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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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mein Vater reagieren würde, wenn er erfuhr, dass ich noch lebte. Würde er weinen vor Erleichterung und Glück und die Köche anweisen, zur Feier des Tages die besten Speisen aufzufahren? Würde er sich zurückziehen, um darüber zu grübeln, wie man mich so viele Wochen vor der Welt hatte verbergen können – oder gar die richtigen Schlüsse ziehen und wüten und toben, weil ich die Gunst der Stunde (wenn man im Zusammenhang mit dem schrecklichen Beben denn davon reden wollte) genutzt hatte, um mit Cocha und den Paradieslosen fortzulaufen? Oder würde er dem Boten schlicht kein Wort glauben, einen Hinterhalt Gormos oder etwas Vergleichbares fürchten und den Überbringer der Kunde an Ort und Stelle hinrichten lassen?
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Aber ich sollte bald eine Vorstellung davon bekommen.
    Als wir vom Hafen aus auch durch die stärksten Fernschauer nicht mehr sichtbar waren, führten Kratt und Mikkoka ein geschwisterliches, triumphierendes Freudentänzchen auf, ehe Kratt Anna endlich mit einer knappen Geste dazu aufforderte, den Kugelpuffer wegzustecken. Noch während mir ein ganzer Steinbruch vom Herzen purzelte, verschwanden die drei durch die Luke, die aufs Unterdeck hinabführte, und ich verharrte noch ein paar reichlich unterkühlte Atemzüge lang in meiner Schockstarre, während der eisige Wind auf mich einpeitschte, ehe ich herumwirbelte und in die Navigationskajüte stürmte.
    Inzwischen waren neben Golondrin auch die Zwillinge und Tronto dort, die sich die wichtigsten Funktionen von Cocha erläutern ließen. Als ich in den Raum platzte, erzählte der gerade irgendetwas von Windrichtungen und Steuerwinkeln, aber ich unterbrach seinen kompakten Navigationskurs jäh, indem ich Golondrin den Beutelwolfwelpen in die Hand drückte und Cocha an der Schulter vom Steuerrad wegriss. Das ist übrigens das Ding, an dem Barrum da so hektisch kurbelt …
    »Chita!«, strahlte Cocha, als bemerkte er nichts von der heißen Wut, die aus meinen Augen loderte. »Du hast dich toll gemacht als vermeintliche Geisel«, lobte er mich. »Ich bin stolz auf dich. Und ich wäre gern bis zum Schluss da draußen bei euch geblieben. Aber wie du siehst, ist mein Typ hier gefragt …« Er machte eine Geste, die all die blitzenden und blinkenden Apparaturen in der Navigationskajüte einschloss. »Ein großartiges Schiff«, lobte er. »In jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand. Und trotzdem kinderleicht zu bedienen.«
    Ich schlug ihm ins Gesicht. »Du Betrüger!«, brüllte ich ihn an. »Du hast von alldem gewusst, richtig? Du wusstest ganz genau, dass Kratt mich als Geisel missbrauchen würde! Ihr hattet nie vor, den Norgalern etwas anderes zu erzählen!«
    »He! Ganz ruhig …« Cocha rieb sich die rot glühende Wange und musterte mich mit gerunzelter Stirn. »Wir wollten dir nicht alles zu genau erklären«, entschuldigte er sich schließlich. »Du bist eine Sprachkundige, keine Schauspielerin. Ein bisschen erschrecken mussten wir dich schon, damit alles ganz echt wirkt. Aber du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass Anna auf dich schießen würde, oder?«
    »Würde sie nicht?«, fauchte ich außer mir. »Immerhin war sie deine Geliebte!«
    Cocha schnitt eine Grimasse, die seine Nasenflügel unvorteilhaft verformte. Aber seine Miene entspannte sich schnell wieder, und er strich mir sanft mit dem Handrücken über die Wange. Ich wich demonstrativ zurück.
    »Tronto zeigt dir das Schiff und weist dir eine Kajüte zu, in der du dich ausruhen und den ersten Schreck überwinden kannst«, beschloss er, und Tronto trat an meine Seite und wartete darauf, dass ich ihm aus der Navigationskajüte folgte. »Wärm dich auf und komm ein bisschen zur Ruhe. Du kannst es sicher gebrauchen.«
    Er lächelte sein verständnisvollstes, väterlichstes Lächeln, und ich spürte, wie mein Zorn zu verrauchen drohte, obwohl ich natürlich bewusst versuchte, ihn aufrechtzuerhalten. Ich hatte ein gutes Recht, enttäuscht und wütend zu sein, bei allen Sternen am Himmel! Sie alle hatten mich nach allen Regeln der Kunst hintergangen und belogen – gemeinsam und ohne jeden Skrupel! Das hatte ich nicht verdient!
    Obwohl sich jede Zelle meines Körpers in seine warme, schützende Umarmung flüchten wollte, versteifte ich mich.
    »Ihr seid alle Lügner und Verräter«, schnaubte ich. »Dich ausdrücklich eingeschlossen. Du bist keinen Deut besser als Mikkoka oder ihr verkommener Bruder. Du hast mich nur benutzt«, warf ich ihm vor, obwohl mein Herz

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