Das Lustschiff
ein Bikinishooting am Pool sehr genießen würden. Und das wäre sicherlich auch alles andere als langweilig.«
Er lachte. »Da haben Sie recht. So ein Shooting steht mir tatsächlich noch bevor.«
»Na, da kann man ja nur viel Spaß wünschen.«
»Vielen Dank. Sie haben nicht zufällig Lust, daran teilzunehmen?«
»Ich im Bikini? Für einen Reisekatalog?« Sie legte den Kopf schief und schmunzelte. Das sollte wohl ein Witz sein.
»Sie können auch die Uniform anziehen, die Sie sonst immer tragen, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Ich glaube nicht, dass mir das Spaß machen wird.«
»Schade. Aber denken Sie einfach noch mal drüber nach.«
»Mach ich«, versprach sie, aber sie hatte sich längst entschieden. Sie war alles, nur kein Model. Aber vielleicht musste man auch gar nicht wie ein Model aussehen, wenn man für Reisefotos posierte.
»Machen Sie das schon lange?«, fragte er.
»Was meinen Sie?«
»Diesen Job. Sicherheitsoffizierin. Das ist doch ungewöhnlich für eine Frau, oder nicht?«
»Es ist nicht halb so aufregend, wie es sich anhört. Und um Ihre Frage zu beantworten. Ich bin seit fünfzehn Jahren dabei. Elf davon bei Sea Tours .«
»Ah, der Osburne-Konzern. Ich hoffe, die zahlen wenigstens gut.«
»Man kann davon leben.«
Sie lehnte sich an die Reling und schaute auf das dunkle Meer hinaus, vielleicht sollte sie sich doch auf die Suche nach Josh machen. Der Abend wäre sonst irgendwie nicht komplett.
Josh sehnte sich nach Carolin. Es war wirklich eigenartig. Seit langem hatte keine Frau mehr zärtliche Gefühle in ihm geweckt. Sexuell war das eine andere Sache. Seinen Trieb hatte er immer befriedigt, aber sein Herz zugleich verschlossen. Bei Carolin war alles anders. Sie wirkte unschuldig. Natürlich wusste sie nichts über ihn, weder kannte sie seinen Namen, noch wusste sie von seinem Vermögen, auf das es Veronika abgesehen hatte. Aber selbst wenn er ein armer Schlucker wäre, Carolin hätte ihn akzeptiert, wie er war. Sie achtete nicht auf all die Oberflächlichkeiten. Auch das imponierte ihm. Nachdenklich schlenderte er über Deck. Ob er sie suchen sollte? Was sie wohl darüber dachte, wenn er immer wieder ihre Nähe suchte? Das Schicksal konnte er als Begründung nicht zu oft bemühen. Fühlte sie sich bedrängt? Er wollte ihr die schönsten Gefühle bereiten, es aufregend und sinnlich für sie machen, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen. Aber ganz sicher wollte er sie nicht verschrecken, sondern belohnen, dafür, dass sie ihn annahm, wie er war. Er merkte, dass er wieder in alte Muster zurückfiel. Durch Cody hatte er früh erkannt, dass er sich der Gefühle seiner Mitmenschen nie wirklich sicher sein konnte. Also hatte er geglaubt, ihre Zuneigung erkaufen zu müssen, sie für Freundschaft zu belohnen. Mit teuren Geschenken, Aufmerksamkeiten, einer Reise.
Aber all das brauchte er gar nicht ins Spiel zu bringen, weil Carolin eben anders war. Er sah das Pärchen vorn an der Reling und lächelte in sich hinein. Die Frau erinnerte ihn an Carolin. Sie hatte etwa ihre Größe; auch die Haarfarbe, die im Licht des Mondes golden schimmerte, passte ziemlich genau.
Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Er ging näher heran. Das war Carolin! Aber mit wem redete sie da? Josh stockte der Atem, als er den Blonden aus dem Fitnessraum erkannte. Er erinnerte sich an dessen merkwürdige Blicke, die denen seines Freundes Cody glichen. Josh hatte sich von ihm beobachtet, sogar ein wenig bedroht gefühlt, weil er oft mit Journalisten zu tun hatte, die ihm folgten. Dann hatte er das als Einbildung abgetan, als Überfürsorge, weil er in seinem Leben oft vorsichtig hatte sein müssen. Ein Freund war nur so lange ein Freund, wie Josh ihm von Nutzen war. Jetzt, da er diesen Mann mit Carolin sah, erwachte sein Misstrauen erneut. Cody hatte ihn getäuscht wie kein anderer zuvor. Er hatte geglaubt, ihm vertrauen zu können. Dann hatte er Josh das Messer in den Rücken gestoßen und es auch noch herumgedreht. Es war erschreckend, wozu manche Menschen fähig waren. Umso mehr sorgte er sich um Carolin.
Die kam just in diesem Augenblick in seine Richtung und hob die Hand, als sie ihn bemerkte.
»War das ein Bekannter von dir?«, fragte er vorsichtig nach. Vielleicht kannten sie sich ja.
Sie blickte sich nach dem Blonden um, der aber war verschwunden. »Niemand Wichtiges. Irgendein Katalogfotograf.«
Fotograf? Da schrillten gleich alle Alarmglocken bei ihm. Cody war auch
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