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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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herausbekommen, von wem der Mordauftrag stammte. Sollte er in die Sowjetbotschaft gehen und Dserschinski ein Telegramm schicken? Niemals würde der Tschekaleiter einen solchen Auftrag auch nur andeutungsweise bestätigen. Nein, die Botschaft konnte ihm nicht helfen. Das einzige, was sichere Ergebnisse versprach, war eine Reise nach Moskau. Unter vier Augen würde Dserschinski den Auftrag bestätigen oder abstreiten.
    Und Sinowjew, die Internationale? War nicht Bronski Sinowjews Mann, soweit man das aus der Ferne beurteilen konnte? Aber konnte es sein, dass Bronski oder Dserschinski Rosa Luxemburg ermorden ließen, ohne dass das Zentralkomitee der Bolschewiki das beschlossen hatte? Wenn es diesen Auftrag gab, dann mochten Friesland und andere eingeweiht sein durch Kuriere aus Moskau. Zumindest mussten sie eine Direktive haben, was sie tun sollten, wenn Rosa getötet war. Wenigstens das.
    »Warum sagst du nichts?« Margarete drückte ihn leicht am Arm.
    Das bedeutete, er musste herausbekommen, ob es eine solche Direktive gab. Wenn es sie gab, dann war der Fall klar. Wenn es sie nicht gab, dann mochte der Anschlag trotzdem angeordnet worden sein, aber die Wahrscheinlichkeit war gering. Bei allen Eifersüchteleien und Eitelkeiten gerade Sinowjews: Die Bolschewiki überließen wenig dem Zufall, sie organisierten alles bis in jede denkbare Einzelheit, wissend, dass genug Unwägbarkeit übrigblieb.
    »Ich überlege, wie wir uns künftig Besuche dieses Herrn ersparen können.«
    »Weißt du es schon?«
    »Nein, noch nicht.« Sie ist in Gefahr, noch nicht heute, aber in zwei Wochen, wenn ich den Auftrag nicht ausführe. Das ist gewiss. Genauso, dass sie einen anderen Attentäter schicken werden. Rosa und Margarete waren in Gefahr. Wohin konnte er Margarete schicken? Wie sollte er Rosa schützen, wo der Mörder aus den eigenen Reihen kam?
    Und wenn er begann, ihnen auf die Füße zu treten und nach der Direktive zu suchen, dann wussten sie bald, dass er sich widersetzte, und sie würden ihn auch jagen.
    »Kennst du jemanden außerhalb von Berlin, am besten irgendwo auf dem Land, wo du eine Weile unterkommen könntest?«
    »Ist es so gefährlich?«
    »Wahrscheinlich. Jedenfalls traue ich diesem Bronski alles zu.« Er hätte hinzufügen können, dass er auch Friesland, Pieck und Sonja alles zutraute. Allerdings hatte er sich seinen Verdacht aus lauen Anhaltspunkten und Spekulationen zusammengereimt, ohne ihn beweisen zu können. Und wenn alles anders war? Dann war Rosa womöglich in noch größerer Gefahr, und sei es nur aus dem Grund, dass er nicht wusste, woher die Gefahr kam.
    »Ja, ich habe eine Tante in Königs Wusterhausen. Soll ich dorthin fahren?«
    »Das ist zwar immer noch nah an Berlin, aber besser, als hier zu bleiben, ist es. Besorg jemanden, der für deine Eltern sorgt. Hattet ihr nicht so einen hilfsbereiten Nachbarn?«
    »Dieser Bronski hat gedroht, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Er bringt dich um, wenn du nicht gehorchst, was immer er dir aufgetragen hat.«
    »Ja.«
    »Und mich auch.«
    Er blieb stehen, schaute ihr in die Augen und glaubte, darin etwas von der Margarete zu erkennen, die er früher geliebt hatte. In ihrem Blick entdeckte er die Verletzlichkeit, die Sanftheit und Zärtlichkeit, die sie nicht mehr zu kennen schien. Nein, Bronski würde sie nicht töten. Und ihn auch nicht.

16
    I
    n der Gaststätte hatte er schon mal gesessen und das Haus beobachtet, in dem Sonjas Wohnung lag. Er wusste nicht so recht, ob es ihn weiterbringen würde, aber wo sollte er ansetzen? Er hatte zwei Wochen, dann würden sie die Jagd auf ihn eröffnen. Da war es besser, er vertauschte die Rollen. Auch wenn sich das leichter dachte, als es war. Er hatte es mit einer Übermacht zu tun. Wenn ich es genau betrachte, lege ich mich gerade mit dem mächtigsten Untergrundapparat der Welt an, mit der Internationale, der bolschewistischen Partei und der Tscheka. Immer vorausgesetzt, meine Schlüsse stimmen.
    Er saß allein im Gastraum, der Wirt lehnte am Tresen und blätterte in einer Zeitung. Zacharias trank einen Schluck von seinem Tee, er schmeckte so grässlich wie beim letzten Mal. Dann ging er zum Telefon und rief im Präsidium an. Lohmeier hatte wieder Stallwache, Zacharias hasste die Stimme, er wurde die Erinnerung an sein erstes Zusammentreffen mit dem Polizisten nicht los. Lohmeier war aufgeregt, das hatte Zacharias noch nicht erlebt.
    »Wir haben ihn! Wir haben ihn!«
    So musste er früher gebrüllt haben, als sie

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