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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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leben schon einen Monat an dieser Küste. Ihr transportables Atelier steht am Ende der Bucht.«
    Dar Weter streckte der jungen Frau, die ihn aus großen blauen Augen ansah, die Hand entgegen. Für einen Augenblick stockte ihm der Atem — diese Frau hatte etwas an sich, was sie von allen anderen unterschied. Sie stand zwischen Weda Kong und Ewda Nal, aber die durchgeistigte und strenge Schönheit der beiden Forscherinnen verblaßte vor der ungewöhnlichen Faszination der Unbekannten.
    »Ihr Name hat eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem«, sagte Dar Weter.
    Die Mundwinkel der Unbekannten zuckten vor verhaltenem Spott.
    »Ebenso wie Sie selbst eine gewisse Ähnlichkeit mit mir haben.«
    Dar Weter blickte über den dichten, glänzenden Schopf ihres schwach gekräuselten schwarzen Haares hinweg und lächelte Weda zu.
    »Dar, Sie verstehen es nicht, den Frauen Komplimente zu machen«, sagte Weda, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Ist das denn heutzutage noch nötig, da wir uns gegenseitig nichts mehr vorzutäuschen brauchen?«
    »Auch heute noch«, mischte sich Ewda Nal ein. »Und es wird immer nötig sein.«
    »Ich würde mich freuen, wenn man mir das erklärte.« Dar Weters Gesicht hatte sich ein wenig verfinstert.
    »In einem Monat halte ich an der ›Akademie des Leides und der Freude‹ meine Herbstvorlesung«, entgegnete Ewda. »Darin wird viel von der Bedeutung der unmittelbaren Emotionen die Rede sein.« Sie nickte dem herangekommenen Mwen Mass zu.
    Der Afrikaner ging wie immer gemessen und lautlos. Dar Weter bemerkte, wie sich Tscharas braune Wangen mit flammender Röte überzogen. Mwen Mass verbeugte sich gleichmütig.
    »Ich habe Ren Boos mitgebracht. Er sitzt dort auf dem Stein.«
    »Gehen wir zu ihm«, schlug Weda vor. »Wir begegnen dann sicherlich auch Miiko. Sie holt die Tauchgeräte. Kommen Sie mit, Tschara?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Ich warte auf den Meister. Die Sonne steht schon tief, und bald beginnt unsere Arbeit.«
    »Es ist doch bestimmt nicht leicht, Modell zu stehen, nicht wahr?« erkundigte sich Weda. »Ich bewundere Sie. Ich könnte es nicht.«
    »Das habe ich auch immer geglaubt. Aber wenn den Künstler eine Idee gepackt hat, dann wird man von ihr mitgerissen. Man sucht selbst nach der idealen Verkörperung seiner Vorstellungen. Jede Bewegung, jede Linie besitzt Tausende von Nuancen. Man muß sie erhaschen wie flüchtige Töne.«
    »Sie sind für den Maler einfach eine großartige Entdeckung, Tschara!«
    »Ja, das ist sie!« unterbrach Weda eine laute Baßstimme. »Und was meinen Sie, wie ich sie entdeckt habe! Es hört sich sehr unwahrscheinlich an.« Kart San, der Maler, schüttelte die hocherhobene Faust. Sein helles Haar flatterte im Wind, sein wettergegerbtes Gesicht war gerötet.
    »Begleiten Sie uns, wenn Sie Zeit haben, und erzählen Sie es«, bat Weda.
    »Ich bin zwar ein schlechter Erzähler,aber es ist an sich schon interessant. Ich beschäftigte mich damals mit der Rekonstruktion der verschiedenen Rassentypen, die es einst, bis zur Ära der Partikularistischen Welt, gab. Nach dem Erfolg, den mein Bild ›Die Tochter Gondwanas‹ hatte, wollte ich unbedingt den Typ einer anderen Rasse rekonstruieren. Ich wollte ein Bild malen ›Die Tochter der Thetis‹, des Mittelmeeres. Mich beeindruckte, daß in den Sagen des alten Griechenlands, Kretas, des Zweistromlandes, Amerikas und Polynesiens die Götter dem Meer entstammten. Was gibt es Wunderbareres als die altgriechische Sage von Aphrodite, der Göttin der Liebe und der Schönheit! Allein schon der Name: Aphrodite Anadiomene — die Schaumgeborene. Eine Göttin, hervorgegangen aus Schaum und dem Licht der Sterne über nächtlichem Meer. Welch Volk hat je etwas Poetischeres ersonnen!«
    »Aus Sternenlicht und Meeresschaum«, hörte Weda Kong Tschara flüstern und blickte das Mädchen verstohlen an.
    Das strenge, wie aus Holz geschnitzte Profil Tscharas rief die Erinnerung an längst vergangene Zeiten wach. Die kleine, gerade, ein wenig abgerundete Nase, die leicht fliehende breite Stirn, das energische Kinn und vor allem der große Abstand zwischen Nase und Ohren — all das waren typische Züge der Völker des antiken Mittelmeergebiets.
    Weda musterte sie unauffällig von Kopf bis Fuß und fand, daß alles an ihr ein wenig übers rechte Maß hinausging. Die Haut war zu glatt, die Taille zu schmal, und die Hüften waren zu breit. Da sie sich betont gerade hielt, wirkte ihre straffe Brust zu üppig. Aber vielleicht

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