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Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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kein Mann deiner Familie gutheißen könnte.«
    »Herr im Himmel, Endres!«, platzte Magda heraus. »Kannst du dich noch ein bisschen geschwollener ausdrücken? Dann verstehe ich nämlich kein Wort mehr.«
    Endres räusperte sich.
    »Na komm schon«, drängte Magda. »Heraus mit der Sprache!«
    Er blieb ernst und hob den Blick nicht vom Boden. »Du bist mir lieb«, stieß er rau hervor. »So wie keine andere. Als ich dich eben angefasst habe, da hätt’ ich’s wie ein Bruder tun wollen. Aber ich bin ja nicht dein Bruder, Magdalen. Ich bin’s ja nicht.«
    »Und weißt du was?«, rief Magda geradezu triumphierend und küsste seine Wange hemmungslos ein zweites Mal. »Ich bin froh, dass du’s nicht bist. Heilfroh bin ich. Warum soll das Mannsvolk in meiner Familie nicht gutheißen, wenn du und ich heiraten? Ich bekomme einen braven Mann, und das Gewerbe bekommt einen tüchtigen Brauer. Besser geht es doch nicht.«
    »Du darfst das nicht, Magdalen.«
    »Was soll ich nicht dürfen?«
    »Das«, murmelte Endres und wies, statt das gefährliche Wort auszusprechen, auf seine Wange, auf der ein wenig Nässe glänzte. »Wie könnte denn ich dich heiraten? Ich habe nichts, bin nichts, habe ja noch nicht einmal vor der Zunft meine Prüfung abgelegt.«
    »Warum tust du’s dann nicht?«, erwiderte Magda trocken. »Diether sagt, er kann dir im Brauhaus nicht das Wasser reichen, und der Großvater sagt, das können auch Utz und Lentz nicht mehr.«
    »Dass das nicht wahr ist, weißt du.«
    »Und weshalb sollte mein Großvater lügen?«
    Endres zuckte die Schultern. »Weil er ein netter Mann ist.«
    Magda lachte laut auf. »Mein Großvater ist Seyfrid, der Harzer, und das heißt so manches hier in Bernau. Einen netten Mann aber hat ihn, glaube ich, nicht einmal seine eigene Schwester je genannt.«
    »Dann eben weil er Mitleid mit mir hat«, mutmaßte Endres. Er hatte einen Stock aufgehoben und bohrte damit in der Erde, die schon steinhart wurde, obwohl der Sommer gerade erst vorüber war. »So oder so – nichts von alledem bedeutet, dass er mich seine Enkelin heiraten ließe. Sein Liebstes würde er doch wohl keinem Habenichts geben, nur weil der Habenichts ihm leidtut.«
    »Aber du musst doch kein Habenichts bleiben, Endres!« Es war zum Haareraufen, warum betrug sich dieser kluge Bursche nur auf einmal so dumm? »Du legst deine Prüfung vor der Zunft ab, dann kannst du Geselle werden, und dann …« Sie brach ab, weil ihr siedend heiß ein schrecklicher Gedanke kam.
    »… gehe ich auf Wanderschaft«, sprach er aus, was sie gedacht hatte. Als Brauergeselle würde er durch das Land ziehen müssen, um sich seine Sporen zu verdienen. Sie würde ihn auf Jahre nicht sehen, und wer weiß, vielleicht würde er sie in der Fremde vergessen, weil ihn andere umgarnten, mit deren Reizen ein struppiges Kälbchen aus Bernau nicht mithalten konnte. Auf seine unauffällige Weise war er ein ansehnlicher Bursche, auch wenn er das allem Anschein nach nicht wusste. Er würde an jeder Straßenecke ein anderes Mädchen finden. Magdas Herz, das federleicht gewesen war, wurde in ihrer Brust zu einem Klumpen Blei.
    »So lange würdest du niemals auf mich warten«, sagte Endres. »Und warum solltest du? Du bist die Enkelin von Seyfrid Harzer, und du bist das pfiffigste, netteste Mädchen von Bernau. Du könntest jeden haben, der dir gefällt.«
    Magdas Herz spielte vollends verrückt, begann zu hämmern und veranstaltete einen kleinen Hoppeldei in ihrer Brust. »Denkst du das wirklich von mir?«
    Endlich blickte er auf, sein Gesicht ein Inbild der Verblüffung. »Ja, was soll ich denn sonst von dir denken?«
    »Du bist ein Dummkopf, Endres Kannengießer!«, rief sie. »Ein regelrechtes Rindvieh bist du!« Dann nahm sie sein Gesicht in die Hände und drückte ihm den nächsten Kuss mitten auf den Mund. Nur einen Herzschlag lang kostete sie seine Lippen, aber der Geschmack und die Fülle genügten, um sie zu berauschen. Sie wollte ihn wieder küssen und wieder und wieder! Es war wie mit dem Früchtebrot, das Barbara zum Weihnachtstag gebacken hatte, in das man wieder und wieder hineinbeißen wollte, weil man die Süße, wenn sie von Gaumen und Zunge verschwand, sofort noch einmal schmecken musste.
    Sie setzte von Neuem an, doch er kam ihr zuvor und legte ihr sacht zwei Finger auf die Lippen. »Bist du dir denn sicher?« Beinahe flüsterte er. »Magdalen, mein Schatz?«
    Sie nickte heftig.
    »Du könntest den Linhart bekommen«, wandte er ein.
    »Und wer

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