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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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konserviert. Biologen, Chemiker und andere Wissenschaftler forschen seit fast sechzig Jahren an diesem Blatt, es ist bis heute nicht verwelkt.«
    5
    Ich wollte gerade fragen, wie es angehen konnte, dass das Blatt nicht verwelkt war, als die Tür des Büros aufflog. Dick Stone füllte die Türöffnung aus.
    »Wir haben ihn!«
    Hinter ihm, in dem Spalt zwischen dem rechtwinkligen Türrahmen und den Konturen seines Körpers, lag die dunkle Wüste.
    »Ist er gefasst?«, fragte CC .
    »Noch nicht.« Der Sicherheitschef schloss die Tür hinter sich. »Er ist nicht in seinem Zimmer. Er kann aber nicht weit sein. Meine Leute sind unterwegs und suchen nach ihm.«
    »Wer ist es?«
    »Ein Mann, der noch nicht einmal auf der Liste der Verdächtigen stand«, sagte Stone und setzte sich an den Tisch. »Professor Aldo Lombardi hat sich für ihn verbürgt.«
    Als er die Reaktion in meinem Gesicht sah, hob er abwehrend die Hände.
    »Der Professor ist über jeden Verdacht erhaben. Ich habe vor wenigen Minuten mit ihm telefoniert. Ihm kann kein Vorwurf gemacht werden. Er ist mindestens ebenso entsetzt wie Sie. Lombardi hat diesen Mann unterstützt, ihm zu seiner Anstellung an der Gregoriana-Universität verholfen, lange bevor er selber ins Luzifer-Projekt aufgenommen wurde.«
    »Wer?«, wiederholte CC seine Frage.
    »Ein Italiener. Vittorio Tasso. Einer der Semiotiker.«
    Es versetzte mir einen Stich. Ich kannte Vittorio Tasso. Ich war ihm bei meinem ersten Besuch bei Professor Lombardi und später noch einmal im Geheimarchiv des Vatikans begegnet. Hier im Lager war er eher für sich geblieben – in der Kantine, in den Gemeinschaftsräumen – und hatte nur selten ein Wort mit einem von uns gewechselt. Ich hatte ein paarmal versucht, ein Gespräch mit ihm anzuleiern, aber er wirkte wenig interessiert.
    »Das ist wirklich bedauerlich«, sagte Stone. »Tasso war Professor Lombardis Protegé.«
    »Dann war er der Maulwurf der Drăculsângeer«, sagte CC nachdenklich. »Darum hatten sie einen so guten Überblick. Sie wussten jederzeit, wo wir waren. Was wir dachten. Durch Vittorio Tasso ist Aldo Lombardi, unabsichtlich und ohne sein Wissen, zum Informanten der Drăculsângeer geworden.«
    »Zur Zeit klopfen wir gemeinsam mit dem italienischen Geheimdienst seinen Hintergrund ab. Laut Professor Lombardi wurde Vittorio Tasso 1998 an der Gregoriana-Universität angestellt. Davor hatte er bereits mehrere Jahre mit den besten Referenzen an der Universität von Bologna gearbeitet und davor wiederum an der Universität von Turin. Seinen Doktorgrad hat er in Cambridge erworben.«
    »Wann ist er Drăculsângeer geworden?«, fragte ich.
    »Wahrscheinlich war er es die ganze Zeit. Wir vermuten, dass er ein sogenannter Schläfer war. Laut Ausweispapieren wurde er in Brescia geboren. Aber seine Papiere – Geburtsurkunde, Taufbescheinigung, Schulzeugnisse aus der Grundschule – sind allesamt gefälscht. Wir haben das beim Einwohnermeldeamt und bei der Schulverwaltung überprüft. Wir stoßen erstmals auf eine Spur von Vittorio Tasso in einem offiziellen italienischen Register, als er an der Universität von Turin aufgenommen wird. Die Aufnahme basiert auf falschen Dokumenten. Offenbar haben sie dort keinen Grund gesehen, seinen Hintergrund zu überprüfen. Wir untersuchen, ob er ursprünglich aus Rumänien kommt, wo sich der Hauptsitz der Drăculsângeer befindet …«
    6
    »Beeindruckend!«
    Vittorio Tasso war ein kleiner Mann – untersetzt, unauffällig – mit schütterem Haar und einer altmodischen Brille, die ihn wie einen alternden Intellektuellen aussehen ließ. Er stand in der Tür zwischen Büro und Flur und machte alles andere als einen intellektuellen Eindruck. Keiner von uns hatte ihn kommen hören.
    »Aufstehen! Alle!«
    Seine Stimme war zu nasal und dünn für die natürliche Autorität, die seinem Doktorgrad, seinem wissenschaftlichen curriculum vitae und der Glock angemessen gewesen wäre, mit der er auf uns zielte.
    Trotzdem standen wir auf. Der Sicherheitschef trat einen Schritt zur Seite.
    »Bleiben Sie stehen!«
    »Vittorio …«, sagte CC .
    »Nein! Sprechen Sie mich mit meinem richtigen Namen an: Bruder Raţ.«
    »Bruder Raţ …«, wiederholte CC . »Wie Sie wollen. Sie sind vermutlich ein gläubiger Drăculsângeer?«
    »Ich wurde schon im Alter von dreizehn Jahren zum Drăculsângeer-Mönch geweiht. Zuvor hatte ich zehn Jahre im Sfânt-Kloster gelebt. Die Mönche haben mich erzogen.«
    »Sie wollen die

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