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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Martha, sondern auch Urban vorgefunden, der sich fluchend mit einem Toaster beschäftigte.
    »Früher konnte man diese Dinger total auseinander nehmen, jetzt werden sie so zusammengeschweißt, dass man nicht mehr ans Innenleben rankommt. Gib mal den roten Schraubenzieher rüber!«
    Nachdem Florian zehn Minuten lang zugeschaut und Urbans Bemühungen mit Küchenmesser und schließlich Stemmeisen feixend kommentiert hatte, forderte er: »Lass mich mal ran!«
    »Kommt nicht in Frage. Für Reparaturen bin ich seit jeher zuständig.« Verbissen werkelte er weiter. »Bisher habe ich noch alles wieder hingekriegt.«
    »Bloß nicht den Wasserhahn«, sagte Martha trocken. »Den habe ich nämlich repariert. Ohne vier Flaschen Bier und ohne drei Mal in die Eisenwarenhandlung zu fahren. Und ohne zu fluchen.«
    »Aber auch nur, weil der Klempner nicht gekommen ist«, knurrte Urban, mit einer Pinzette Schräubchen festdrehend. »Ich hatte ja Dienst an dem Sonntag.«
    »Montags kommt er nie, hat er gesagt. Da muss er immer alle Schäden reparieren, die am Wochenende von den Heimwerkern gemacht worden sind.«
    Urban gönnte ihr nur einen giftigen Blick und zog die letzte Schraube an. »So, jetzt müsste es hinhauen.« Er drückte auf die Taste. Es tat sich gar nichts.
    »Versuch’s mal mit Strom«, riet Florian.
    Wütend schloss Urban den Stecker an, und sofort begann die Heizspirale zu glühen und nach Gummi zu stinken. »Na also, funktioniert ja wieder. Der Geruch hört gleich auf, da verkohlt nur ein bisschen Isoliermaterial.«
    Florian nahm das Gerät in die Hand und überprüfte es misstrauisch.
    »Wenn es auf Anhieb klappt, musst du was falsch gemacht haben.« Wie auf Kommando sprühte der Toaster Funken, an der Seite schoss eine Stichflamme heraus, dann knallte es, und dann lag die Küche im Dunkeln.
    »Schmeiß ihn weg, Marthchen, es war sowieso ein Vorjahresmodell.« Mit Hilfe seines Feuerzeugs suchte Urban auf dem Küchenschrank nach Kerzen. »Morgen früh brauchen wir das Ding nicht, ich mache Toast à la Bundeswehr.« Und als er Florians fragendes Gesicht sah: »Zwei Scheiben Weißbrot, Käse dazwischen. Alufolie drumrum und dann mit dem heißen Bügeleisen drauf. Geht prima.«
    Nachdem die Sicherung ausgewechselt und der Toaster im Mülleimer gelandet war, hatte man mit dem gemütlicheren Teil des Abends begonnen. Martha hatte Brot und selbst gemachte Sülze auf den Tisch gestellt. Urban hatte aus dem Keller Bier geholt, dann war Marthchen schlafen gegangen, und Onkel und Neffe hatten bei zünftigen Männergesprächen jeweils drei Flaschen geleert und anschließend Urbans Tote Leiche ausprobiert. Gegen Mitternacht hatte sich noch Clemens eingefunden, und so gegen drei Uhr war man unter dem gedämpften Absingen unanständiger Lieder in die Betten geschwankt. Alles in allem war es doch noch ein sehr schöner Abend geworden.

    In seinen Jogginganzug gewickelt, frisch rasiert und nach Giselas etwas süßlichem Toilettenwasser duftend, an dem er sich irrtümlich vergriffen hatte, war Florian nunmehr bereit, dem Sonntagmorgen ins Auge zu schauen. Seine eigenen hatte er hinter einer Sonnenbrille versteckt; es musste ja nicht gleich jeder sehen, dass er bei dem Zusammenstoss mit der offenen Schranktür den Kürzeren gezogen hatte.
    Das Esszimmer war makellos aufgeräumt und leer. Florian erinnerte sich Urbans Bemerkung, wonach das gemeinsame Frühstück abgeschafft worden war, und schlurfte, dem Instinkt hungriger Tiere folgend, treppabwärts. Auf halbem Weg stieg ihm Kaffeeduft in die Nase sowie der vertraute Geruch nach übergekochter Milch. Sofort fühlte er sich heimisch.
    In der Küche wurde er mit großem Hallo empfangen. Der gesamte Bendersche Nachwuchs saß in sehr unzulänglicher Bekleidung um den Tisch und frühstückte. Übrigens ganz individuell. Clemens und Urban schaufelten Rühreier in sich hinein und langten zwischendurch in das große Glas mit eingemachten Gurken. Rüdiger löffelte Müsli. Melanie knabberte an einem Knäckebrot, das sie mit einer hauchdünnen Schicht Quark bestrichen und mit Schnittlauchröllchen garniert hatte.
    »Wieso seid ihr denn alle schon so unverschämt munter? Es ist doch erst kurz nach zehn.« Mit dem linken Fuß angelte sich Florian den noch freien Stuhl heran, setzte sich und griff nach dem Gurkenglas.
    »Habt ihr auch Rollmöpse?«
    »Nee, keine mehr da. Aber von der Toten Leiche ist noch was übrig geblieben.«
    »Noch ein Wort, und du bist selber eine!«, prophezeite Florian,

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