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Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Titel: Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Fischer , Manfred Maurenbrecher
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finanziell unabhängig.
    Detlef war in der Zwischenzeit fleißig gewesen. Er hatte zwei schöne Stücke komponiert – »Was ist dabei« und »Sehnsucht« –, und gemeinsam mit Gerulf machte ich mich auf den Weg an die Küste. Detlef wohnte in Ahrenshöft bei Husum, von Berlin aus ein schönes Stück Weg mit dem Auto. Ich fuhr die ganze Strecke allein, Gerulf ließ sich chauffieren, aber das nahm ich gerne auf mich, weil ich mir von der neuen Zusammenarbeit viel versprach. Wie ich übrigens später hörte, musste seine Frau Amie ihm bei den Songs für mich zuarbeiten – er fand es schwer, das Leben aus dem Blickwinkel einer Frau zu sehen.
    In Ahrenshöft hielten wir vor einem jener typisch friesischen, lang gezogenen und reetgedeckten Gehöfte, drumherum war alles sehr ländlich. Im vorderen Teil des Hauses war der Wohnbereich untergebracht, im hinteren Teil befand sich das Studio, im Stockwerk darüber bezogen wir unsere Zimmer. Eine praktische Lösung für Produktionen, die bis weit in die Nacht hinein dauern können. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten, war, dass die Nächte tatsächlich ungewöhnlich lang wurden. Kaum hatten wir uns ins Obergeschoss zurückgezogen, da schien es zu spuken. Am nächsten Morgen erklärte uns Detlef ganz ernsthaft, dass es die Vorbesitzerin sei, die hier des Nachts herumirre. Ach so, sie findet keine Ruhe, die Arme.
    Wir machten nicht nur Musik zusammen, sondern aßen auch gemeinsam. Das machte Spaß, und außerdem entstanden so quasi nebenbei neue Ideen. Detlef kochte sehr gern und gut in seiner putzigen Küche, die von dem wuchtigen Holztisch, an dem wir mindestens zweimal am Tag zusammenkamen, fast ausgefüllt wurde. Ich kann mich erinnern, wie gut es schon morgens roch, wenn man herunterkam. Ein Gemisch aus frischem Tee und würzigem nordfriesischem Tilsiter. Mit diesem Käse hatte man gleich zweimal das Vergnügen – einmal, bevor man ihn aß, und dann während des Essens.
    Bei unserem Arbeitstreffen an der See besprach ich mit den beiden Männer auch, wie ich mich nach der Trennung von der WEA verhalten sollte. Dass unser Treffen überhaupt zustande gekommen war, rechnete ich Detlef und Gerulf hoch an: Obwohl ich gerade ohne Vertrag war, gingen die beiden in Vorleistung, ohne Sicherheiten, ohne potenzielle CD, ohne alles. So etwas ist keine Selbstverständlichkeit. Jedenfalls sagte Detlef: »Du nimmst die beiden Demos von ›Sehnsucht‹ und ›Was ist dabei‹ und bietest sie bei großen Firmen wie Polydor und Edel an. Ganz einfach.«
    Ganz einfach! Ich hatte so etwas noch nie selbst getan, mich direkt angeboten. Aber gut, was sollte schon passieren? Ich hatte zwei Supersongs im Gepäck, raffte mich auf und machte einen Termin bei den beiden Firmen in Hamburg.
    An einem Sommertag des Jahres 1991 klopfte ich zunächst bei Polydor an. Götz Kiso, der Geschäftsführer, sowie Dieter Hägermann, der A&R, empfingen mich freundlich. Die aufgeschlossene Atmosphäre überraschte mich. Ich spielte die beiden Stücke vor, die so gut klangen, dass sie fast schon als Endprodukte durchgingen. Das sollte letztlich auch der Anspruch sein, es macht keinen Sinn, Demos von Liedern ohne Endqualität zu präsentieren. Sie gar unpersönlich zu verschicken geht gar nicht. Kleiner Tipp für alle, die es versuchen wollen: Die Zuständigen in den Büros der Plattenfirmen müssen sich Tag für Tag massenhaft Stücke anhören; ihnen fehlt es oft nicht nur an Zeit, sondern auch an Kraft und Fantasie, sich etwas zu erschließen, das vielleicht noch nicht ganz ausgereift ist. Also möglichst eine fertige Produktion vorspielen. Teuer im Vorhinein, aber hinterher zahlt es sich aus.
    Beide Polydor-Repräsentanten waren sehr angetan und boten mir gleich eine Zusammenarbeit an. Welche Freude! Ich verließ das Haus mit der Aussicht auf einen guten Künstlervertrag; die Details wurden später ausgehandelt, doch der Anfang war getan. Das hätte ich niemals gedacht. Ich machte zwar noch den Abstecher zu Edel, aber letztlich waren für mich die Messen da bereits gelesen. Das konnten sie nicht überbieten.
    Detlef hatte den richtigen Riecher gehabt, die neue CD war gesichert. Eine gute Entscheidung! Und siehe da, der Song »Sehnsucht« schaffte es in die Charts, ich bekam 1993 eine Echo-Nominierung dafür.
    Nun ging es aber erst einmal daran, den neuen Vertrag mit Polydor auszuarbeiten. Gemeinsam mit einem Rechtsanwalt ging ich die verschiedenen Punkte durch. Bei dieser Gelegenheit warf er auch einen Blick

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