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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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lande in der nächsten Kneipe oder bei Angela. Manchmal habe ich sogar Angst, dass ich sie in einem Anfall von Verzweiflung heirate, weil sie eine Wohnung hat.«
    »Ehen sind schon aus viel wichtigeren Gründen geschlossen worden«, sagte Florian mitfühlend, »aber meistens waren sie auch danach. Wenn du also wirklich hier einziehen willst, soll’s mir recht sein, vorausgesetzt natürlich, du zahlst pünktlich die Miete und lässt Herrn Schmitt zu Hause.«
    »Was hast du gegen Herrn Schmitt?«
    »Gar nichts, solange er in seinem Stall sitzt. Aber du lässt ihn dauernd herumlaufen, und Tinchen wäre bestimmt sauer, wenn er ihren botanischen Garten ausrottet und sämtliche Gardinen anknabbert.«
    Bei Herrn Schmitt handelte es sich um ein Zwergkaninchen, das Karsten mal irgendwo gewonnen und mit dem festen Vorsatz in seinem Zimmer einquartiert hatte, ein folgsames Haustier aus ihm zu machen. Nachdem Herr Schmitt aber innerhalb weniger Tage drei Mal die Telefonschnur durchgenagt und Frau Antonies Efeuaralie kahl gefressen hatte, wurde er zu Dauerhaft verurteilt mit täglich einer Stunde Freilauf, und selbst da richtete er noch genug Unheil an.
    »Nehmt ihn doch mit! Der freut sich, wenn er endlich mal genug Gesellschaft hat, und Löwenzahn wächst da bestimmt vor der Haustür.«
    »Gar keine so schlechte Idee«, überlegte Florian. »Kaninchen fressen doch auch Gras, nicht wahr?«
    »Zentnerweise!«, behauptete Karsten im Brustton der Überzeugung. Er kannte seinen Schwager und ahnte das Richtige.
    »In Ordnung, ich stelle ihn als Rasenmäher ein.«
    »Ich nehme doch stark an, dass Fabian schon einen hat, also brauchst du keinen mitzubringen. Wir haben ja auch gar keinen.« In der Tür stand Tinchen und blickte verständnislos in die lachenden Gesichter. »Habe ich was Falsches gesagt?« Und als niemand antwortete: »Interessiert mich auch gar nicht. Übrigens – das Essen ist fertig.«
    Karsten rappelte sich aus dem Sessel hoch. »Ist es auch genießbar?« Er hatte zwar Hunger, nur nicht unbedingt auf die hausgemachten Produkte seiner Schwester. »Wann wirst du endlich so gut kochen wie Mutti?«
    »Wenn Florian so viel Geld verdient wie Vati«, konterte Tinchen. »Deshalb gibt es heute auch nur Eier in Senfsoße und hinterher Schokoladenpudding.«
    »Seit wann kriegt man Eier in Dosen?«, wollte Florian wissen, inspizierte den Mülleimer und äußerte lebhaftes Erstaunen, als er nur die Schalen fand. Noch überraschter war er, nachdem er den ersten Bissen probiert hatte. »Tine, das schmeckt ja richtig gut!«
    Bevor sie antworten konnte, knackte es zwischen seinen Zähnen. Er hörte sofort auf zu kauen. »Wasch isch dasch?«
    »Wahrscheinlich das Dotter«, vermutete Karsten und aß ungerührt weiter. Florian fahndete nach dem Stein des Anstoßes und legte die Überreste auf den Teller.
    »Da ist ja der Deckel von der Senftube«, frohlockte Tinchen, »und ich hatte ihn die ganze Zeit im Milchtopf gesucht.«

Der Luxusschuppen
    V ier Tage später befand sich Florian auf dem Weg nach Steinhausen. Diesem wirklich nicht leichten Entschluss, freiwillig ein ganzes Wochenende in Gesellschaft seines Bruders und vor allem seiner Schwägerin zu verbringen, waren mehrere Telefongespräche vorausgegangen – selbstverständlich auf Fabians Rechnung –, in deren Verlauf alle Beteiligten hatten einsehen müssen, dass man zwecks Klärung diverser Details wohl doch nicht um eine mündliche Aussprache herumkäme.
    Tinchen fuhr übrigens nicht mit. Natürlich hätte sie, wie bei anderen Gelegenheiten üblich, die Kinder zu ihren Eltern bringen können, aber das hatte sie diesmal nicht gewollt. »Wenn ich Gisela länger als eine halbe Stunde ertragen muss, geraten wir uns regelmäßig in die Haare. Ich weiß ja, dass sie die personifizierte Tüchtigkeit ist, aber muss sie einem das denn ständig demonstrieren? Dauernd ist sie mit irgendwas beschäftigt, aber leider nicht so beschäftigt, dass sie nicht Zeit genug hätte, mir immer wieder zu erzählen, wie sehr sie beschäftigt ist.«
    Auch Florian hielt nicht viel von seiner Schwägerin. Mit seinem Bruder verstand er sich recht gut, hauptsächlich deshalb, weil sich höchstens ein- oder zwei Mal pro Jahr ihre Wege kreuzten. Sonst lebten sie in völlig verschiedenen Welten. Fabian war wesentlich älter und hatte den Benderschen Nachkömmling schon von klein auf mit der Weisheit seiner elf Jahre behandelt. Als Florian mit Ach und Krach die unterste Klasse des Gymnasiums erreicht

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