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Das Mädchen am Rio Paraíso

Das Mädchen am Rio Paraíso

Titel: Das Mädchen am Rio Paraíso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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Gegenüber dafür zu unverständig erschien. Ich ärgerte mich maßlos darüber. Er hätte doch wirklich einmal nachsehen können, anstatt meine Geschichte von vornherein als Unfug abzutun.
    »Was gibt es denn zu essen, jetzt, wo wir das köstliche Krokodil nicht mehr verzehren können?«, lenkte er vom Thema ab.
    »Nichts«, blaffte ich ihn an.
    »Hör mir mal gut zu, Klärchen. Ich weiß, dass es schwierig für dich ist hier draußen. Für mich auch. Und durch deine, ähm, anderen Umstände bist du noch empfindlicher als andere. Aber ich lasse nicht zu, dass du hier durchdrehst. Deine Lügengeschichten kannst du anderen auftischen, mir tischst du bitte schön ein anständiges Essen auf. Ich habe nämlich geschuftet wie ein Tier und habe einen Mordshunger. Ende der Diskussion.«
    Mir schossen Tränen in die Augen, aber ich fügte mich. Auf meinem Weg zur Kochstelle hörte ich ihn sagen: »Und keine Krokodilstränen«, woraufhin er in gemeines Gelächter ausbrach und ich nur noch heftiger heulte.
    Ich hantierte mehr oder weniger blind mit dem Essen herum. Durch meine Tränen verschwamm alles vor meinen Augen. Ich nahm einen Scheffel Maismehl sowie ein Löffelchen Salz und gab beides in einen Topf mit Wasser. Den fertigen Brei würde ich in dicke Scheiben schneiden und diese in Öl anbraten.
    Das hatte ich jetzt ein paarmal so gemacht, es war sättigend und einigermaßen essbar. Vor allem aber war es so einfach zuzubereiten, dass es mir sogar in meinem aufgelösten Zustand gelingen würde. Und passend war es ebenfalls: Am Karfreitag gedachte man schließlich durch die frugale Kost der Leiden unseres Herrn Jesus Christus, die man damit sozusagen nachvollzog.
    Als ich das Essen auftischte, hatte Hannes immerhin ein frisches Hemd angezogen, die Stühle an den Tisch gerückt und eine feierliche Miene aufgesetzt.
    »Es ist Karfreitag. Da sollten wir ein Gebet sprechen.«
    »Wie du meinst.« Das kam schroffer heraus, als ich beabsichtigt hatte. Eigentlich war ich froh, dass Hannes daran gedacht hatte.
    Er zuckte die Achseln, faltete die Hände zum Gebet und sah vor sich auf den noch leeren Teller. »Lieber Herr im Himmel, wir danken dir, dass du uns auch an diesem Tag genug zu essen gegeben hast. Wir danken dir, dass wir beide gesund sind, um mit unserer Hände Arbeit deine Erde zu bearbeiten. Wir danken dir, dass wir bald mit Nachwuchs gesegnet sein werden. Und wir bitten dich: Lass uns hier draußen nicht im Stich. Schicke uns keine weiteren Krokodile oder ähnliche Prüfungen, damit wir gesund bleiben und damit wir eines Tages mit Wohlstand und einer großen Familie gesegnet sind. Darum bitten wir dich. Amen.«
    Er schaute mich schüchtern und mit gesenktem Kopf an, so als fürchtete er, zu weit gegangen zu sein, indem er erneut das leidige Krokodil erwähnt hatte.
    Ich mied seinen Blick. Ich ertrug es nicht, dass mein eigener Mann mir nicht glaubte, dass er dachte, ich würde langsam verrückt werden und Dinge sehen, die gar nicht da waren. Lange hielt ich mich mit derlei Gedanken aber nicht auf, denn als das Kind in meinem Bauch eifrig zu strampeln begann, war ich augenblicklich abgelenkt.
    Ich hätte Hannes’ Hand nehmen und stillschweigend auf meinen gewölbten Leib legen können. Diese Geste hätte sicher den häuslichen Frieden wiederhergestellt. Aber mein Groll auf ihn war stärker. Mich verlangte nicht nach Harmonie, sondern nach Taten. Ich wollte, dass er hinausging und nachprüfte, was ich ihm erzählt hatte. Also genoss ich klammheimlich die Freude darüber, dass unser Kind quicklebendig und anscheinend mit großem Bewegungsdrang gesegnet war, was ich als gutes Zeichen sah. Unbewusst musste ich mir den Bauch gerieben haben, denn Hannes sagte in sehr versöhnlichem Ton: »Ja, das schmeckt wirklich gut.«
    Im Stillen sprach ich ein eigenes Gebet: »Schenke mir, oh Gott, die Gnade der Geduld mit diesem Kerl!« Ich atmete tief durch und zwang mich, nichts zu erwidern, was Hannes einen weiteren Hinweis hätte liefern können, dass ich nicht ganz bei Trost war. Wir aßen unser kärgliches Mahl schweigend zu Ende. Danach legte Hannes sich für eine Stunde in die Hängematte, weil wir die Erfahrung gemacht hatten, dass die Arbeit in der Mittagshitze einfach zu mörderisch war. Man bekam davon höchstens einen Sonnenstich. Ich spülte unterdessen unser Geschirr ab und setzte mich anschließend auf einen Stuhl, wo ich meinen trübsinnigen Gedanken nachhing.
    Das Kind trat mich unentwegt. Ich hätte herumlaufen, mich

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