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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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hätte er schlechte Nachrichten, die er mir am liebsten nicht erzählen würde. Er winkte mich zu sich, fasste mich sanft am Arm und führte mich in die Zelle.
    Die kataleptische Totenstarre ist eins der unangenehmsten Phänomene in der Rechtsmedizin. Stirbt ein Mensch unter extremer physischer oder gefühlsmäßiger Belastung, kann sein Körper schlagartig erstarren, so dass er auch im Tode in dieser verzerrten Positur verbleibt.
    Der Primus Pilus war der Einzige der zehn Mönche, der nicht auf der Pritsche lag. Stattdessen kniete er im Gebet.
    Er war nackt, kniend und betend gestorben und in dieser Haltung erstarrt. Sein Gesicht war nach oben gerichtet, als hielte er nach dem Gott oder Teufel Ausschau, dem er sein Leben gewidmet hatte. Die Knie waren auf den Boden gestemmt, die Ellenbogen auf die Matratze. Seine Hände mit den langen Fingern waren gegeneinandergepresst. Sein Mund stand halb offen. Wenn ich mein Ohr dicht vor seine Lippen halte, dachte ich, höre ich vielleicht noch das Echo seines letzten Gebets …
    An der Wand, fast bedeckt vom willkürlichen Muster seines Blutes, entdeckte ich eine Triquetra und sechs Worte auf der beigefarbenen Wand.
    CC legte seinen Arm um meine Schulter. Wie ein Vater.
    Ich las die Worte: BJØRN BELTØ!
MANUSCRIS!
ACUM!

    AVE SATANAS!

VIII : Das Jüngste Gericht
    1
    Einem Reptil nicht unähnlich – mit Augen, die in alle Richtungen schauen konnten – saß Marcus Vanderleyden III. in einem Glaskasten, der an ein Terrarium erinnerte. Ein Wachmann hatte mich von der Rezeption der Botschaft zu Marcus’ Glaskäfig in der offenen Bürolandschaft begleitet. Wir begrüßten uns mit Handschlag. »Ich habe die Übersetzung bekommen«, sagte er und stellte mir einen Stuhl hin.
    »Was steht dort?«
    »So, wie die Worte an der Wand standen, machen sie nicht wirklich Sinn. Laut Übersetzer ergeben sie keinen Satz, stehen in keinem grammatischen Zusammenhang. Der Übersetzer geht davon aus, dass sie unabhängig voneinander geschrieben wurden. Trotzdem … Wenn wir die Worte in einer chronologischen und logischen Reihenfolge anordnen und von der Grammatik einmal absehen, kommt mit etwas gutem Willen eine Botschaft heraus, die etwa folgendermaßen lauten könnte: Heiliges Blut! Der Meister Satan schläft einer Leiche gleich in der Pyramide und erwacht am Tag des Jüngsten Gerichts. Bjørn Beltø! Die Handschrift! Jetzt! Heil dir, Satan. «
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um das Gehörte zu verdauen. Selbst übersetzt ergab die Botschaft keinen rechten Sinn. Satan schläft einer Leiche gleich? In welcher Pyramide?
    »Wieso wird mein Name genannt?«
    »Ein Aufruf. Sie haben die Handschrift. Und die wollen sie haben! Jetzt! Mit Satans Hilfe!«
    »Wozu soll das gut sein, dass sie meinen Namen schreiben? Mit Blut? Auf die Wand?«
    »Eine heilige Botschaft mit Blut geschrieben, ruft Satan herbei. Sie fordern Sie auf, ihnen die Handschrift zu überlassen. Das ist die Magie des Blutes, Bjørn. Ein Gebet an Satan.«
    Es klang lächerlich. Und ziemlich erschreckend. Jeder, dessen Name einmal von einem sterbenden Satanisten mit Blut an eine Wand geschrieben wurde, wird verstehen, was ich meine.
    »Wirkt es schon?«, fragte er und grinste schief. »Falls Sie schon etwas merken … und sei es nur ein bisschen … sollten Sie die Handschrift so schnell wie möglich CC geben.«
    »Arbeiten Sie für ihn?«
    » Yes Sir ! Streng genommen bin ich bei der CIA angestellt. Aber die letzten Jahre war ich an The Lucifer Project beteiligt.« Mark krümmte die Finger wie Klauen und schnitt eine diabolische Fratze. »Offiziell leite ich hier in der Botschaft die Abteilung für geopolitische Analyse. Aber inzwischen arbeite ich Vollzeit für CC . Ursprünglich saß ich in Langley und war für die Überwachung von Al Quaidas Nachrichten im Internet zuständig.«
    »Dann sind Sie also … Geheimagent?«
    Mark lachte. »Wie Sie sehen«, er tätschelte sich den Bauch, »bin ich kein typischer Agent. Ich arbeite nicht im Außendienst. Ich bin Bürokrat. Schreibtischanalytiker. Einer, der Dokumente und Berichte liest, um neue Berichte zu verfassen. Bjørn, spielen wir ein wenig Pingpong. Was halten Sie von der Botschaft, die die Mönche an die Wände geschrieben haben?«
    »Der Primus Pilus muss von dem bevorstehenden Massaker gewusst haben. Er hat die Botschaft angedeutet, als CC und ich ihn gestern in seiner Zelle aufgesucht haben. Sowohl der Massenmord als auch die Botschaft waren im Voraus geplant.«
    »Interessant.

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