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Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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es dir, wenn ich dir sage, dass ich es ohnehin weiß?«
    Sie fuhr auf. »Was weißt du?«
    »Dass du fürchtest, dein Bruder könnte zwar nicht diesen, aber zwei andere Morde begangen haben.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von ihm«, erwiderte er ruhig. »Und weder von ihm noch von mir weiß es irgendwer sonst.«
    »Er hat dir diese zwei Morde gestanden?«, schrie sie auf. »Der verfluchte Linhart hat mich fast glauben lassen, es gäbe noch einen dritten – aber den Vater und Endres, die hat wirklich Diether ums Leben gebracht?« Sie glaubte das Blut zu sehen, die Schnitte im Hals. Mit einem Schlag wurde ihr klar, was es bedeutete.
    »Lass alles zu, was du denkst.«
    »Lentz hat Recht«, murmelte sie dumpf. »Damit kann er nicht leben.«
    »Wohl nicht«, sagte Thomas. »Aber er hat es nicht getan.«
    Die Erleichterung kam in Wellen, die ihren Körper erschütterten. Wie um sich vor dem Ertrinken zu retten, hielt sie sich an seinen Schultern fest. »Oh, Thomas, ist das wirklich wahr, bist du dir sicher, ist diese grauenhafte Angst vorbei? Ich habe gedacht, sie frisst mich auf, aber dir hat er gesagt, er hat es nicht getan, und du hast ihm ohne Zweifel geglaubt?«
    »Ja.«
    »Ich wollte, ich hätte es gekonnt!« Tränen drohten ihr die Stimme zu rauben, doch sie kämpfte um jedes Wort. »Er ist mein Bruder, ich hätte doch wissen müssen, dass er zu einem Mord nicht fähig ist. Ich habe deinen armen Vater in Grund und Boden gescholten, dabei wiegt mein Unrecht viel schwerer als das seine.« Unter Tränen, die sich nicht länger aufhalten ließen, erzählte sie ihm, was am vergangenen Morgen geschehen war.
    Die ganze Zeit über hielt er sie in den Armen, und als sie fertig war, sagte er: »Ihr beide, du und mein Vater, seid nicht so fürchterlich streng mit euch. Ja, ich habe fast den Verstand darüber verloren, dass mein Vater mich für einen Schänder hielt, und vorgestern Nacht auf dem Neuen Markt habe ich aus ähnlichem Grund deinen Bruder Lentz angebrüllt. Aber solches Denken ist nicht nur selbstgerecht, sondern vor allem dumm. Die, die vor der Kirche den Propst erschlagen haben, waren keine Ungeheuer, sondern nette Leute, die sich dergleichen selbst niemals zugetraut hätten. Verbrecher tragen kein Mal auf der Stirn wie Kain, und wir alle sind im Guten wie im Schlimmen zu mehr fähig, als wir auch nur zu denken wagen.«
    »Aber du kannst es doch!«, rief Magda. »Du, ein Fremder, hast Diether ohne Wenn und Aber geglaubt, dass er die Morde nicht begangen hat. Ich hingegen, seine eigene Schwester, habe an ihm gezweifelt, obgleich er auch mir gesagt hat, dass er es nicht war.«
    »Aber wie solltest du ihm denn glauben? Er war zweimal dabei, als ein Mitglied eurer Familie auf dieselbe Weise abgeschlachtet wurde, er will zweimal niemanden gesehen haben, und als du ihn bedrängst, benennt er einen zisterziensischen Prior, der nicht belangt werden kann. Du bist ein kluges Mädchen, Magda. So gern du die Geschichte auch glauben wolltest, der Zisterzienser, der sich im Moor verkroch, bis dein Vater und dein Verlobter dort vorbeistampften, der seinen Opfern ein Messer stahl und es ihnen aus fadenscheinigsten Gründen in den Hals stach, wollte einfach nicht in deinen Kopf.«
    »Aber du hast doch auch …«
    »Nein«, unterbrach er. »Ich hätte diesen Unsinn auch nicht geglaubt, aber ich bin im Vorteil. Mir hat Diether gesagt, wer es wirklich war.«
    »Wer?«, flüsterte Magda und grub die Hände noch tiefer in die Muskeln seiner Schultern.
    Thomas schüttelte den Kopf. »Als Franziskaner darf ich in solchen Fragen nicht schwören, aber ich habe es trotzdem getan. Ich habe Diether geschworen, dass ich es keinem Menschen verrate.«
    »Aber das musst du doch! Was ist, wenn es bis zum Rat vordringt und sie ihn verurteilen, weil sie ihn ohnehin für einen Mörder halten?«
    »Magda«, sagte er und küsste ihre Augen. »Kannst du jetzt einmal durchatmen und versuchen zu vertrauen? Ich habe dir gesagt, als Franziskaner darf ich gar nicht schwören, und doch hielt ich es für nötig und habe es getan. Kannst du mir bitte glauben, dass ich einen solch albernen Schwur im Notfall auch breche, ohne mit der Wimper zu zucken?«
    Mit einem Schlag wich die Anspannung von ihr. Erlöst vergrub sie das Gesicht an seinem Hals. »Nicht wahr, das würdest du tun? Wenn es zum Schlimmsten kommt, würdest du den Schwur brechen und den wahren Täter preisgeben?« Sie scherte sich nicht einmal darum, wer jener Täter sein mochte, war nur selig, dass

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