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Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Titel: Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Fischer , Manfred Maurenbrecher
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Schauspielerinnen, deren krampfhaftes Dauerlachen ich vor mir sehe. Wie aufdringlich und unnatürlich. Wenn Kälte trösten kann…?
    Ich stehe jedenfalls nach wie vor auf der Bühne, auch mit sechzig noch. Und ich lache, wenn mir danach ist – ich lache gern!
    Ich flog also unverrichteter Dinge nach Hause zurück und klopfte bei der kleinen Firma Buschfunk an. Meine Musik sollte umgesetzt werden, die finanziellen Rahmenbedingungen hatten sich sowieso verändert, waren bescheidener geworden, nicht nur bei mir.
    Gemeinsam packten wir es. Tief im Sommer ist eine wunderbare CD geworden, der Verkauf lief gut, der gleichnamige Titelsong wurde im Radio ein Hit. 2001 stellte ich das neue Repertoire auf einer ganzen Reihe von Konzerten dem Publikum vor. Es war das Jahr meines fünfzigsten Geburtstags, gleichzeitig feierte ich mein dreißigjähriges Bühnenjubiläum. Die Freilichtbühne von Weißensee war mit dreitausend Leuten brechend voll, die Leute picknickten und feierten gemeinsam mit mir. Ein großartiger Abend.

    Bis dahin hatte ich noch nie mit einer Agentur einen Exklusivvertrag geschlossen, sondern immer relativ frei mit wechselnden Managements ohne schriftlichen Vertrag gearbeitet. Eine mündliche Vereinbarung hatte genügt, um gut und menschlich miteinander umzugehen. Jetzt übernahm, auch auf Wunsch meiner Musiker, eine junge Agentur das Exklusivmanagement.
    Im Agenturbereich gelten jedoch andere Umgangsformen, es geht ums Geschäft, der Künstler als Mensch ist zweitrangig.
    Ich konnte den neuen Partnern gleich zu Beginn ein finanzielles Geschenk machen, denn der Friedrichstadtpalast wollte mich für seine Weihnachtsrevue haben mit der »Schneeflocke«. Im ersten Moment sah ich das gute Geld, aber bei genauerem Hinsehen bedeutete eine solche Revue knochenharte Arbeit. Damit relativierte sich bereits die Gage, von der die Agentur noch 30 Prozent einstreichen wollte (wir einigten uns schließlich auf 20 Prozent); außerdem ging davon noch die Steuer ab. Das war gleich die erste Ernüchterung.
    Schon Wochen vor der Premiere hieß es für mich nun jeden Tag proben. Ab Dezember dann jeden Tag auf die Bühne, Samstag und Sonntag zweimal, nur der Montag war frei. Im Friedrichstadtpalast wurden wir Künstler gleich mit der Frage empfangen, ob uns bewusst sei, dass hier ein harter Job auf uns wartete. Offenbar hatten sie ihre Erfahrungen mit ausgelaugten, an die Erschöpfungsgrenze gebrachten Sängern.
    Ich kannte diese Form des täglichen Einsatzes über einen längeren Zeitraum bis dahin nicht. Anstrengende Tourneen ja, aber eineinhalb Monate jeden Tag, das nicht. In einem Solistenensemble war ich nie tätig gewesen, nur im eigenen Unternehmen.
    Keiner soll glauben, ich könnte nicht jeden Tag arbeiten – doch jeden Tag Bühne und zweimal Doppelveranstaltungen, das bedeutet gewaltigen Stress. Zu den Auftritten kommen jede Menge Besprechungen dazu, organisatorische Dinge und der Alltag wollen auch noch bewältigt sein. Trotzdem darf man keine mittelmäßige Leistung abliefern, sondern muss jeden Tag in Hochform sein. Mit etwas anderem wäre ich selbst am wenigsten zufrieden. Aber auch ein Profisportler kann nicht täglich Spitzenleistungen erbringen. Man überfordert sich zwangsläufig.
    Im November begannen wir mit den Proben. Gayle Tufts sollte durch den Abend führen, moderieren und hin und wieder singen. Die Sänger der Revue waren Erkan Aki, ein guter Tenor, dazu eine Sopranistin und ich. Um das Design der Bühnenkleidung kümmerte sich Harald Glööckler, der alles sehr aufwendig im Barockstil gestaltete. Ich hatte Schwierigkeiten mit meinem Kostüm, kam mir darin vor wie eine Matrone und nicht wie die Königin, die ich darstellen sollte. Die Proportionen stimmten nicht, das Kleid sah unvorteilhaft aus. Glööckler wollte aber nichts ändern, ich sollte mich unterordnen. Kurzerhand ließ ich in Eigenregie die sperrigen Reifen aus dem Rock entfernen. Mir gefiel das schöne weiße Kleid, das ich zum Stück »Schneeflocke« trug, jetzt besser. Ihn hingegen ärgerte meine Eigenmächtigkeit, sodass er nicht mehr mit mir redete. Heute verstehe ich ihn. Er hatte den Auftrag, die Kleider der Sänger an das Bühnenbild und die Grundidee der Revue anzupassen. Da kann nicht jeder daherkommen und selbst Hand anlegen. Andererseits könnte man die Kleider durchaus im Einvernehmen mit den ausführenden Künstlern entwerfen. Wir mussten diese Kreationen ja auf der Bühne tragen, und wenn man sich nicht wohlfühlt, bewegt man

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