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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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kleinlichen Glück des Eigentums, das schnell abstumpft und Unzufriedenheit hervorruft. Wir lehren euch das weit größere Glück des Verzichts, das Glück, anderen helfen zu können, das Glück wahrer Freude an der Arbeit.
    Die Sorge um die körperliche Erziehung, das saubere, anständige Leben vieler Generationen hat euch vor dem dritten großen Feind der menschlichen Psyche bewahrt: der Gleichgültigkeit. Energiegeladen, ausgeglichen, psychisch gesund, reiht ihr euch in die Welt der Arbeit ein. Je vollkommener ihr seid, um so vollkommener ist die Gesellschaft, denn hier besteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Ihr werdet euch ein hohes geistiges Milieu in der Gesellschaft schaffen, zu der ihr gehört, und sie wiederum wird euch erhöhen. Die gesellschaftliche Umwelt ist der wichtigste Faktor der Erziehung und Bildung des Menschen. Sein ganzes Leben über wird der Mensch erzogen und geformt.«
    Ewda Nal machte eine Pause, strich sich mit einer flüchtigen Handbewegung übers Haar und fuhr dann fort: »Träumerei nannten einst die Menschen das Bestreben, die Wirklichkeit zu erkennen. So aber werdet ihr euer Leben lang träumen und freudig Erkenntnisse sammeln, euch weiterentwickeln, kämpfen und arbeiten. Laßt euch durch plötzliche Rückschläge nicht beirren — das sind gesetzmäßig wiederkehrende Windungen in der Entwicklungsspirale. Die Wirklichkeit der Freiheit ist hart, doch durch die Disziplin eurer Ausbildung und Erziehung seid ihr darauf vorbereitet. Deshalb ist euch, die ihr eure Verantwortung kennt, jederzeit eine Veränderung eurer Tätigkeit gestattet, wenn ihr persönlich Freude daran habt. Die Träume von paradiesischer Untätigkeit sind durch die Geschichte ad absurdum geführt; sie widersprechen der kämpferischen Natur des Menschen. Jede Epoche hat ihre Schwierigkeiten,doch die rasche und unaufhaltsame Entwicklung der Kenntnisse und Gefühle der Wissenschaft und der Kunst bedeutet für die gesamte Menschheit größtes Glück.«
    Nachdem Ewda Nal ihren Vortrag beendet hatte, begab sie sich zu den vorderen Sitzreihen, wo Weda Kong sie empfing, wie sie auf dem Fest Tschara empfangen hatte. Alle Anwesenden erhoben sich mit der Geste, mit der man einem noch nie erlebten Kunstgenuß Beifall zollt.

Der tibetanische Versuch
    Die Kor-Yull-Anlage befand sich auf dem Gipfel eines Tafelberges, der nur einen Kilometer vom tibetanischen Observatorium des Rates für Astronautik entfernt lag. Hier, in viertausend Meter Höhe wuchsen keine Pflanzen mehr, außer den vom Mars eingeführten schwarzgrünen, blattlosen Bäumen mit den zum Wipfel hin gebogenen Zweigen. Der Schnee an den Hängen und in den Gesteinsspalten glänzte in dem strahlenden Weiß, das der reine Bergschnee unter einem funkelnden Himmel annimmt.
    Hinter den Mauerresten eines alten Klosters ragte ein röhrenförmiger Stahlturm empor, der von zwei durchbrochenen Bögen gekrönt war. Auf ihnen wand sich eine riesige Spirale aus Berylliumbronze, bedeckt von weißen Rheniumkontakten, dem Himmel entgegen. Dicht an die erste Spirale schloß sich eine zweite an, die mit der offenen Seite zum Boden gerichtet war. Auf ihr verteilt waren acht große Kegel aus einer grünlichen Borlegierung, von denen Rohre mit einem sechs Meter dicken Durchmesser abgingen. Zu ihnen führen Masten mit Leitringen — eine provisorische Abzweigung von der Observatoriumshauptleitung, die während einer Sendung die gesamte Energie aller Kraftwerke der Erde aufnahm. Befriedigt betrachtete Ren Boos die Veränderungen, die Freiwillige in unwahrscheinlich kurzer Zeit bewerkstelligt hatten. Am schwierigsten war es gewesen, die tiefen Gräben in dem unnachgiebigen Berggestein auszuheben. Doch jetzt war auch das geschafft. Die Freiwilligen, die natürlich als Belohnung das große Experiment miterleben durften, hatten für ihr Zeltlager einen flachen Berghang hinter dem Observatoriumsgelände gewählt. Mwen Mass, in dessen Händen alle Verbindungen mit dem Kosmos lagen, saß fröstelnd auf einem Stein Ren Boos gegenüber und erzählte ihm ausführlich die Neuigkeiten des Rings. Der Satellit 57 wurde in der letzten Zeit zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit den Stern- und Planetenschiffen verwendet und arbeitete nicht für den Ring. Mwen Mass berichtete vom Tod Vlih os Dhis’ auf dem E-Stern, und der Physiker sagte lebhaft: »Eine so große Schwerkraft in einem E-Stern führt bei einer weiteren Evolution des Sterns zu einem starken Erglühen. Es entsteht ein violetter Überriese

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