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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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machen. Tüchtige Männer mit vaterländischer Gesinnung werden umgebracht, und der Mob und die Juden greifen nach der Macht.«
    »Ich war bei Herrn Ebenbein.«
    Der Fettsack starrte ihn an. »Und was wollten Sie von ihm?«
    »Ich überlege mir gerade, ob Sie das etwas angeht.«
    Der Fettsack schlug Zacharias blitzschnell ins Gesicht. Der Schlag brannte. Zacharias spürte den Drang zurückzuschlagen. Reiß dich zusammen, lass dich nicht provozieren.
    »Ich suche einen ehemaligen Klassenkameraden, Klaus Miletzke.« Die Wange schmerzte.
    »Na, das ist doch eine Auskunft«, sagte der Fettsack. Dann lachte er. »Und der wohnt in der Strelitzer Straße 11?«
    »Nein, ich dachte es.«
    »Ah!« Lohmeier streckte einen Zeigefinger hoch. »Sie haben es gedacht.«
    »Ja. Ich dachte, er wohnt da, aber das tut er nicht. Und da habe ich bei Herrn Ebenbein geklopft, um ihn nach Miletzke zu fragen.«
    »Soso. Da haben Sie bei diesem Herrn Ebenbein geklopft. Einfach so. Das haben wir gleich.« Er ging hinaus. Zacharias hörte ihn draußen rufen. Offenbar sollte seine Aussage unverzüglich überprüft werden.
    Er nahm die Angst erst wahr, als sie schwächer wurde. Allmählich erkannte er die Gefahr, in der er sich befand. Diese Polizisten konnten ihn einfach verschwinden lassen. Oder auf der Flucht erschießen. Dann ginge er drauf, bevor er den Kontakt zur Partei herstellen konnte. Aber Ebenbein würde bestätigen, was er gesagt hatte. Dann würde ihn der Fettsack nach Miletzke fragen. Klaus Miletzke war ein kleiner rothaariger Schulkamerad gewesen, der in derselben Gegend gewohnt hatte wie Ebenbein und Retzlaw. Wo genau, wusste Zacharias nicht mehr. Aber das würde seine Aussage nur stützen.
    Ein uniformierter Polizist trat ein und sagte: »Mitkommen!« Er führte Zacharias zur Herrentoilette und wartete vor der Kabinentür, die Zacharias nicht verriegeln durfte. Dann kehrten sie zurück ins Vernehmungszimmer. Zacharias setzte sich und kippelte auf den hinte ren Stuhlbeinen. Sie würden Ebenbein befragen, der würde seine Aussage bestätigen. Sie würden wohl auch Frau Retzlaw fragen, aber die würde schweigen. Und es würde den Polizisten nicht gelingen, sie einzuschüchtern.
    Zacharias wartete lange. Draußen im Gang immer wieder Schritte und Stimmen. Er versuchte etwas zu verstehen, aber die Tür dämpfte stark. Der Bewacher lehnte sich an die Wand neben der Tür. Er schien müde zu sein.
    Je mehr die Angst schwand, um so mehr wuchs Zacharias’ Zorn. Der Fettsack hatte ihn geschlagen. Zacha rias überlegte, wie er sich revanchieren könnte, fand a ber keine Möglichkeit, die seine Lage nicht verschlechtert hatte.
    Endlich öffnete sich die Tür. Nicht Lohmeier er schien, sondern der Glatzkopf. »Hau ab«, sagte er. »Wenn wir dich noch einmal in der Nähe einer Spartakistenhöhle finden, geht’s dir an den Kragen.« Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle.
    Zacharias sah ihm die Enttäuschung an, dass sie ihn gehen lassen mussten. Er zwang sich, das Präsidium fast schlendernd zu verlassen. Er malte sich aus, wie es wäre, Lohmeier allein in einer dunklen Gasse zu treffen. Ein gutes Gefühl.

4
    S
    ie ließen ihn länger als zwei Wochen warten. Er wurde immer unruhiger, überlegte, ob er abgehängt werden sollte oder ob Retzlaw verhaftet war. Soll ich den Kontakt suchen? Wenn ja, wo kann ich einen finden, dem ich trauen kann? Aber es wäre gegen die Regeln der Konspiration. Er schlief schlecht und lief in der Wohnung umher. Auch wenn es ihn drängte, er fürchtete sich, nach draußen zu gehen, wo er jederzeit einer Streife in die Hände fallen konnte. Bisher hast du Glück gehabt, fordere es nicht heraus.
    Er betrachtete die Bilder in seinem Zimmer und die Bücher seiner Jugend. Er blätterte im Neuen Deutschen Jugendfreund von Franz Hoffmann, fand Hefte wieder, in denen er Ereignisse notiert hatte, die er damals wichtig fand. Darunter ein paar Sätze aus einem Vortrag von Rosa Luxemburg auf einer Wahlkreisversammlung. Ihr Verteidiger Paul Levi über Soldatenmisshandlungen im Vorwärts. Vormittags las er Zeitungen, die er in der Wohnung fand. Vieles hatte er nicht gewusst. Er begriff, die Spartakisten waren noch unbedeutender, als er gefürchtet hatte. Er las in Vaters Büchern, aber die Anspannung blieb. Dann war er überzeugt, dass er einen anderen Weg suchen musste, um Kontakt mit der Partei aufzunehmen. Er marterte sein Hirn, aber es fiel ihm nichts ein, was nicht zu gefährlich war. Der Zorn packte ihn. Gut,

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