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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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voller Kraft auf die Solnhofener Fliesen. Der Krach hätte Tote aufwecken müssen, aber als Einziger reagierte der noch immer eingesperrte Klausdieter. Laut bellend kratzte er an der Toilettentür. Tinchen befreite ihn und ließ geduldig die stürmischen Dankesbezeigungen über sich ergehen. »Wir sind schon zwei arme Hunde, nicht wahr?« Klausdieter kläffte Zustimmung. Plötzlich kam ihr eine Idee. »Los, Klausdieter, such Herrchen!«
    Herrchen war alles andere als beglückt, als er seine zornfunkelnde Gattin der Tür stehen sah. Ernst Pabst hatte ein kleines Nickerchen gehalten, schlug beim Eintritt seiner Tochter aber schnell die Augen auf und gähnte herzhaft. »Hab’ ich gut geschlafen! Willst du uns zum Abendessen holen?«
    Tinchen hatte es die Sprache verschlagen. Da saßen die drei Mannsbilder, alle nicht mehr ganz nüchtern, und pichelten still vor sich hin, während sie sich die Hacken ablief, um Ordnung in diesen Saustall zu bringen. Leicht schwankend kam Florian auf sie zu und hielt ihr sein Glas entgegen. »Trink mal, Tine, du hast dir bestimmt einen Schluck verdient.« Er grinste albern. »Ich weiß gar nicht, warum die Russen so böse sein sollen! Ich jedenfalls könnte nach drei Gläsern Wodka die ganze Welt umarmen.«
    Mit einem vernichtenden Blick auf ihren selig vor sich hin brabbelnden Florian giftete Tinchen: »Wenn es den Herren nichts ausmacht, mal ihre ausgeruhten Hintern zu lüften, könnten sie vielleicht die Koffer nach oben tragen. Draußen sieht es noch immer aus wie bei einer Auktion kurz vor Beginn der Versteigerung.«
    »Werdet ihr denn mit den paar Klamotten nicht allein fertig?« Karsten legte keinen Wert auf weitere blaue Flecken. »Mutti sagt immer, so ein bisschen Aufräumen sei die reinste Spielerei.«
    »Dann komm doch endlich und spiel mit!«
    »Du hast ja Recht, Tinchen.« Herr Pabst rappelte sich auf, »aber wir hatten doch geglaubt, die jungen Leute würden dir helfen.«
    »Ich weiß, der Glaube versetzt Berge, aber leider keine Koffer. Rüdiger und Melanie haben sich genau abgeseilt wie ihr.«
    »Und wo ist Toni?«
    »Kocht Malventee.«
    »Immer noch?«, fragte Herr Pabst erschrocken. »Sie wird uns doch nicht alle damit abfüllen wollen?«
    »Als ich sie zuletzt sah, ließ sie sich über die Qualität von saurer Sahne aus.«
    »Im Tee?« Jetzt war Herr Pabst war wirklich entsetzt. »Sie wird doch nicht krank geworden sein?«
    Aber das hörte Tinchen nicht mehr. Sie war dabei, ihre Mannen einzuteilen. »Du, Florian, stellst den braunen Koffer in das Zimmer links vom Bad und den weißen ins Kinderzimmer. Der Nudelkarton muss ins Schlafzimmer, da sind meine Nachthemden drin, und in die Schachtel mit ›Vorsicht zerbrechlich‹ obendrauf hat Julia ihre Puppenkleider gepackt. Karsten kann das ganze Eingemachte vorläufig im Keller abladen, und du, Paps, bringst am besten eure Reisetasche nach oben und Muttis Hut.«
    Ächzend wuchtete Karsten den Waschkorb hoch. »Und was trägst du?«
    »Die Verantwortung«, sagte Tinchen.

    Florian lag im Bett und blätterte in einem Astrologiebuch, das er im Zimmer seiner Schwägerin gefunden hatte. »Ich wusste gar nicht, dass sich Gisela mit Sterndeuterei beschäftigt«, sagte er erstaunt, »sie ist doch sonst so sachlich.«
    »Na, manchmal lebt sie aber ganz schön hinter dem Mond.« Tinchen durchwühlte den Pappkarton, dessen Aufdruck 30 Packungen Frischeinudeln deklarierte, nach dem am wenigsten zerknautschten Nachthemd und entschied sich für das Prunkstück ihrer Sammlung: himmelblau mit Röschenmuster, bodenlang und hochgeschlossen.
    »Du siehst aus wie die fromme Helene.«
    »Genau das will ich auch«, sagte Tinchen patzig und ging ins Bad. Florian widmete sich wieder der Astrologie. Plötzlich lachte er laut auf. »Weißt du was, Tine? Wenn du nur zwei Tage später auf die Welt gekommen wärst, dann hättest du jetzt einen sanftmütigen Charakter, wärst intelligent, geistreich und ehrgeizig.«
    Ein triefender Badeschwamm flog durch die geöffnete Tür und landete in Florians Gesicht.
    »Na warte, du Biest!« Er sprang aus dem Bett und konnte gerade noch sein Bein dazwischenstellen, bevor Tinchen die Tür ins Schloss zu drücken versuchte. Allerdings hatte er nicht beachtet, dass ein nackter Fuß als Prellbock ungeeignet ist. »Autsch!!!« Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte er zurück ins Zimmer.
    »Siehst, wer anderen eine Grube gräbt …«, feixte Tinchen und ließ sich aufatmend ins Bett fallen. Wie von der Tarantel

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