, kann ich auch nicht einschätzen. Wir vertrauten darauf, dass schon alles seine Richtigkeit haben würde. Und er hatte ausgenutzt, dass László und ich unerfahren mit westlichen Geschäftsmodellen waren. Kapitalisten machen das so – Sozialisten allerdings ebenfalls, wie an meinem Beispiel zu sehen.
    Wir hinterfragten auch aus Vorsicht nicht. Mein Manager war bis dahin László, der war ja dabei. Vorerst waren wir froh gewesen, weich zu fallen.
    Besonders traurig war es, weil der Manager die Unsicherheit unserer Anfangszeit in Westberlin ausgenutzt hatte. Und weil ich nett bin, sage ich nur: Das war nicht fair. Ich könnte auch eine ganz andere Bezeichnung dafür finden!
    Mir war das eine schmerzliche Lehre, von nun an ließ ich alle Verträge von einem Rechtsanwalt prüfen. Im Grunde müsste man eigentlich Jura und am besten noch BWL studieren, bevor man in die Musikbranche geht, um mit allen Wassern gewaschen zu sein. Leider ist es dann wohl zu spät für die Sängerkarriere. Betrug ist in dieser Branche an der Tagesordnung, so verquer und um die Ecke kann man gar nicht vorausdenken, um alle Schlupflöcher aufzustöbern. Überall gibt es sie, auch bei Absprachen mit Veranstaltern. Als Künstler kann man unmöglich ersehen, mit welchen Fußangeln und Eventualitäten man klarkommen muss. Vor allem wenn weitere Personen zwischengeschaltet sind, die ihr eigenes Süppchen kochen.
    Bei meinem neuen Vertrag mit Polydor war das zum Glück anders. Als die juristischen Details abgeklärt waren, machten wir uns an die Vorbereitung der CD Was ist dabei .

    So gut sich meine beruflichen Vorhaben entwickelten, so schwierig gestaltete sich das Privatleben. Ich machte die schmerzliche Erfahrung, dass es für eine erfolgreiche Frau in meinem Beruf richtig schwer ist, dauerhaft ein erfülltes Privatleben führen zu können. Es braucht dafür eine große Portion gegenseitigen Vertrauens. Wenn dieses Vertrauen verschwunden oder einer schwelenden Angst gewichen ist, dass der andere einen betrügt, während man unterwegs ist, zerfällt die Basis für eine Partnerschaft. Und wenn dann auch die Bereitschaft abnimmt, diese Basis wiederherstellen zu wollen, bleibt nur die Trennung. László konnte und wollte das alles nicht mehr. Er mochte nicht länger zurückstecken, das kratzte an seinem Ego. Außerdem hatte er sich gerade in seine »Sekretärin« verliebt.
    Ich wollte am liebsten den Kopf in den Sand stecken, hatte das Gefühl, überfordert zu sein von all den nervenaufreibenden Auseinandersetzungen. Mein Sohn und mein Beruf vereinnahmten mich zur Genüge. Dafür brauchte ich meine Kraft.
    Ich stürzte mich in die Arbeit, das half, weil es mich ablenkte. Andreas und Rainer schrieben, die Hauptarbeit der Kompositionen machte für diese CD aber Detlef. Er würde auch produzieren, durch die beiden Songs, die den neuen Vertrag gebracht hatten, war das selbstverständlich geworden. Gerulf schrieb die meisten Texte, doch auch Manfred brachte sich wieder ein mit »Mein Liebster auf Zeit« und »Mauern gehen«, eine Geschichte, die sich mit der Wiedervereinigung beschäftigt. Für mich ist bis heute unverständlich, warum das Lied zu diesem wichtigen Thema nicht von den Medien entdeckt wurde. Dafür spielten sie bis zum Überdruss »Freiheit« von Westernhagen. Der Ball muss flach gehalten, die Menschen dürfen bloß nicht überfordert werden.
    Meine Mutter
    1992 war ich wieder im Norden bei Detlef. Wir nahmen schöne Lieder auf wie »Was ist dabei« oder »Sehnsucht«. In diesem Text von Gerulf Pannach heißt es:
    Denn wenn die Sehnsucht Flügel kriegt
    und man hoch über Wolken fliegt,
    dann hört auch das Herzweh auf, oh,
    einmal raus aus jenem Trott,
    dich beschützt der Liebe Gott,
    denn der kennt die Sehnsucht auch. 9
    Mitten in der Aufnahme wurde ich ans Telefon gebeten. Mein Vater war dran, seine Stimme klang brüchig: »Deine Mutter liegt im Krankenhaus, es geht ihr nicht gut.«
    Schock, die Gedanken rasten.
    Sie hatte sich wegen ihrer Gallensteine in ärztliche Obhut

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